Huntsman prüft Kauf von Sachtleben
04.07.2013 -
Der US-Chemiekonzern Huntsman ist Finanz- und Branchenkreisen zufolge an einer Übernahme des Weißpigment-Produzenten Sachtleben interessiert. Huntsman schaue sich das Geschäft an und verhandele bereits mit der Sachtleben-Muttergesellschaft Rockwood, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Damit unternimmt Rockwood einen weiteren Anlauf zum Verkauf seiner Duisburger Tochterfirma. Erst vor wenigen Wochen waren nach früheren Angaben aus Kreisen Verhandlungen mit Beteiligungsfirmen geplatzt, da Rockwood sich mit seinen Preisvorstellungen nicht durchsetzen konnte. Rockwood will sich auf weniger konjunkturabhängige Geschäfte konzentrieren.
Eine Delegation von Huntsman habe Werke in Europa inspiziert und werde bald die Bücher von Sachtleben prüfen, sagten zwei der Insider. Huntsman sei bis Ende des Monats Exklusivität in den Verhandlungen zugesichert worden. Von Rockwood und Huntsman war zunächst keine Stellungnahme erhältlich. Einem Insider zufolge prüfen die beiden Firmen auch, ihre jeweiligen Titandioxid-Geschäfte in ein Gemeinschaftsunternehmen zusammenzulegen. Das Huntsman-Management hatte vor wenigen Monaten erklärt, der Konzern wolle an der Konsolidierung im Titandioxid-Geschäft teilnehmen.
Huntsman gehört wie Sachtleben zu den weltgrößten Herstellern des Weißpigments Titandioxid. Sachtleben setzte 2012 rund 820 Mio. € um. Titandioxid wird in Farben, Kunststoffen und Fasern, aber auch in Kosmetikprodukten wie Zahnpasta und Sonnencreme eingesetzt. Das Geschäft ist allerdings stark konjunkturanfällig. Im vergangenen Jahr war der Markt kräftig unter Druck geraten. Unter anderem in Nordamerika waren die Preise deutlich gefallen - auch aufgrund von Überkapazitäten. Manche Experten halten aber eine Erholung für möglich, vor allem aufgrund der wieder anziehenden US-Konjunktur. Im vergangenen Jahr erzielten die Titandioxid-Geschäfte von Rockwood ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 164,7 Mio. US-$.
Sachtleben ist eine Chemiefirma mit langer Tradition, die bis in das Jahr 1878 zurückreicht. Das Unternehmen gehörte einst zur Frankfurter Metallgesellschaft. Im Jahr 2004 hatte die damalige mg technologies ihre Chemiegesellschaft Dynamit Nobel und damit auch Sachtleben an den US-Konzern Rockwood verkauft. Die Amerikaner brachten Sachtleben dann 2008 in ein Joint Venture mit der finnischen Chemiefirma Kemira ein, das aber vor wenigen Monaten aufgelöst wurde.
Der jüngste Versuch von Rockwood, Sachtleben zu verkaufen, scheiterte laut früheren Angaben aus Kreisen im vergangenen Monat. Rockwood hatte den Informationen zufolge die Titandioxid-Tochter mit Additiv-Geschäften kombiniert, um die Attraktivität für Investoren zu erhöhen. Das Preisziel von 1,5 bis 2 Mrd. US-$ habe sich jedoch als nicht realisierbar herausgestellt.