Neue Fraunhofer Studie zeigt Trends für den Industrieservice in der Industrie 4.0
28.02.2017 -
Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) hat im Auftrag des Wirtschaftsverbandes für Industrieservice (WVIS) die Studie „Herausforderungen und Trends für den Industrieservice in der Industrie 4.0“ durchgeführt. Die zentralen Erkenntnisse führen zu der Empfehlung, dass neue Pfade für die Instandhaltung erschlossen werden, indem Mitarbeiter mit den verfügbaren Daten und Technologien im Einsatz zielgerichtet unterstützt werden.
„Die technische Komplexität von Anlagen und Maschinen wächst kontinuierlich an. Gleichzeitig verringern sich Innovationszyklen und neue Technologien werden in immer kürzeren Abständen in der Produktion eingesetzt“, resümiert Dr. Thomas Heller, Abteilungsleiter im Bereich Anlagen- und Servicemanagement am Fraunhofer IML. „In Kombination mit der immer intensiveren Einbindung von IT und der Vernetzung von Aggregaten auf dem Shopfloor ergeben sich völlig neue Anforderungen an die Qualifikation und die Unterstützung von Instandhaltern – wir brauchen hochqualifizierte Fachkräfte im Industrieservice“, bilanziert Heller.
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels gewinnen dadurch zwei Aspekte zusätzlich an Brisanz: Die Sicherung einer ausreichenden Anzahl gut ausgebildeter Instandhalter für die Zukunft sowie die Speicherung und der Transfer vorhandenen Wissens bestehender Mitarbeiter auf Nachwuchskräfte. Das größte Potenzial zur Bewältigung dieser Herausforderungen liegt dabei in den verfügbaren Daten der Industrie 4.0.
Die systematische Auswertung von Daten bietet u.a. die Möglichkeit mehr über das Verhalten und den Zustand technischer Anlagen zu erfahren, früher über Veränderungen informiert zu sein und ungeplante „Feuerwehreinsätze“ in präventive Wartungsmaßnahmen umzuwandeln. „Die systematische Auswertung und Nutzung der Daten vom Shopfloor öffnet industriellen Servicedienstleistern nicht nur wirtschaftlich neue Möglichkeiten durch neue Geschäftsmodelle“, beschreibt Dr. Reinhard Maaß, Geschäftsführer des WVIS, diese Entwicklung. Es ergeben sich ebenso Chancen für die Mitarbeiterqualifikation, in dem Daten den Lernprozess unterstützen oder gar fehlendes Erfahrungswissen kompensieren können. Außerdem führe die zuverlässigere Planbarkeit von Instandhaltungseinsätzen zu deutlich stabileren Arbeitszeiten – der Industrieservice werde dadurch familienkompatibel und zeige sich neben den neuen, IT-basierten Arbeitsplätzen endlich auch im operativen Bereich für potenzielle MitarbeiterINNEN als Arbeitgeber wesentlich attraktiver, so das Fazit von Maaß.
Insgesamt birgt die Industrie 4.0 für den Industrieservice somit zu gleichen Teilen eine Vielzahl an neuen Herausforderungen wie auch Chancen zu deren Bewältigung und der Weiterentwicklung der Branche. Die genauen Ergebnisse sowie weitere Detail können unter infoqwvis.eu angefordert werden.
