Standorte & Services

InfraLeuna stellt die Weichen auf Wachstum

06.02.2018 -

Mit der politischen Wende in Deutschland begann auch für den Chemiestandort Leuna ein neues Kapitel. Der Standort entwickelt sich zum Schmelztiegel internationaler Chemieunternehmen. Die Gründung der InfraLeuna als Betreibergesellschaft, Serviceanbieter und Standortentwickler markierte den Beginn der jüngsten Wachstumsphase am Standort Leuna. Im vergangenen Jahr konnte InfraLeuna den Umsatz um 22 Mio. EUR auf 270 Mio. EUR erneut steigern. Und die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung soll fortgesetzt werden. Für 2018 sind ein Ausbau der Leistungen und weitere Investitionen in Höhe von rund 35 Mio. EUR geplant. InfraLeuna-Geschäftsführer Christof Günther erläutert die Situation.

CHEManager: Herr Günther, was sind die Erfolgsfaktoren am Chemiestandort Leuna und wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

C. Günther: Der Chemiestandort Leuna verfügt noch über beträchtliche freie Flächen für neue Chemieanlagen. Unsere Kunden expandieren und auch neue Investoren nutzen die vorzüglichen Bedingungen. Wesentlich für den Erfolg ist unser einzigartig flexibel steuerbarer Energieverbund, der die Energiekosten unserer Kunden minimiert und stromintensive Produktion zu attraktiven Energiekonditionen gestattet. Insbesondere deshalb wächst unser Chemiestandort Leuna dynamisch, neue Anlagen und neue Arbeitsplätze entstehen. Am Standort sind heute über 10. 000 Mitarbeiter beschäftigt – der höchste Wert seit Bestehen der InfraLeuna. Den eingeschlagenen Weg werden wir konsequent weitergehen und auch im Jahr 2018 unseren Standort in großen Schritten weiter Richtung Zukunft entwickeln. Für Leuna charakteristisch ist, dass wir mit unseren Kunden sehr vertrauensvoll   zusammenarbeiten und alle an einem Strang ziehen.

Im vergangenen Jahr wurde im Bereich Logistik kräftig investiert. Wie wirkten sich diese Investitionen aus?

C. Günther: Der Bereich Logistik hat sich im vergangenen Jahr sehr dynamisch entwickelt. Das neu in Betrieb genommene Container-Gefahrstofflager wird von unseren Kunden sehr gut angenommen. Erweist sich die positive Entwicklung als nachhaltig, so werden wir modular ausbauen. Die Voraussetzungen hierfür haben wir bereits bei der Errichtung geschaffen. Zudem haben wir unsere Logistikleistungen ausgeweitet. Die Zulieferungen für unsere Kunden vom Lager an den Standort und die Region und umgekehrt wurden ausgebaut. Bisher haben diese Transporte vor allem externe Dienstleister übernommen. Doch in einem bestimmten Umkreis sind wir selbst flexibler und wettbewerbsfähiger. Bei diesen Leistungen sind wir gut aufgestellt und das Geschäft ist ausbaufähig. Dabei möchte ich betonen, dass wir kein Speditionsunternehmen sind und es auch nicht werden wollen.

Auch der neue Übergabebahnhof Leuna Nord wurde vergangenes Jahr fertiggestellt. Stärkt das die Schienentransporte insgesamt?

C. Günther: Ja! Der neue Übergabebahnhof erhöht die Leistungsfähigkeit unserer Bahnlogistik und führt zur Entlastung des Bahnhofs in Großkorbetha. Zudem spielt er eine wichtige Rolle bei der Optimierung der Transportströme am Standort. Der Ausbau der Schienentransporte geht Hand in Hand mit den Produktionsmengen und dem Transportaufkommen unserer Kunden. Hier sehen wir eine erfreuliche Entwicklung. Künftig erwarten wir zudem bei bestimmten Transporten auch eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene.

Mit Industrie 4.0 kommen neue digitale und technologische Herausforderungen auf die Wirtschaft zu. Wie gut ist InfraLeuna auf diese Entwicklung vorbereitet?

C. Günther: Der Chemiestandort Leuna ist für den digitalen Wandel gut gerüstet. Wir haben hier hervorragende Fachleute, die sich den neuen Herausforderungen stellen. Bereits seit vielen Jahren arbeiten die hiesigen Betriebe auf einem hohen Niveau von Vernetzung und Automatisierung. Die Weiterentwicklung dieser Systeme ist für uns unerlässlich, um die Arbeitsproduktivität weiter zu steigern und unsere Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Als InfraLeuna haben wir 2016 unsere neue Zentralwarte in Betrieb genommen. Hier wird modernste Leit- und Automatisierungstechnik optimal genutzt, um alle Infrastrukturanlagen wie Netze, Kraftwerke, Wasserwerke, Abwasserbehandlung, Kühlwerke, Drucklufterzeugung  usw. zentral zu kontrollieren und zu steuern. Die Zusammenführung einer sehr heterogenen IT-Systemlandschaft, verbunden mit der Integration vormals separater Organisationseinheiten im laufenden Betrieb innerhalb von etwa zwei Jahren war ein echter Kraftakt, dessen erfolgreiche Bewältigung unserer Mannschaft in der Fachwelt viel Anerkennung eingebracht hat.

Allgemein wird über Fachkräftemangel geklagt. Wie sieht die Situation der Fachkräftesicherung bei InfraLeuna aus?

C. Günther: Allein im letzten Jahr haben wir über 50 neue Mitarbeiter eingestellt, vor allem in Geschäftsbereichen, in denen wir weiter wachsen wollen. Auf unsere  Stellenausschreibungen hatten wir eine sehr gute Resonanz und konnten teilweise unter mehr als 80 Bewerbern pro Stelle die passende Fachkraft auswählen. Wir werden als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen. Auch für unsere zwölf Ausbildungsplätze haben wir für dieses Jahr über 160 Bewerber. Das zeigt, dass wir auch für die nachgewachsene Generation die richtige Ansprache gefunden haben. Dazu gehört die Arbeit mit den neuen Medien aber auch umfangreiche Aktivitäten und Engagements in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Schulen und Hochschulen der Region. Prinzipiell genießt die Chemieindustrie in der Region um Leuna ein sehr hohes Ansehen. Das ist ein echter Wettbewerbsvorteil, der uns bei der Rekrutierung aber auch bei Erweiterungsprojekten mit Öffentlichkeitsbeteiligung sehr hilft.

Mangelnde Industrieakzeptanz ist vielerorts ein Problem für die chemische Industrie. Weshalb ist Leuna da anders?

C. Günther: Die Menschen sind hier seit über 100 Jahren mit der Chemischen Industrie verbunden. Im Kontrast zur Situation Ende der 1980er Jahre wird unsere Industrie aber heute als sauber, sicher und modern wahrgenommen. Und gerade der massenhafte Verlust von Arbeitsplätzen in der Restrukturierung Anfang der 1990er Jahre machte für jedermann schmerzhaft spürbar, wie wichtig eine funktionierende Chemieindustrie für die Wohlfahrt der ganzen Region ist. Es gab kaum eine Familie, die nicht von Arbeitsplatzverlust betroffen war. So etwas möchte hier niemand wieder erleben. Entsprechend stark ist das Interesse am weiteren Wachstum der Chemie, und die Industrieakzeptanz in der Region erreicht – wie kürzlich von der IHK Halle-Dessau erhoben – absolute Rekordwerte.

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