Effizienz in der Logistik erhöhen
Mit webbasierten Logistiklösungen optimiert Infraserv Logistics die Performance
Prozesse beschleunigen, Durchlaufzeiten verringern, Kosten senken – dies lässt sich mit intelligenten webbasierten Logistiklösungen erreichen. Im Industriepark Höchst setzt Logistikdienstleister Infraserv Logistics zwischenzeitlich unterschiedliche IT-Anwendungen ein, um die Versorgungsprozesse der Chemie- und Pharmaunternehmen am Standort zu optimieren. CHEManager befragte Thomas Schmidt, den Geschäftsführer der Infraserv Logistics, zu den Vorzügen webbasierter Logistiktools im Tagesgeschäft des Industrieparks. Die Fragen stellte Dr. Sonja Andres.
CHEManager: Weshalb ist es gerade bei Logistikaufgaben wichtig, modernste Informationstechnik einzusetzen?
T. Schmidt: In der Logistik werden die Aufgaben zunehmend komplexer und die Reaktionszeiten kürzer. Wo früher Waren mit drei Tagen Vorlauf abgerufen wurden, reden wir heute von drei Stunden. Die gestiegenen Herausforderungen sind nur mit moderner IT-Technologie zu bewältigen bzw. die Technologie versetzt uns in die Lage, Logistik-Prozesse heute viel schneller, aber auch sicherer abzuwickeln. Es geht heute längst nicht mehr nur um das physische Bewegen von Waren und Rohstoffen, sondern um den virtuellen Warenfluss, der sich in den Systemen von Produzenten, Lieferanten und Spediteuren abspielt. Diese virtuellen Warenbewegungen gehen dem physischen Transport voraus. Industrie 4.0 ist daher in der Logistik kein Zukunftsthema, sondern teilweise schon Tagesgeschäft.
Dabei geht es für uns als Logistik-Dienstleister für die Chemie- und Pharmabranche nicht allein um die Vernetzung von Waren- und Rohstofflieferungen, sondern auch um die Lagerung. Bei verschiedenen speziellen Produkten und Gefahrstoffen sind bei der Lagerung Auflagen zu beachten. Diese dürfen beispielsweise nicht mit anderen Materialien zusammen gelagert werden oder unterliegen bei Gefahrstoffen Mengenbeschränkungen. Unsere modernen IT-Systeme gewährleisten, dass alle Vorgaben beachtet und sicher eingehalten werden.
Welchen Mehrwert haben die Industriekunden am Standort Frankfurt, aber auch Lieferanten durch die Einführung des webbasierten Logistik-Tools LAP (LKW Ablauf Planung) bei Infraserv Logistics erhalten?
T. Schmidt: LAP bietet Spediteuren die Möglichkeit, online und auch per Smartphone feste Ladeslots zu buchen. Auf diese Weise reduzieren wir die Standzeiten erheblich, im Interesse der Spediteure, aber natürlich auch der Standortkunden. Das erleichtert die Planung und sorgt für reibungslose, schnelle Abläufe. Hinzu kommen Terminals, an denen die Spediteure den Check-in am Tor und auch die Verwiegung selbstständig vornehmen können. Das alles beschleunigt die Prozesse und bringt für den Kunden einen optimalen Informationsfluss mit sich. Er weiß, für welches Zeitfenster sich der Spediteur angemeldet hat, er bekommt eine Rückmeldung, wenn der LKW am Tor eintrifft und weiß nach der Verwiegung auch gleich exakt, welche Menge kurz darauf angeliefert wird.
Durch entsprechende Schnittstellen können diese Informationen auch direkt in den Kundensystemen abgebildet werden. Insgesamt sorgt LAP für optimale, zukunftsorientierte Abwicklungsprozesse und trägt den gestiegenen Kundenanforderungen Rechnung, weil Durchlaufzeiten weiter verkürzt und auch höchste Sicherheitsstandards eingehalten werden. Das Ganze haben wir mit einer Standard-Software erreicht, die nur geringen Pflege- und Wartungsaufwand und durch die Kompatibilität mit dem Kundensystem ein hohes Maß an Transparenz sicherstellt.
Der Industriepark Höchst zeichnet sich unter anderem auch durch seine Trimodalität aus. Profitieren alle Transportdienste von der Abwicklung über das LAP-System?
T. Schmidt: LAP dient aktuell ausschließlich der Optimierung der LKW-Transporte. Hier können wir im Industriepark Höchst, einem der größten Chemie-Produktionsstandorte in Europa, mit einem intelligenten IT-System den größten Nutzen für die Kunden erzielen. Pro Tag kommen rund 700 LKW am Tor Süd des Industrieparks an. Deshalb ist es wichtig, die Prozesse dort immer weiter zu optimieren, um dieses erhebliche Aufkommen zu bewältigen und Wartezeiten zu vermeiden. Etwa 20% der Waren kommen per Tankschiff in den Industriepark. Auch hier ist der Einsatz der Software geplant. Man könnte auch für die ankommenden Container am Trimodalport Höchst ein System zur Slotbuchung einführen, aber hier ist aktuell der Bedarf nicht so groß.
