Nachhaltiger Umgang mit Palm(kern)öl
Statements von BASF, Clariant, Evonik, Henkel, Kolb, Nestlé, Peter Greven, Unilever und Werner & Mertz
Der Industrie ist durchaus bewusst, dass die Nutzung von Palm(kern)öl als Rohstoff problembelastet ist. Bereits vor mehr als 10 Jahren wurde vom WWF der „Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO)“ ins Leben gerufen. Wie Sie auf Seite 11 lesen können, stellt laut WWF der RSPO Mindestanforderungen auf – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Folglich kann und muss mehr getan werden. CHEManager wollte wissen, wie einzelne Unternehmen aktuell mit dieser Thematik umgehen und forderte sie auf, ein Statement zu folgender Fragestellung abzugeben:
Palm(kern)öl ist ein wichtiger Rohstoff in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie. Alle Unternehmen der zuliefernden und produzierenden Industrie sind gefordert, Verantwortung zu übernehmen und einen nachhaltigen Umgang mit diesem Rohstoff nachzuweisen. Inwieweit trägt Ihr Unternehmen zu einem nachhaltigen Einsatz von Pal(kern)öl bei?
Jan-Peter Sander, BASF: Selbstverpflichtung zur nachhaltigen Beschaffung
"Der wichtigste nachwachsende Rohstoff für das Personal Care-Geschäft der BASF ist das Palmkernöl. Pro Jahr verarbeitet BASF global mehr als 400.000 t palmbasierte Rohstoffe zu Inhaltsstoffen für Körperpflegeprodukte, Wasch- und Reinigungsmittel. Deshalb beziehen sich die drei wichtigsten und aktuellsten Nachhaltigkeitsziele unseres Personal Care-Geschäfts auf diese Rohstoffe: Erstens: Unser erklärtes Ziel ist es, ausschließlich Palmöl und Palmkernöl zu beziehen, das durch den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) zertifiziert wurde. Zweitens: Bis 2020 wollen wir Prozesse etablieren, mit denen sich das von BASF eingekaufte Palmöl und Palmkernöl bis zur Ölmühle zurückverfolgen lässt. Drittens: Bis dahin wollen wir alle Öle und bis zum Jahr 2025 auch wesentliche Derivate auf Basis von Palmöl und Palmkernöl nur aus nachhaltigen, durch den RSPO zertifizierten Quellen zu beziehen. Ein weiterer Baustein ist unsere Selbstverpflichtung zur nachhaltigen Beschaffung von Palmöl und Palmkernöl. Die darin enthaltene Beschaffungsrichtlinie umfasst Anforderungen zum Schutz und Erhalt von Wäldern und Torfland sowie zur Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in Entscheidungsprozesse."
Christian Vang, Clariant International: Nachhaltige Beschaffung beginnt mit Transparenz
„Die nachhaltige Beschaffung palmölbasierter Inhaltsstoffe beginnt mit Transparenz, die sich über die gesamte Lieferkette hinweg erstreckt. Clariant hat sich verpflichtet, verantwortungsbewusst zu handeln und auf die Bedürfnisse des Marktes zu reagieren, indem wir den Ursprung unserer Rohmaterialien schrittweise nachvollziehbar machen. Die RSPO-Zertifizierung wird uns helfen, den Anteil an RSPO Mass Balance-zertifiziertem Palmölmaterial für die Formulierer und Markeninhaber aus den Branchen Personal- und Home-Care zu erhöhen.“
Dr. Tammo Boinowitz, Evonik Industries: Einführung eines speziellen Lieferkettensystems
„Als einer der führenden Lieferanten von Rohstoffen für die Kosmetikindustrie verarbeitet Evonik unter anderem Derivate des Palmöls beziehungsweise Palmkernöls. Um der Kosmetikindustrie Produkte aus nachweislich nachhaltigem Anbau bieten zu können, haben wir ein spezielles Lieferkettensystem gemäß den Vorgaben des RSPO eingeführt, um zertifizierte Ware beschaffen zu können. Diese wird an unseren hierfür geprüften und zugelassenen Standorten in Europa, Amerika und Asien weiter verarbeitet, so dass wir inzwischen mehr als 20 zertifizierte Produkte unseren Kunden im Bereich Personal Care und Household Care anbieten. In der Regel können unsere Kunden diese Produkte nur in der zertifizierten Qualität erhalten. Mit unseren Lieferanten und Kunden sind wir bezüglich eines Ausbaus der Verwendung von nachhaltigem Palmöl entlang der kompletten Lieferkette ständig im Gespräch. Wir weiten unser Angebot an zertifizierten Produkten stetig aus.“
