Nachgefragt: Altana baut Additivgeschäft aus
CHEManager-Interview mit dem Altana-Vorstandsvorsitzenden Dr. Matthias L. Wolfgruber
Der deutsche Spezialchemiekonzern Altana investiert knapp eine halbe Milliarde Euro in das Wachstum seines Additivgeschäfts. Mit der geplanten Übernahme des globalen Geschäfts mit Rheologie-Additiven von Rockwood mit insgesamt rund 340 Mitarbeitern an vier Produktionsstandorten in den USA, Großbritannien und Deutschland baut Altana die Aktivitäten und die Präsenz des Geschäftsbereichs BYK Additives & Instruments deutlich aus. Dr. Michael Reubold sprach darüber mit dem Altana-Vorstandsvorsitzenden Dr. Matthias L. Wolfgruber.
CHEManager: Herr Dr. Wolfgruber, wo sehen Sie in erster Linie die Synergien, die sich aus der Akquisition ergeben?
Dr. M. Wolfgruber: Wir versprechen uns durch die Akquisition des globalen Rheologie-Geschäfts von Rockwood in erster Linie Umsatz- und weniger Kostensynergien.
Gehen Sie insofern davon aus, dass die Integration relativ zügig ablaufen wird?
Dr. M. Wolfgruber: Ja, ich gehe davon aus, das es keinen Restrukturierungsbedarf und aufgrund der komplementären Natur der Geschäfte auch keine großen Konsolidierungsmöglichkeiten geben wird. Deshalb sollte die Integration relativ zügig vonstattengehen.
Gibt es Aktivitäten in dem Portfolio von Rockwood Additives, die für Sie weniger interessant sind und die ggf. weiterveräußert werden?
Dr. M. Wolfgruber: Nein, das gesamte Produktspektrum ist für uns interessant. Sicherlich gibt es einzelne Bereiche, die etwas commodity-näher, und andere, die höher spezialisiert sind, und die somit unterschiedliche Wachstumsdynamiken aufweisen, aber sie sind alle für uns von Interesse. Wir würden das Geschäft also genau in der jetzigen Form erwerben und integrieren.
Das Rockwood Additives-Portfolio umfasst auch Ölfeldchemikalien. Sind diese Aktivitäten vor dem Hintergrund des Shale Gas-Booms in Nordamerika besonders attraktiv für Sie?
Dr. M. Wolfgruber: Es ist auf jeden Fall ein attraktiver Teil des Geschäfts, wobei man sagen muss, dass nur etwa ein Viertel des gesamten Portfolios auf Ölfeld- und Gasfeldchemikalien entfällt und davon wiederum 80 % zur Stabilisierung von Bohrschlämmen eingesetzte Ölfeldchemikalien sind. Nur rund 20 % von diesem Viertel sind Substanzen, die im Bereich Fracking als Suspendierhilfsmittel für Guarmehl eingesetzt werden - insgesamt also ein verschwindender Bruchteil der gesamten Chemikalienmischung, die in solche Frackinglösungen eingeht, aber dennoch ein attraktiver Markt für uns.
Sowohl BYK als auch Rockwood Additives vertreiben einen hohen Anteil ihrer Produkte über Vertriebspartner, die nicht nur Kundenkontakte pflegen, sondern auch Anwendungstechnik und weitere Services bieten. Sehen Sie hierin eine besondere Möglichkeit, Ihr bestehendes Geschäft auszubauen oder eher die Notwendigkeit beide Händlernetze zu konsolidieren?
Dr. M. Wolfgruber: Wir müssen die Vertriebspartnernetze natürlich abstimmen. Das Geschäft der BYK-Additive wird zu 50 % über Distributionspartner vertrieben, jenes von Rockwood ist in noch höherem Maß ein Händlergeschäft. Da gibt es naturgemäß Abstimmungsbedarf. Das kann heißen, dass wir sowohl Händler von Rockwood übernehmen als auch Rockwood-Produkte über unser Händlernetz vertreiben.
Insbesondere das Geschäft von Rockwood in Asien kann davon deutlich profitieren, wenn man berücksichtigt, dass Rockwood in dieser Region nur einen einzigen Vertriebspartner hat, BYK aber in allen Regionen für die unterschiedlichsten Anwendungssegmente ein Netzwerk von spezialisierten Händlern unterhält.