Weitere 20% der Waren und Rohstoffe erreichen bzw. verlassen den Industriepark Höchst über die Schiene. Hierbei handelt es sich allerdings überwiegend um Kesselwagen beziehungsweise Tankcontainer und nicht um verpackte Ware. Diese gehen in der Regel ohne Zwischenlagerung direkt in den Betrieb. Auch in diesem Bereich sind wir für die Zukunft gut aufgestellt, was die Prozesse angeht. Hier besteht eventuell weiterer Optimierungsbedarf, wenn wir unsere Leistungen bei den externen Bahntransporten erweitern. Aktuell sind wir bereits im Rhein-Main-Gebiet aktiv. Es ist durchaus denkbar, dass wir unsere Aktivitäten noch weiter ausbauen.
Priorität hat für uns allerdings die kontinuierliche Weiterentwicklung und Optimierung der Abwicklung beim LKW-Verkehr, da wir hier ein großes und erfreulicherweise wachsendes Volumen haben und die Anforderungen, unter anderem auch durch mehrere hundert Ladestellen im Industriepark Höchst, besonders groß sind. LAP ist auch für andere Standorte geeignet. So setzen wir es mittlerweile auch erfolgreich an unserem Standort Gersthofen ein und wickeln dort mit diesem System täglich 120 LKW ab.
Über diese Lösung hinaus können Standortkunden in Zusammenhang mit Dispositionen auf ein weiteres System zugreifen – genannt LEA (Logistics Excellence Anytime & Anywhere). Welche Funktion hat dieses Tool? Wer kann es nutzen?
T. Schmidt: LAP optimiert den Prozess des Wareneingangs per LKW. Mit LEA lässt sich der Weg der ausgehenden Waren nachverfolgen. Der Kunde weiß jederzeit, wo sich seine Sendung aktuell befindet und hat die Eingangsbestätigung direkt im System. Das System bringt nicht nur ein hohes Maß an Transparenz, sondern beschleunigt beispielsweise auch die Rechnungsstellung.
Sollte es bei der Anlieferung ein Problem geben, weil der LKW beispielsweise im Stau steht, wird der Kunde informiert beziehungsweise er kann diese Information jederzeit abrufen, um gegebenenfalls zu reagieren. Und auch der Kunde unseres Kunden bekommt diese Information in Echtzeit. Wir nutzen LEA schon einige Zeit und bieten auf dieser Plattform verschiedene kundenspezifische Lösungen an. Die problemlose Einbindung in die Systeme der Kunden ist dabei ein wichtiger Vorteil.
Welche Vorteile bringt es den an der Lieferkette beteiligten Partnern?
T. Schmidt: Geschwindigkeit und Effizienz sind wichtige Vorteile der elektronischen Systeme. Die Automatisierung sorgt aber zusätzlich für mehr Sicherheit. Durch die elektronische Erfassung werden Fehler vermieden. Sicherheit ist für unsere Kunden extrem wichtig, insbesondere die Pharmaunternehmen oder die Chemiefirmen, deren Produkte als Gefahrgüter zu deklarieren sind. Und sowohl LAP als auch LEA sind für mobile Endgeräte geeignet.
Sind in Richtung Informationssysteme und –tools für die logistische Abwicklung weitere Neuerungen geplant?
T. Schmidt: Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Systeme weiterzuentwickeln und zu optimieren. Die Implementierung des LAP war natürlich schon ein größeres Projekt. Aufgrund der vielen verschiedenen Kunden, der Ladestelle, der unterschiedlichen Systeme und der kundenspezifischen Anforderungen ergab sich hier eine Komplexität, die schon mit besonderen Herausforderungen verbunden war. Aktuell arbeiten wir noch an der Weiterentwicklung des Prozesses, bei dem Kunden ihre Waren mit elektronisch lesbaren Etiketten versehen, die dann automatisch vom System zugeordnet werden können. Das funktioniert bereits mit den meisten Kunden, die unser Logistik Center mit seinen 70.000 Palettenlagerplätzen nutzen. Wir wollen das auf weitere Kunden und Lagerbereiche ausweiten.
Insgesamt bin ich der festen Überzeugung, dass wir im Logistikbereich in naher Zukunft viele technologische Neuentwicklungen erleben werden. Die sich bewegende Ware oder Palette, die direkt mit allen am Prozess Beteiligten kommunizieren kann, wird sich durchsetzen. Die Logistik wird zwangsläufig immer mehr in die Produktionsvor- und -nachläufe integriert. Es geht nicht mehr nur darum, ein Produkt von A nach B zu bringen, sondern um eine optimale Unterstützung der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei spielen IT-Systeme und -Schnittstellen eine immer wichtigere Rolle.
Die prozessorientierte Chemiebranche kann hier mit ihrer Logistik wie auch bereits der Automotiv-Bereich eine bedeutende Rolle einnehmen. Wir sind schon heute als Logistikdienstleister ein Partner der Kunden, da wir intensiv in deren Prozesse und technischen System eingebunden sind. Ich bin überzeugt, dass sich die Logistik immer mehr in diese Richtung entwickeln wird.
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