Mit Industrie 4.0 hat weltweit die nächste industrielle Revolution begonnen. Für die gesamte Industrie sind Chancen und Auswirkungen der Digitalisierung. So wird Industrie 4.0 allein in Deutschland die Prozesslandschaft, aber auch die Geschäftsmodelle grundlegend verändern und zu einer deutlichen Effizienzverbesserung führen. Vor diesem Hintergrund wird sich auch die Rolle des Industrieserviceanbieters wandeln – vom externen Instandhalter hin zum fachübergreifenden Serviceprovider. Insgesamt wird der Industrieservice im Zuge der Industrie der Zukunft weltweit wichtige Impulse erhalten. Laut dem WVIS-Branchenmonitor 2016, der erstmals Entwicklungsstand und Handlungsbedarfe des Industrieservice für Industrie 4.0 untersucht hat, sehen die Anbieter von industriellen Dienstleistungen die digitale Industrie als eine Möglichkeit, die Wertschöpfung ihrer Services zu erhöhen – etwa durch vorausschauende Instandhaltung oder durch eine verstärkte Implementierung und Nutzung digitaler Sensorik. „Gerade das vorbeugende Instandhalten sowie Veränderungen der Prozesse beim Kunden unterstützen den Trend, Industrieservice in Kernprozesse einzubinden“, stellt Maaß fest. „Gleichzeitig führen Vernetzung und Flexibilisierung der Wertschöpfungsketten zu einer engeren Bindung der Kunden an die industriellen Dienstleister.“
Herausforderungen sind groß
Tatsächlich sind Industrieserviceanbieter in puncto vorausschauende Instandhaltung mit innovativen Services bereits am Markt oder entwickeln diese weiter. Ähnlich verhält es sich bei den Themen KPI-Transparenz, Fernwartung, zentrale Anlagenüberwachung, Datenerfassung und Lager/Logistik. Dennoch besteht bei vielen Branchenunternehmen Handlungsbedarf. So räumen fast 60% der befragten Industriedienstleister ein, Industrie 4.0 nur zum Teil mit der richtigen Priorität zu behandeln – oder gar nicht. Marktreife Produkte oder Services entstehen eher projektbezogen oder in Zusammenarbeit mit dem Kunden. Auch wird eine Vielzahl neuer Produkte nicht als eigenständige Dienstleistung angeboten.
Zugleich sind sich die Industrieserviceunternehmen bewusst, dass sich mit der wachsenden Digitalisierung in der Industrie die Ansprüche an ihre Leistungserbringung wandeln. So ist für 65% der Teilnehmer des Branchenmonitors methodische Kompetenz künftig wichtiger als heute. „Neue Geschäftsmodelle sind ebenso erforderlich wie innovative Dienstleistungen. Auch müssen Entwicklungspartnerschaften zwischen Kunden und Industrieserviceanbietern zügig umgesetzt werden. Nicht zuletzt sind die Mitarbeiter bedarfsgerecht zu qualifizieren, da sich ihre Anforderungsprofile nachhaltig verändern“, meint Maaß und fügt hinzu: „Rasches Handeln tut Not, um von den Chancen, die die Digitalisierung der Industrie weltweit bietet, nachhaltig zu profitieren.“
Prof. Kerstin Seeger, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens performance consulting, hatte bereits in der Studie „Industrie 4.0 – Chancen für den Industrieservice“ einen Anstieg der Bedeutung von Industriedienstleistern vorausgesagt. Von 171 befragten Industrieunternehmen bestätigen rund 90%, dass sie Service-Partner künftig intensiver in ihre Arbeitsabläufe einbinden wollen. Damit werden Serviceanbieter ein zentrales Element der zukünftigen industriellen Wertschöpfung in Deutschland. „Zugleich wird das in den vergangenen Jahren eher zahme Wachstum der Branche signifikant zunehmen“, prognostiziert Dr. Maaß. Gleiches gelte für die Zahl der Arbeitsplätze im Industrieservice, vor allem für hochqualifizierte Stellen. (op)
Workshop Innovationsmanagement 4.0: Von der Idee zum Erfolg
15. und 16.03.2017 im WVIS-Haus, Sternstr. 36, 40479 Düsseldorf
Industrie 4.0 und die zunehmende Digitalisierung stellen Industriedienstleister vor neue und größere Herausforderungen. Neue Wege sind gefragt, um auf die vielen Probleme passende Antworten und entsprechende Geschäftsmodelle zu finden.
Dipl.-Ing. Thomas Kasper, Vorstandsvorsitzender des Vereins zur Förderung von Innovationen, konnte sein praxisrelevante Wissen bereits in einer Schulung beim WVIS unter Beweis stellen. Seine Art, den Teilnehmern Werkzeuge für eine effiziente Vorgehensweise im Bereich „Querdenken“ an die Hand zu geben, stieß seinerzeit auf große Begeisterung, heißt es in der Einladung.
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