Merck richtet Chemiegeschäft neu aus
Dr. Karl-Ludwig Kley zur Millipore-Übernahme
Die Darmstädter Merck KGaA stärkt durch die Akquisition von Millipore ihr Life Science-Geschäft. Durch den Zusammenschluss entsteht ein Bereich, der ein weltweit führender Partner für die Life-Science-Industrie mit einem Umsatzvolumen von rund 2,1 Mrd € sein wird. Dr. Katja Habermüller und Dr. Arne Kusserow sprachen direkt nach Bekanntgabe der Vertragsunterzeichung mit Dr. Karl-Ludwig Kley, dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung von Merck, über die Transaktion und ihre strategische Bedeutung für das Unternehmen.
Herr Dr. Kley, der Unternehmensbereich Chemie erwirtschaftet derzeit etwa ein Viertel der Gesamterlöse der Merck-Gruppe. Wie hoch wird der Anteil nach der Akquisition sein?
Dr. K.-L. Kley: Nach Abschluss der Transaktion wird das Chemiegeschäft 35% der pro forma-Gesamterlöse in Höhe von 8,9 Mrd € erwirtschaften. Wachstumstreiber sind dabei unsere Flüssigkristalle und das neue Life-Science-Geschäft.
Zeichnet sich hier ein genereller Wandel vom Chemie- zum Life Science-Anbieter ab und sind weitere Akquisitionen im Biotechnologiebereich geplant?
Dr. K.-L. Kley: Merck ist seit seiner Gründung ein Pharma- und Chemieunternehmen und wird sich auch weiterhin auf diese beiden Arbeitsfelder konzentrieren. Das liegt uns sozusagen in den Genen. Im ersten Schritt müssen sich jetzt beide Unternehmen auf ihr Geschäft konzentrieren. Es ist zu früh, um an dieser Stelle schon über Details unserer Zukunftsstrategie zu sprechen.
Wie wird die Integration von Millipore erfolgen? Wollen Sie die starke Marke Millipore weiterführen?
Dr. K.-L. Kley: Millipore ist ein starkes Unternehmen, das in den letzten Jahren eine sehr gute Entwicklung gezeigt hat und vor allem eine sehr starke Position in den attraktiven Segmenten Bioresearch und Bioproduction aufweisen kann. Wir planen nicht nur, die bekannte Millipore-Marke in Ergänzung zu unserer eigenen Marke weiterzuführen, sondern freuen uns auch darauf, mit dem erfahrenen Management und den talentierten Mitarbeitern von Millipore zusammenzuarbeiten.
Wird Merck alle Produktlinien von Millipore behalten oder planen Sie eine Fokussierung auf besonders attractive Spezialprodukte?
Dr. K.-L. Kley: Die Produktangebote von Merck und Millipore ergänzen sich optimal und sind hochspezialisiert. Durch die Kombination von Millipores Expertise in den Bereichen Bioscience und Bioprocess mit unserer Erfahrung im Geschäft mit Pharmakunden decken wir die gesamte Wertschöpfungskette für Pharma- und Biopharmakunden ab und können neue integrierte Lösungen anbieten.
Eröffnet Ihnen die Akquisition auch geografisch gesehen neue Märkte?
Dr. K.-L. Kley: Ja! Gemeinsam stärken Millipore und Merck nicht nur ihre Stellung in wichtigen Wachstumssegmenten, sondern weiten auch ihre globale Präsenz aus. Der Zusammenschluss wird unser Chemiegeschäft in den USA und China stärken und Merck kann Millipore dabei unterstützen, die Präsenz im indischen Markt auszubauen.
Wenn wir über Synergien und Integration sprechen, kommt zwangsläufig auch die Frage nach Kosteneinsparungen und Stellenabbau auf.
Dr. K.-L. Kley: Wir gehen davon aus, dass der Zusammenschluss zu Kostensynergien in Höhe von jährlich rund 75 Mio. € führen wird, z.B. durch das Zusammenlegen von allgemeinen Verwaltungsfunktionen. Aber es ist auch hier noch zu früh, um über Details zu sprechen. Wir werden Millipores Firmenhauptsitz in Billerica behalten und streben wie bereits erwähnt an, das Top-Management zu übernehmen. Ich möchte nochmals betonen, dass das Ziel dieser Übernahme nicht Kosteneinsparung, sondern Wachstum ist.