Christine Schneider, Henkel: Arbeit an vollständiger Rückverfolgbarkeit
„Wir haben uns dem Ziel der „Null Netto-Entwaldung bis 2020“ verpflichtet. Das bedeutet, das von uns genutzte Palm- und Palmkernöl sollte nicht zur Entwaldung von Primär- oder Sekundärregenwald mit bedeutendem ökologischem Wert beitragen. Dazu zählen auch Torfböden und andere Flächen mit hohem Kohlenstoffgehalt („High Carbon Stocks“). Gemeinsam mit unseren Partnern arbeiten wir an einer vollständigen Rückverfolgbarkeit des in den Inhaltsstoffen – zum Beispiel Tenside auf Basis von Palmkernöl – für unsere Produkte eingesetzten Palm- und Palmkernöls bis zum Jahr 2020. Wir wollen erreichen, dass alle von uns genutzten Palm- und Palmkernöle einer nachhaltigen Bewirtschaftung entstammen. Letztlich ist es unser Ziel, die Verfügbarkeit von nachhaltigem Öl am Markt um die Menge zu erhöhen, die dem Henkel-Bedarf im Jahr 2020 entspricht. Bis 2020 soll das von uns genutzte Palm- und Palmkernöl zu 100% massenbilanziert sein. In 2015 galt dies bereits für 40% unseres weltweiten Bedarfs.“
Dr. Ruth E. Blumer Lahner, Kolb Group: Verpflichtung zu hohen Nachhaltigkeitsstandards
„Kolb war der erste Hersteller von nichtionischen Tensiden, welche im Jahre 2012 RSPO- zertifizierte Produkte für die Home & Personal Care Industrie lancierte. Kolb ist Teil von KLK, welche ein Gründungsmitglied von RSPO ist, und verpflichtet sich voll und ganz zu einem 100%-Nachhaltigkeitsstandard von Palm(kern)öl und Ölderivaten. Wir sind bemüht und verpflichten uns, dass das von uns verwendete Palmöl in einer umweltverträglichen Art und Weise hergestellt wird und darüber hinaus im Einklang mit den RSPO-Richtlinien steht. Wir setzen uns für die RSPO "Prinzipien und Kriterien für nachhaltige Palmöl-Produktion" in unserer gesamten Lieferkette ein. Insbesondere sollen Lieferanten Bereiche mit hohem Kohlenstoffbestand, also High Carbon Stock oder kurz HCS, Flächen mit hohem Schutzwert, die sogenannten High Conservation Value Areas oder kurz CVA und Torfbereiche schützen und schonen. Als Ergebnis bieten wir ein breites Portfolio von RSPO-zertifizierten Produkten an.“
Anke Stübing, Nestlé Deutschland: Transparenz der Lieferkette von zentraler Bedeutung
„Um die Zerstörung von wertvollen Naturräumen für den Anbau von Palmöl – oder anderen Rohstoffen – effektiv verhindern zu können, ist die Transparenz der Lieferkette von zentraler Bedeutung. Dies ist auch die Grundlage unserer Einkaufsrichtlinien für Palmöl und unseres entsprechenden Einkaufsprogramms. Auf dieser Basis sind wir in der Lage, Lieferanten, die unsere Anforderungen in Bezug auf den Schutz von Wäldern oder zur Wahrung indigener Rechte nicht erfüllen können oder wollen, aus unserer Lieferkette zu entfernen. Um sicherzustellen, dass für unsere Produkte kein Regenwald zerstört wird, ist Nestlé 2010 eine Partnerschaft mit der weltweit tätigen gemeinnützigen Organisation „The Forest Trust“ oder kurz TFT eingegangen. TFT unterstützt Nestlé bei der Analyse unserer Lieferanten für Palmöl bis in den Anbau und bei der Umgestaltung unserer Lieferketten. Gemeinsam mit TFT hat Nestlé strenge Richtlinien für den Einkauf von Palmöl definiert, die über die Anforderungen des RSPO hinausgehen. In Deutschland verarbeitet Nestlé bereits nur Palmöl, das unseren strengen Einkaufsrichtlinien bzw. dem Zertifizierungsstandard „RSPO Segregated“ entspricht.“
