Merck Serono LSB: Innenausbau des Großprojekts
05.12.2011 -
ReinRaumTechnik - Lindner Reinraumtechnik, einer der führenden Anbieter von Komplettlösungen für Reinräume, Laboranlagen und OP-Ausbau, realisierte von Ende 2008 bis Ende 2010 ein Projekt der Superlative: Den Aus- und Umbau des Merck Serono Biotechnologiezentrums in Corsier-sur-Vevey in der Nähe des Genfer Sees.
Die Merck KGaA mit Hauptsitz in Darmstadt investierte nach der Übernahme von Serono S.A. im Jahr 2007 das gigantische Volumen von 300 Mio. Euro in ihren neuen Standort. Durch den Neu- und Umbau der Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsstätte von Biopharmaka schuf das Pharmaunternehmen 200 zusätzliche qualifizierte Arbeitsplätze. Das neue Flaggschiff Merck Seronos im Westen der Schweiz vereint alle drei genannten Kernbereiche des Unternehmens und ist seit seiner Fertigstellung eines der größten und modernsten Pharmazentren Europas.
Das Projekt
Das Großprojekt Merck Serono LSB mit einem Auftragsvolumen von zirka 7,5 Mio. Euro bestand aus dem Umbau des Merck Serono Biotech Center (MSBC) und dem Neubau des LSC-Gebäudes. Lindner Reinraumtechnik passte dabei das MSBC an die neuesten Standards an und baute bei beiden Projektabschnitten Reinraumhüllen in den Klassen C und D nach GMP aus. Daneben entwickelte das Unternehmen zahlreiche projektspezifische Sonderlösungen und baute die gesamten Brandschutzbereiche aus.
Fünf Projektleiter und bis zu 40 Monteure verantworteten die Teilbereiche Inocolum, Storage Areas, Media Preparation, Capture Area und Buffer Preparation. Mit den verschiedenen Aufgabenfeldern waren anspruchsvolle Planungs- und Logistikaufgaben verbunden. Das Schnittstellenmanagement der einzelnen Gewerke und die Internationalität der Projektbeteiligten verlangten ein Höchstmaß an Flexibilität, Genauigkeit und Termintreue. So war die offizielle Projektsprache während der über zweijährigen Bauzeit nicht Deutsch, sondern Englisch.
Während der Umbauarbeiten im Bestandsgebäude MSBC setzte Merck Serono die Herstellung von Biopharmaka fort. Dadurch galten höchste Sicherheitsvorschriften für Personal, Produktion und Umwelt. Die langjährige Erfahrung der Lindner Gruppe in nationalen und internationalen Innenausbau- und Reinraumprojekten konnte bei der komplexen Koordination der einzelnen Arbeiten genutzt werden.
Reinraum-Deckensysteme
In den mit modernsten Prozessanlagen ausgestatteten Reinräumen installierte Lindner Reinraumtechnik etwa 5.000 m² begehbare Metallreinraumdecken vom Typ Line 100 A in Übereinstimmung mit europäischen Normen und dem TAIM-Qualitätsstandard. Diese Decke besteht aus pulverbeschichteten Aluminiumtragprofilen, flächenbündigen Stahldeckenplatten mit gleicher Oberfläche und verzinkten Begehblechen und besitzt drei spezielle, separate Dichtebenen. Diese Deckensysteme haben sich neben der Pharmaindustrie bereits auch in der Steril- und Medizintechnik bewährt.
Der vollständig begehbare Deckenhohlraum bietet homogene Begehflächen für das Wartungs- und Servicepersonal. Große Abhängeabstände gewährleisten zusätzlich eine hohe Bewegungsfreiheit für Arbeiten im Grauraumbereich. Die Installation von flächenbündigen Einbauleuchten sowie eine Vielzahl von unterschiedlichen Mediendurchführungen in das flexible Deckensystem wurden realisiert.
Anspruchsvoll war die schwingungsentkoppelte und reinraumgerechte Ausführung für darunter stehende Maschinen. Eine besondere Herausforderung stellte die nicht ganz alltägliche Sonderlösung einer Personenabseilvorrichtung für die Innenreinigung von Edelstahltanks dar. Dazu diente eine statisch geprüfte, im Inneren des Deckensystems liegende Zusatzaussteifung, die die Reinraumanforderungen nicht beeinträchtigte.
Reinraum - Wand- und Verglasungssysteme
Als Reinraumwand montierte Lindner die aus der eigenen Entwicklung stammende LVT100. Das zweischalige Wandsystem in Leichtbauweise bietet Statik, Flexibilität für Medienführungen sowie viele Kombinationsmöglichkeiten mit weiteren Baugruppen.
Die dazu passende Verglasung vom Typ LM438 findet sich in den beiden Gebäuden als herkömmliche Brüstungsverglasung und als Ganzglaswand. Sie ermöglichte den sogenannten Viewing Corridor (siehe Aufmacher): In erhöhter Position lassen sich von dort aus die Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsbereiche überblicken. Ein Teil der 7.000 m² einnehmenden Reinraumwände erhielt in besonders sensiblen Anlagenbereichen eine Edelstahloberfläche, um die erhöhten Anforderungen an chemische Beständigkeit zu erfüllen.
Der weitere Leistungsumfang beinhaltete eine große Anzahl von Reinraumtüren, Schnelllauftoren, in die Wand integrierte Rückluftschächte sowie zahlreiche, meist große Stahlbauten. Diese dienten als Begehbühnen für Wartungszwecke und das Facility Management. Zum Installationsumfang der Reinraumwände gehörten außerdem Rammschutzvorrichtungen, Vorbereitungen für Hohlkehlenprofile und sicherheitsrelevante Komponenten für Personal- und Materialschleusen.
Brandschutz
Das Thema Brandschutz war in vielen Teilen der Gebäudekomplexe ein ausschlaggebendes Kriterium. So müssen zahlreiche Bereiche neben reinraumgerechtem Design wie Flächenbündigkeit, leichte Reinigbar- und Desinfizierbarkeit, Statik und Modularität auch den Brandschutzklassen EI30 und EI60 entsprechen. Durch die Zusammenarbeit mit den eigenen Experten der Brandschutzabteilung erfüllte Lindner alle Anforderungen an ein sicheres Konzept.
Teile der 3.000 m² verbauten Reinraum-Brandschutzwände mit einer Höhe von bis zu 7,50 m dienen in gewissen Bereichen als Fluchttunnel. Im weiteren Leistungsumfang befanden sich 40 Brandschutztüren sowie zusätzliche Brandschutzschiebetüren. Der Vorteil lag in der Schnittstellenreduktion und der Umsetzung eines schnelleren Baufortschritts. Als eine von vielen projektspezifischen Sonderlösungen kam eine reinraumtaugliche, selbsttragende Brandschutzkabine zur Ausführung.
Fazit
Die hohen technischen Anforderungen, die Planung und aufwändige Logistik für Material und Personal sowie die Vielzahl an projektspezifischen Sonderlösungen machen das Projekt Merck Serono LSB zu einem herausragenden Referenzobjekt. Lindner Reinraumtechnik schloss das Projekt zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten sowohl in qualitativer als auch terminlicher Hinsicht ab.