Anlagenbau & Prozesstechnik

Der Betriebsingenieur

05.07.2013 -

 

CITplus - Der Betriebsingenieur ist Garant für den reibungslosen Arbeitsablauf in seinem Betrieb und damit für die chemische Industrie von großer Bedeutung. Ingenieure in der Produktion sind häufig Kämpfer an der vordersten Front mit hoher Verantwortung jedoch oft ohne Lobby. An dieser Stelle beschreiben wir in lockerer Folge das Berufsbild des Betriebsingenieurs und berichten über die regelmäßigen Treffen der Regionalgruppen der Informationsplattform für Betriebsingenieure der VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (VDI-GVC).

Treffen der Regionalgruppe Bayerisches Chemiedreieck am 07.02.2013 bei United Initiators in Pullach
United Initiators gehört zu den führenden Herstellern anorganischer und organischer Peroxide, die vor allem als Initiatoren der Polymerproduktion und Kunststoffverarbeitung eingesetzt werden. Dem seit 1911 zur Produktion von Wasserstoffperoxid am Hauptwerk in Pullach bei München betriebenen Werkt diente die Isar zunächst als alleiniger Stromlieferant. Zurzeit wird ein sparsames Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) gebaut, dessen Baustelle im Rahmen des Werksbesuchs besichtigt werden konnte.

Risk-based-Inspection (RBI)
Neben effizienter Energieerzeugung bietet ein risiko-basierter Ansatz für die Inspektion (Risk-based-Inspection = RBI) wichtige Möglichkeiten zur Kosteneinsparung und Budgetoptimierung bei gleichbleibender und oft sogar höherer Anlagensicherheit. Dr.-Ing. Jürgen Deininger, TÜV Süd, informierte ausführlich über die Einsparpotentiale, wenn sich Wartungsarbeiten in flexiblen Prüfintervallen auf kritische Komponenten fokussieren. Voraussetzung ist eine risikobasierte Analyse der kritischen Komponenten, eine belastbare Prüfhistorie und eine qualitätsgesicherte Dokumentation.
Der TÜV Süd hat ein pragmatisches Modell für die Risk Based Inspection entwickelt, das den pro-aktiven Ansatz mit hoher Betreiberverantwortung unterstützt. Dabei dient das Risiko z. B. eines Anlagenausfalls als Bewertungskriterium und wird in eine 5x5-Matrix als Fehlerkonsequenz (CoF) gegen die Fehlerwahrscheinlichkeit (PoF), d. h. gegen die Zustandsbewertung aufgetragen. Dazu werden der aktuelle Zustand und sofern vorhanden die Historie der Anlage ausgewertet und die relevanten Systeme und kritischen Komponenten analysiert.

Anforderungen an die ­Instandhaltung steigen
Im Rahmen der Schwachstellenanalyse werden die optimalen Anteile der Risk Based Inspection in der gesamten Instandhaltung mit dem Betreiber festgelegt. Asls Ergebnis wird ein Maßnahmenplan für Prüfungen entwickelt, der Komponente, Prüfintervall, Prüfmittel und Prüfumfang festlegt. Neben Einhaltung des Inspektionsplans, Umsetzung der Maßnahmen und Auswertung der Ergebnisse ist eine umfassende und transparente Dokumentation Grundlage für die Diskussion mit den Genehmigungsbehörden.
Von Behördenseite steigen die Anforderungen an die Instandhaltung, insbesondere wenn die Verschiebung von Inspektionsstillstände beantragt werden soll. Im optimalen Fall lassen sich neben der Budgetoptimierung eine Verbesserung der Inspektionsphilosophie und eine Optimierung der Turnaround-Planung erzielen. So können z. B. die Inspektionsstillstände flexibel mit den Zeiten geringer Auslastung abgestimmt werden. Denn jede Stunde Stillstand vor allem in Zeiten hoher Nachfrage und Auslastung kostet richtig Geld. Sind keine ausreichenden historischen Daten und Vorinformationen vorhanden, sondern müssen diese im Rahmen der ersten RBI-Analyse ermittelt werden, können die Vorteile und Einsparungen jedoch erst im übernächsten Turnaround genutzt werden.
Die Risk based Inspection ist somit insbesondere bei kontinuierlichen Betriebsprozessen von großer Bedeutung, da eine erhöhte Anlagenverfügbarkeit und flexible Inspektions- bzw. Standzeiten ermöglicht werden. Das Schreckgespenst Turnaround lasst sich also besser planen und verliert etwas von seiner Bedrohlichkeit.
Informationen und ­Termine aller Regionalgruppen unter www.vdi.de/gvc/bi

Regionalgruppe Bayerisches Chemiedreieck
Das nächste Treffen der Regionalgruppe Bayerisches Chemiedreieck findet am 7. Mai 2013 bei Roche Diagnostics GmbH in Penzberg statt