Strategie & Management

Nachhaltigkeit im Unternehmensalltag

12 Pilotfirmen testen Nachhaltigkeits-Check der Initiative Chemie3

23.09.2014 -

Zwölf Chemieunternehmen haben in einem Pilotprojekt erstmals den Nachhaltigkeits-Check der Initiative Chemie3 erprobt. Für dieses Engagement zeichnete sie VCI-Präsident Karl-Ludwig Kley Anfang Juli auf einer Veranstaltung in Frankfurt aus. Dies bot Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zeigte: Die Erfahrungen der Pilotunternehmen waren sehr positiv.

Nachhaltigkeit ist kein neues Thema für die chemische Industrie. Im Gegenteil: Mit dem Responsible-Care-Programm und der Sozialpartnerschaft zeigen die Unternehmen der Branche bereits seit langem, wie sie unternehmerische Verantwortung in praktisches Handeln umsetzen. Die im Jahr 2011 gestartete gemeinsame Initiative Chemie3 des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC) der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit als Leitbild innerhalb der Branche zu verankern und die ausgewogene Berücksichtigung der drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales in der politischen Willensbildung zu stärken.

„Bislang wird Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit fälschlicherweise überwiegend als Thema der großen Firmen wahrgenommen. Wir wollen mit Chemie3 auch erreichen, dass auch die Leistung der kleinen und mittleren Unternehmen anerkannt wird", sagte VCI-Präsident Dr. Karl-Ludwig Kley (bis 26. September 2014 Präsident) auf der Veranstaltung, bei der die Teilnehmer des Pilotprojekts ausgezeichnet wurden.

Um die Anwendung der im Mai 2013 veröffentlichten „Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in Deutschland" durch die Unternehmen weiter zu fördern, haben die Allianzpartner als zentrales Unterstützungsinstrument für die Unternehmen einen Nachhaltigkeits-Check entwickelt, der insbesondere auf die Bedürfnisse von mittelständischen Unternehmen zugeschnitten ist. Er soll helfen, Chancen und Risiken für das eigene Unternehmen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zu identifizieren. Welche Themen dabei für welches Unternehmen relevant sind, hängt stark von den Produkten eines Unternehmens, seiner Größe und dem regionalen Umfeld ab.

Nachhaltigkeits-Check legt Stärken und Schwächen offen

Entwickelt wurde der Nachhaltigkeits-Check von den Allianzpartnern der Initiative Chemie3 und der Beratungsgesellschaft Trifolium. Kern des Checks sind 33 nachhaltigkeitsrelevante „Handlungsfelder" entlang der zwölf Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in Deutschland. Anhand dieser Liste können die Unternehmen prüfen, welche Themen in punkto Nachhaltigkeit für sie relevant sind. Mit ihrer Hilfe des Checks kann ein Team aus Unternehmensleitung, Führungskräften, Experten und des Betriebsrats bzw. der Mitarbeitervertretung innerhalb eines eintägigen Workshops systematisch Chancen und Risiken für das Geschäft ermitteln, die wichtigsten Handlungsfelder identifizieren sowie priorisieren und Verbesserungsmaßnahmen ableiten.

„Fachleute würden von einer vereinfachten Materialitäts- oder Wesentlichkeitsanalyse sprechen", erklärt Dr. Eckhard Koch, beim VCI verantwortlich für das Pilotprojekt. „Die Begriffe klingen etwas sperrig, aber im Grunde ist es einfach. Bei einer solchen Analyse wird untersucht, welche Themen für Stakeholder und das Unternehmen wichtig sind", so Koch weiter. Stakeholder können dabei alle sein, die ein Interesse am Thema und Erwartungen an das Unternehmen haben, z.B. Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter, Anwohner, lokale und regionale Politiker oder Bürgerinitiativen.

„Jedes Unternehmen soll Nachhaltigkeit für sich umsetzen. Es ging jedoch nicht darum, einen Standard für die gesamte Branche zu entwickeln", erläutert Thomas Merten, Geschäftsführer von Trifolium, die Ziele des Projekts. Er begleitete die Unternehmen in der Pilotphase und moderierte die Workshops zum Nachhaltigkeits-Check.

