Anlagenbau & Prozesstechnik

Kräftige Investitionen signalisieren Zuversicht

30.06.2013 -

Kräftige Investitionen signalisieren Zuversicht – Die chemische Industrie in Bayern - Ethylen-Pipeline löste überraschenden und anhaltenden Investitionsboom aus.

Bayern ist Spitze - es zählt zu den wirtschaftsstärksten Regionen in Europa und hat dabei, wie auch Baden-Württemberg mit die stärkste industrielle Basis in Deutschland.

Beide Länder stehen im langfristigen Wachstumsvergleich ganz vorne, Bayern genießt als High Tech- und Dienstleistungsstandort weltweit einen ausgezeichneten Ruf.

Niedrige Arbeitslosenquoten gehalten auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten - bestätigen den Status. Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 32.815 € liegt Bayern weltweit in der Spitzengruppe.

In der bayerischen Industrie wird bei einer Exportquote von 50 % jeder zweite Euro auf den Weltmärkten verdient. Die chemische Industrie leistet dazu einen ansehnlichen Beitrag mit rund 350 Unternehmen, ca. 61.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 16 Mrd. €.

Sie deckt mit ihrer breiten Produktpalette nahezu das gesamte Spektrum der Branche ab und ist dabei in Bayern stärker mittelständisch geprägt als im Bund.

Zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen sind weltweit aktiv, erschließen sich neue Absatzpotentiale, nutzen günstige Produktionsbedingungen und entsprechen so auch leichter Forderungen ihrer Kunden rund um den Globus nach einer Präsenz vor Ort.

Leistungsstarke KMU ziehen damit im Rahmen ihrer Möglichkeiten längst mit großen bayerischen Chemieunternehmen gleich, die global vertreten sind.

Mit Sicherheit ein Spezifikum der bayerischen Branche sind Chemie-Standorte, die sich überwiegend im ländlichen Raum finden - mit mehreren regionalen Schwerpunkten: So sind etwa an ehemaligen bayerischen Höchst-Standorten in Gendorf, Gersthofen, Bobingen und Münchsmünster, aber auch in Trostberg und dem unterfränkischen Obernburg moderne Chemie- und Industrieparks entstanden.

Dort finden gerade auch mittelständische Unternehmen und Neugründer beste Voraussetzungen für eine Ansiedlung.

 


Kräftige Investitionen signalisieren Zuversicht!

Es ist eine ermutigende Erkenntnis der letzten Jahre: Die chemische Industrie investiert reichlich im Land, Investitionen scheinen sich wieder zu lohnen.

Über lange Zeit hinweg aber waren dafür oft schmerzhafte Anpassungen notwendig - mit tiefen Einschnitten und Umstrukturierungen. Eine moderne Tarifpolitik hat ihren Beitrag dazu geleistet, ebenso die kontinuierliche Überzeugungsarbeit gegenüber Politik und Verwaltung.

Ein eindrucksvolles Beispiel für die Bedeutung von Rahmenbedingungen zeigt sich im Bayerischen Chemiedreieck: Etwa ein Drittel der bayerischen Chemieproduktion ist dort im Raum Burghausen, Trostberg und Gendorf konzentriert.

Die ansässigen Chemieunternehmen - darunter BASF, Borealis, Clariant, Evonik, Linde, OMV, Vinnolit und Wacker - sind mit Abstand die größten Arbeitgeber und gleichzeitig die Motoren der Wirtschaftsentwicklung dieser Region. Mit dem Ziel, eine höhere Versorgungssicherheit und Flexibilität beim Rohstoff Ethylen zu erzielen, wird derzeit eine Pipeline zwischen dem oberbayerischen Standort und Ludwigshafen gebaut.

Eine Schlüsselinvestition, denn: Als nach quälend langen Auseinandersetzungen mit der EUKommission der Startschuss zum Baubeginn gegeben wurde und damit der Fortbestand der bayerischen Ethylenchemie gesichert war, kam es zu einem unerwarteten Boom, der Investitionen im Umfang von über 2 Mrd. € auslöste und bis heute anhält.

Dabei hat eine Vielzahl der Investitionen unmittelbar nichts mit dem Grundstoff Ethylen zu tun - doch der Pipelinebau war einfach ein Zeichen des Vertrauens in die Zukunft des Chemiedreiecks. Inzwischen baut dort etwa die Wacker Chemie die Kapazitäten für polykristallines Reinstsilicium weiter aus, um den stark steigenden Bedarf der Solarindustrie und der Halbleiterproduzenten zu bedienen.

Die Produktionskapazitäten dieses Bereichs werden so bis Ende 2010 von derzeit 10.000 t/a auf über 22.000 t/a anwachsen.

Nebenan hat Borealis durch die Fertigstellung der neuen Produktionsanlage für Polypropylen (PP) den Rang des drittgrößten PP-Standorts in Europa erreicht.

Die Neuanlage steigert die Produktionskapazität in Burghausen um 330.000 t/a Polypropylen. OMV hat durch Investitionen bei Ethylen seine Kapazität um 110.000 auf 450.000 t/a, bei Propylen um 315.000 auf 560.000 t/a gesteigert.

