Dr. Armin Meyer: Ciba wächst mit nachhaltigen Chemieprodukten
Klimaschutz als Chance
Klimaschutz entwickelt sich mehr und mehr zum Wettbewerbsvorteil, wie der „Carbon Winners Equity Index" von Arthur D. Little (vgl. Seite 2) belegt: Danach erzielen Unternehmen mit günstigem Verhältnis von CO2-Emissionen zu Umsatz und anspruchsvollen CO2-Reduktionszielen einen im Schnitt um 20% höheren Börsenwert. Hieraus ergibt sich gleich eine doppelte Chance für die Chemieindustrie. Denn der Beitrag der Branche zum Klimaschutz reicht weit über die Senkung der eigenen CO2-Emissionen bei der Produktion hinaus. Chemieerzeugnisse tragen auch entscheidend dazu bei, Energie zu sparen und den Ausstoß von Treibhausgasen in anderen Industriezweigen, wie im Haus- und Wohnungsbau oder im Verkehr zu senken. Welchen positiven Einfluss chemische Produkte auf den Klimawandel haben, erläutert Dr. Armin Meyer, Verwaltungsratspräsident der Ciba, am 6. Mai auf der Handelsblatt-Jahrestagung 2008 Chemie am Beispiel des Schweizer Spezialchemieunternehmens. Dr. Andrea Gruß befragte ihn im Vorfeld der Konferenz.
CHEManager: Immer mehr Chemieunternehmen ziehen eine umfassende CO2-Bilanz: Jüngste Untersuchungen ergaben, dass chemische Produkte dazu beitragen, ein Vielfaches an CO2-Emissionen einzusparen, die bei ihrer Herstellung und Entsorgung entstehen. Können Sie dies für Ihr Unternehmen bestätigen?
Dr. A. Meyer: Auf jeden Fall. Wenn ich mir die Produktpalette der Ciba anschaue, dann erzielten wir im vergangenen Jahr gerade bei Produkten, die dem Klimawandel entgegenwirken, einen deutlichen Umsatzzuwachs. Dazu gehören Additive für geringeren Energie- und Wasserverbrauch in der Papierindustrie oder Bleichmittel, die effizientes Waschen bei tiefen Wassertemperaturen ermöglichen. Bereits heute gibt es Hersteller, welche dank dieser Additive Kaltwasserreinigungsmittel entwickeln, die alleine durch das Waschen bei tieferen Temperaturen dazu beitragen, bis zu 60% der Energiekosten für Waschmaschinen im Haushalt einzusparen.
Am deutlichsten aber zeigt sich der Beitrag von Ciba, wenn man sich die chemischen Produkte anschaut, die in einem Auto verwendet werden. Dazu zählen Lackadditive, die bei der Lackherstellung weniger Dämpfe verursachen, aber gleichzeitig die Lebensdauer der Lacke erhöhen. Ein Ciba-Forschungsteam hat eine Technologie entwickelt, mit welcher umweltverträglichere Lacke hergestellt werden können, ohne dass bei den Qualitätskriterien Abstriche gemacht werden müssen. Bei der so genannten „Novel Encapsulated Additives Technology" werden hydrophobe Lichtschutzmittel in einem Polymer verkapselt und feinteilig in Wasser dispergiert und stabilisiert.
Dank Produkten der chemischen Industrie konnte auch das Gewicht von Fahrzeugen laufend reduziert werden. Kunststoff-Hitzestabilisatoren ermöglichen den Gebrauch von Kunststoff auch unter der Motorhaube und dank Kunststoff-Lichtstabilisatoren kann im Inneren eines Fahrzeugs statt Stahl haltbarer Kunststoff mit deutlich geringerem Gewicht verwendet werden. Aber auch beim Treibstoff selbst, leisten wir einen Beitrag. Sei es mit Ölstabilisatoren, die einen geringeren Benzinverbrauch ermöglichen und Öle langlebiger machen oder durch Benzinstabilisatoren, welche den Einsatz von Biodiesel ermöglichen.
Diese Beiträge im Kleinen, tragen alle in der Summe zur Reduktion der CO2-Emissionen bei.
Welchen weiteren Beitrag leistet Ciba zum Klimaschutz?
Dr. A. Meyer: Nachhaltigkeit und damit der Klimaschutz ist Teil unseres Geschäfts. Alleine im Jahr 2007 haben wir 11.120t Flüssigabfälle von Dritten als Energiequelle genutzt. Dies entspricht 6.300 t Heizöl und trägt damit deutlich zur Senkung der CO2-Emissionen bei. Wir wollen aber noch weiter gehen. So haben wir uns für den Zeitraum von 2007 bis 2010 ambitionierte Umweltziele gesteckt: keine Unfälle mit Arbeitsausfall, den Anteil an erneuerbaren Energien um 10% steigern und gleichzeitig nicht wieder verwertbare Abfälle um 10% reduzieren.