Fünf der zwölf Pilotunternehmen berichteten auf der Veranstaltung über ihre Erfahrungen mit dem Check (vgl. Kasten). Ihr Fazit: Er ist ein wertvolles Instrument, um sich systematisch dem Thema Nachhaltigkeit zu nähern. Ihrer Auffassung nach lassen sich mit diesem Werkzeug Stärken und Schwächen im eigenen Betrieb bezüglich einer nachhaltigen Entwicklung erkennen und daraus konkrete Verbesserungsmöglichkeiten entwickeln.

Aus den Berichten der Pilotunternehmen ging auch hervor, dass der Nachhaltigkeits-Check wichtige Prozesse in den Firmen ausgelöst hat: So habe man bspw. das bisherige Ressortdenken überwunden, und setze nun vielmehr darauf, ein gemeinsames Verständnis der Gesamtunternehmensziele zu entwickeln. Auch seien konkrete Projekte aus dem Nachhaltigkeits-Check bereits hervorgegangen. Wichtig sei ebenfalls, so ein Ergebnis des Pilotprojektes, dass ein externer Berater den Selbstbewertungstest begleite, um auch kritische Fragen zu stellen.

Check besteht Praxistest

Darüber hinaus zeigte die Diskussion: Auch wenn die Unternehmen Zeit in das Projekt investieren mussten, hat sich der Nachhaltigkeits-Check für sie gelohnt. Sie empfehlen daher anderen Unternehmen der Branche, sich ebenfalls einer solchen Selbsteinschätzung zu unterziehen.

 „Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt nutzen wir, um den Nachhaltigkeits-Check zu überarbeiten und einen Leitfaden für seine Anwendung zu entwickeln", erklärt Koch. Der Leitfaden soll es den Firmen grundsätzlich ermöglichen, den Check ohne externe Unterstützung durchzuführen, auch wenn das Pilotprojekt gezeigt hat, dass die Begleitung durch einen externen Moderator sehr hilfreich ist.

Mitgliedsunternehmen von VCI, BAVC und IG BCE können den überarbeiteten Check und einen Leitfaden zur Umsetzung voraussichtlich ab Mitte Oktober im Mitgliederbereich auf den Internetseiten der Initiative Chemie3 herunterladen. Darüber hinaus sind ab Herbst 2014 regionale Veranstaltungen mit den Landesverbänden geplant, um den Mitgliedsunternehmen den Nachhaltigkeits-Check zu erläutern.

Die zwölf Pioniere beim Nachhaltigkeits-Check:

Apogepha Arzneimittel, Dresden
BÜFA Reinigungssysteme, Oldenburg
CHT R. Beitlich, Tübingen
Currenta, Leverkusen
Engelhard Arzneimittel, Niederdorfelden
G.E. Habich's Söhne, Reinhardshagen
Hobum Oleochemicals, Hamburg
Merz Pharma, Frankfurt
W. Neudorff, Emmerthal-Kirchohsen
Rockwood Lithium, Frankfurt
Sto, Stühlingen

Worlée-Chemie, Lauenburg


Fünf Gründe für den Nachhaltigkeit-Check

1. Verbesserungspotenziale aufdecken

Mit dem Nachhaltigkeits-Check wird eine umfassende und systematische Bewertung des Unternehmens vorgenommen. Er zeigt Chancen und Risiken auf.

2. Ressourceneinsatz optimieren

Der Check hilft, knappe Ressourcen auf die wirklich wichtigen Projekte zu konzentrieren.

3. Ansprüche von außen verstehen

Mit dem Check erkennen Management und Mitarbeiter, inwieweit sie die Erwartungen der Gesellschaft und der Kunden an ein verantwortlich handelndes Unternehmen erfüllen.

4. Unternehmensziele nach innen transparent machen

Der Check fördert ein gemeinsames Verständnis der Führungsmannschaft und der Mitarbeiter für Ziele und Handlungsbedarf.

5. Identifikation der Belegschaft mit dem Unternehmen fördern

Der Check trägt dazu bei, dass Mitarbeiter Verantwortung für ihr Unternehmen übernehmen.