Peter Greven, Peter Greven: Fokus auf Zertifizierung des Produktportfolios
„Das Thema Nachhaltigkeit spielt für uns eine sehr große Rolle. Insbesondere dem Bereich rund um den Einsatz von Palmöl kommt dabei seit vielen Jahren eine herausragende Bedeutung zu. Um unserer Verantwortung in diesem Bereich gerecht zu werden, sind wir bereits 2010 dem RSPO, einer gemeinnützigen Organisation zur Unterstützung der nachhaltigen Palmölproduktion, beigetreten. Neben einer reinen Mitgliedschaft gilt unser Streben aber einer aktiven Beteiligung: Produkte, die RSPO Mass Balance zertifiziert sind, sind aus diesem Grund schon länger fester Bestandteil unseres Produktportfolios. Um einen nächsten, wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen, haben wir beschlossen, unseren Standort Venlo in diesem Jahr soweit umzustellen, dass wir zu 100% RSPO Mass Balance zertifizierte Fettsäuren einsetzen. Darüber hinaus werden wir – ebenfalls noch in diesem Jahr– die ersten Segregated zertifizierten Produkte anbieten.“
Carolin Hoyer, Unilever Deutschland Holding: Palmöl bis 2020 ausschließlich aus nachhaltigem Anbau
„Unilever hat sich als eines der ersten globalen Unternehmen dazu verpflichtet, Palmöl bis 2020 ausschließlich aus nachhaltigem Anbau zu beziehen. Bereits jetzt stammt das Palmöl, das Unilever in seinen Lebensmitteln in Europa verarbeitet, aus nachhaltig zertifizierten Quellen. Transparenz ist dabei entscheidend: Nur wenn die Herkunft des verarbeiteten Palmöls bekannt ist, können wir die negativen Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Klima stoppen. Denn der Palmölsektor kann langfristig nur dann wirtschaftlich und nachhaltig sein, wenn wir ökonomische, ökologische und soziale Ziele gleichermaßen berücksichtigen. Dies ist die gemeinsame Verantwortung von Regierungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Neben der führenden Rolle beim RSPO engagiert sich Unilever aktiv im "Forum Nachhaltiges Palmöl“, oder kurz FONAP. Ziel der Initiative ist es, möglichst schnell 100% zertifiziertes Palmöl für den DACH-Markt verfügbar zu machen. Unilever ruft daher interessierte Unternehmen auf, Mitglied im FONAP zu werden.“
Dr. Edgar Endlein, Werner & Mertz: Eigenes Rohstoff- und Rezepturbewertungssystem
„Als EMAS-zertifiziertes, in Deutschland und Österreich produzierendes Markenartikelunternehmen ist der verantwortungsvolle Umgang mit Rohstoffen grundsätzlich ein bedeutender Teil unserer Firmengrundsätze. Dabei arbeiten wir unter anderem mit einem eigens entwickelten Rohstoff- und Rezepturbewertungssystem. Das Denken in Kreisläufen nach dem Vorbild der Natur führte uns bereits sehr früh dazu, zum Beispiel waschaktive Substanzen auf erneuerbarer Pflanzenölbasis einzusetzen. Soweit diese heute noch auf Palmkernöl basieren, werden sie von uns schon seit Längerem konsequent zu 100% RSPO nachhaltigkeitszertifiziert. Doch das ist uns nicht genug. In ambitionierten F&E-Projekten erarbeiten wir Lösungen auf Basis europäischer Ölpflanzen. Solche Tenside, beispielsweise auf Basis von Rapsöl, finden seit 2013 mehr und mehr Eingang in unsere Frosch Wasch- und Reinigungsmittel. Ein wichtiger Schritt zum Schutz wertvoller tropischer Regionen und ein wahrhaftiger Nachhaltigkeitsbeitrag zur Förderung der Artenvielfalt.“