Was tut Ihr Unternehmen, um die Ökoeffizienz seiner Prozesse und Produkte zu steigern?
Dr. A. Meyer: Wir haben durch Verbesserungen in der Produktion im Zeitraum von 2003 bis 2007, die CO2-Emissionen pro Tonne hergestelltes Produkt um über 50% reduziert und dabei gleichzeitig Energie eingespart. Gerade in der Produktion steckt aber noch viel Potential, um Ressourcen zu sparen. Die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe spielt dabei eine zentrale Rolle.
Als erstes Unternehmen in unserer Branche erstellen wir in unserem weltweit größten Produktionswerk in McIntosh in US-amerikanischen Alabama eine Holzvergaseranlage. Dank dieser kann das Werk 20% seines Energiebedarfs aus Holzabfällen der umliegenden Wälder decken. Ab 2009 werden dann mehr als ein Drittel der Energie für dieses Werk aus alternativen Quellen stammen. Weltweit möchten wir in drei Jahren 15% unseres Energiebedarfes in der Produktion mit alternativen ‚Rohstoffen' wie Holz, Abfällen oder Wind decken.
Neben der Steigerung der eigenen Ökoeffizienz ist es meines Erachtens auch wichtig, dass wir mit unseren Produkten dazu beitragen, die Ökoeffizienz unserer Kunden laufend zu steigern. Dies können wir mit innovativen Produkten machen, die entweder direkt zur Schonung der Umwelt beitragen oder wieder verwertbar sind.
Asien ist Fokus der Ciba-Investitionen. Was kann Ihr Unternehmen zu einem Klima schonenden und umweltgerechten Wachstum speziell in dieser Region beitragen?
Dr. A. Meyer: Als global tätiges und verantwortungsvolles Unternehmen ist es grundsätzlich eine Selbstverständlichkeit, dass wir unsere hohen Ansprüche an Sicherheit und Umweltschutz weltweit regeln, überwachen und umsetzen. Dies in Übereinstimmung mit den lokalen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Unsere Richtlinien gelten in jeder Produktionswerkstätte, egal ob das in Westeuropa, Südamerika oder Asien ist. Natürlich können wir auch die langjährigen Erfahrungen bezüglich des Umweltschutzes in Asien mit einbringen. Dies gerade, weil diese Boom-Region erst durch das enorme Wachstum in den vergangenen Jahren in größerem Ausmaß mit den Problemen des Umweltschutzes konfrontiert wurde.
Zum einen setzen wir in unseren Werken in Asien dieselben Standards wie im Rest der Welt, zum andern beraten wir unsere Lieferanten in Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsfragen. Durch diese Beratung können sich Firmen als bevorzugte Lieferanten der Ciba qualifizieren. Seit 2003 führt die Ciba systematisch Lieferantenbeurteilungen durch. Wir schlagen wo nötig Verbesserungen vor oder trennen uns auch von Lieferanten, wenn sie unseren Umwelt- und Sicherheitsstandards nicht entsprechen. Dieses Programm erwies sich im letzten Jahr äußerst wertvoll, als die chinesische Regierung damit begann, Umweltbestimmungen konsequenter durchzusetzen. Die Ciba war hier im Gegensatz zu einzelnen anderen Chemikalienherstellern bestens gerüstet.
Umwelt- und Klimaschutz wird oft als Geißel der produzierenden Industrie gesehen. Zu Recht?
Dr. A. Meyer: Im Gegenteil. Umweltschutz ist Teil unseres Geschäfts. Wir haben in den vergangenen Jahren wie bereits erwähnt enorme Anstrengungen unternommen. Mit der kommenden Ausdehnung von Klimaschutzmaßnahmen auf die USA und die Entwicklungsländer werden alle Produzenten herausgefordert, strengere Umwelt- und Klimaschutzregeln einzuhalten. Die Verknappung von flüssigen Brennstoffen und von gewissen Rohstoffen gibt zunehmend Anreiz zu innovativen Produktionsverfahren und führt zu einem Wechsel hin zu erneuerbaren Quellen.
Ciba selbst entwickelt und realisiert seit Jahren innovative Lösungen im Umweltschutz. Jetzt sind wir daran, ähnliche Lösungen im Bereich Klimaschutz einzusetzen. Diese Lösungen und Prozesse bieten wir unseren Kunden und Drittfirmen auch über unseren Beratungsdienst „Expert Services" an. Ich erachte das Thema deshalb mehr als Chance, denn als Geißel für unsere Industrie.