Vinnolit ist dabei, die Elektrolyse in Gendorf für rund 100 Mio. € schrittweise auf die umweltfreundliche Membrantechnologie umzurüsten. Damit verbunden ist eine rund 45 Mio. € teure Erweiterung der Chlorkapazität und ein Schließen der bisherigen Chlorlücke am Standort.

Der Wiederaufbau der 2005 nach einem Brand zerstörten Polyethylenanlage in Münchsmünster schreitet rasch voran. LyondellBasell investiert dafür 200 Mio. €.

Der Standort Bayern hat viel zu bieten: Gerade für Mitarbeiter - egal, ob den Einheimischen oder aber den in Bayern traditionell gerne und gut aufgenommenen „Zugezogenen" - können Chemiestandorte im Freistaat auch als Lebensumfeld reizvoll sein.

Gute schulische Einrichtungen und die Nähe zu den kulturellen Zentren werden hoch geschätzt. Im Chemiedreieck bietet die Nähe zu München und Salzburg, zum Chiemsee und zu den Bergen hohe Lebensqualität.

Auch der Standort Penzberg - vor den Alpen gelegen, zwischen den oberbayerischen Seen, mit kurzem Weg nach München - ist ein attraktiver, reizvoller Arbeitsplatz mit, in jeder Hinsicht, guten Perspektiven. So fließen im dort ansässigen Gesundheitsunternehmen Roche noch dieses Jahr 172 Mio. € in den Aufbau einer neuen Einheit zur Erforschung therapeutischer Proteine.

In Penzberg wird der Wandel Bayerns beispielhaft greifbar: Noch in den 1960er Jahren wurde hier Pechkohle gefördert, heute hat dort HighTech sein Zuhause. In den vergangenen zehn Jahren hat Roche über 1,2 Mrd. € in den Standort investiert und die Zahl der Arbeitplätze von 2.400 auf 4.500 nahezu verdoppelt.

 


Probleme aus Sicht der Chemieindustrie

Aber auch in Bayern fehlt es nicht gänzlich an Problemen. Seit Jahrzehnten etwa kämpft man im Chemiedreieck um den Bau der Autobahn A 94, die Güterzüge in die Region verkehren auf eingleisigen, nicht elektrifizierten Strecken - die Realisierungsgeschwindigkeiten von Plänen bei Bahn und Chemieindustrie erweisen sich als schmerzhaft unterschiedlich.

Wie überall in Deutschland bereiten auch die Rohstoffund Energiepreise zunehmend Kopfzerbrechen.

Mit Sorgen blickt die gesamte chemische Industrie Bayerns auf die Zukunft der Stromversorgung des Landes und warnt laut vor den Folgen des Ausstiegs aus der Kernenergie: 60 % des Stromes bezieht der Freistaat aus seinen fünf Kernkraftwerken - das erste davon soll 2011 vom Netz gehen, das letzte 2020.

Schon vorher aber gerät das Land in Versorgungsnot - Strom müsste über teure, noch lange nicht gebaute Netze bezogen werden. Ein politisches Problem und ein riskanter Faktor für den Großabnehmer Chemie!

 


Bayern - ein Innovationsstandort

Bayern ist ein Innovationsstandort - die Chemie dabei eine der tragenden Säulen. Forschung und Entwicklung sind ein Kapital, das die Unternehmen der Branche mit Nachdruck pflegen.

Gerne profitiert man von der weltweit anerkannten Wissenschaftsregion Bayern mit ihren hervorragenden bis exzellenten Forschungseinrichtungen - und unterstützt diese im Umkehrschluss durch Stiftungslehrstühle und andere Kooperationsprojekte.

Schon vor Jahren haben die Bayerischen Chemieverbände mit einer „Themenbörse Forschung" diese Vernetzung gefördert und neue Schnittstellen zwischen Universitäten, Instituten, Forschungseinrichtungen und der Industrie geschaffen. Aufgegriffen wurde diese Pionierleistung inzwischen im landesweiten Cluster-Projekt der Bayerischen Staatsregierung.

Angesiedelt im Haus der Bayerischen Chemieverbände, kümmern sich zwei Cluster-Manager samt Team um die weitere Vernetzung von Wirtschaft und Forschung.

Ein großes Augenmerk erfahren auch Zukunftsthemen wie Nano- oder Biotechnologie. So haben sich etwa auf Initiative der Wacker Chemie und der Südchemie weitere Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu einem Konsortium zusammengefunden, das die weiße Biotechnologie zur künftigen Produktion von Biokraftstoffen und Basischemikalien auf eine breite Basis stellt.

 


Kontakt:
Franz Xaver Völkl

Verein der Bayerischen Chemischen
Industrie e.V., München
Tel.: 089/92691-0
Fax: 089/92691-33
voelkl@chemie-kvi-bayern.de

 

Ein Spezifikum der bayerischen Chemiebranche sind die Chemie-Standorte, die sich überwiegend im ländlichen Raum mit mehreren regionalen Schwerpunkten befinden, etwa in den Chemie- und Industrieparks in Gendorf, Gersthofen, Bobingen, Münchsmünster, Trostberg und dem unterfränkischen Obernburg. Im Bild der Industriepark Werk Gendorf.