Anlagenbau & Prozesstechnik

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Aktuelle GMP Entwicklungen

22.11.2010 -

Die GMP-Entwicklungen werden in den letzten Jahren immer schneller und Dokumente werden in immer kürzeren Intervallen überarbeitet und veröffentlicht. Für die Vertreter in den Unternehmen, welche für den Bereich Compliance verantwortlich sind, wird es daher immer zeitaufwändiger sich auf dem aktuellen Stand zu halten. Diverse Gruppen wie PDA, Concept Heidelberg oder die ESN Akademie, bieten einen Service an bei dem die neusten Veröffentlichungen zusammengefasst werden. Unabhängig davon ist es wichtig die Seiten der relevanten Behörden regelmäßig auf Neuheiten zu überprüfen.

Dieser Beitrag berichtet über einige aktuelle Entwicklungen, die in den letzten Monaten stattgefunden haben. Der Autor erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit, andere Prioritäten können sicher auch gesetzt werden.
European Medicines Agency
Die Europäische Zulassungsbehörde (European Medicines Agency) benutzt seit Dezember 2009 die Abkürzung EMA an Stelle von EMEA, in diesem Zusammenhang hat sich auch die Internetseite geändert (www.ema.europa.eu), die ursprüngliche Seite funktioniert jedoch weiterhin, da man zur Zeit noch automatisch umgeleitet wird.

EU GMP
Im Januar 2010 wurde für Kapitel 1 des GMP Leitfadens ein Entwurf veröffentlicht; Dieses Kapitel soll in Zukunft Quality Management Systems heißen und diverse Ergänzungen enthalten, die aus anderen QMS Leitfäden und aus dem ICH Q10 Leitfaden bekannt sind.

Quality Management System:

  • Process Performance and Product Quality
  • Monitoring System and Product Quality Review
  • Management of Outsourced Activities and Purchased Materials
  • Management of Review on the Quality Management System
  • Monitoring of Internal and External Factors Impacting the Quality Management System
  • Outcomes of Management Review and Monitoring

Die Änderungen durften bis Ende Mai kommentiert werden. Wichtig ist an dieser Stelle, dass eine ISO-Zertifizierung von pharmazeutischen Unternehmen nicht gefordert wird.

Weiterhin wurde der Entwurf des Part III des GMP Leitfadens veröffentlicht, der einen informellen Charakter hat. In diesem wird das Vorhandensein eines Site Master Files gefordert.
Die Kapitel 3, 5 und 7 werden zur Zeit überarbeitet. Planmäßig soll im September 2010 der Revisions-Entwurf für das Kapitel 7 veröffentlicht werden. In Zusammenhang mit den Änderungen in den Kapiteln 3 und 5 sollen auch die Anhänge 2 und 4 überarbeitet werden. Am 19. April wurde ein Entwurf des Annex 2 veröffentlicht.

Pharmaceutical Inspection Cooperation Scheme - PIC/S
Von der Pharmaceutical Inspection Cooperation Scheme (PIC/S) wurde eine Interpretation des Annex 1 veröffentlicht, welches die Ergebnisse der Treffen zwischen der PIC/S Competent Authorities und der EMA zusammenfasst. Hierbei werden Themen wie Probennahme in den Reinraumklassen C und D diskutiert, die risikobasiert erfolgen soll oder dem Unterschied zwischen der Reinraumklasse A und Klasse A Luftzuführung. Eine neue Arbeitsgruppe innerhalb der PIC/S entwickelte und veröffentlichte ein Dokument, welches die Methodik der Implementierung von Quality Risk Management (QRM) im pharmazeutischen Umfeld darstellt. Es wird betont, dass es sich hierbei weder um eine PIC/S Empfehlung noch um einen Leitfaden für die Industrie und/oder GMP Inspektoren handelt. Die Anwendung kann nach eigenen Worten „be used by PIC/S for training purposes" verwendet werden.
Eine Arbeitsgruppe der PIC/S hat sich mit dem Thema der ICH Q9 Implementierung auseinandergesetzt und dazu einen pragmatischen Vorschlag für die Methodik herausgebracht. Der Vorschlag ist so gehalten, dass er für einen weiten Bereich einsetzbar ist und gleichzeitig die Anforderungen der späteren Nutzer wie auch der Behörden erfüllt. Es wird an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass QRM die Prozesse, welche im Rahmen der GMP Compliance etabliert sind, unterstützen soll, um das Risiko für den Patienten zu reduzieren. Es soll nicht genutzt werden, um fehlende Konformität zu begründen oder die vorhandenen Ressourcen weiter zu nutzen.

US-FDA
Die US-FDA hat zum Thema Media Fills eine Klarstellung veröffentlicht, die folgende Punkte enthält:
Aus Sicht der FDA soll die Häufigkeit der Media Fills in Relation zu den gearbeiteten Schichten risikobasiert festgelegt werden. (Q&A updated Nov. 2009)
Ein halbjährlicher Media Fill pro Schicht (entspricht auch Annex 1), für Linien mit 2 Schichten bedeutet dies mindestens 4 Media Fill Läufe pro Prozess und Jahr.
Bei geschlossenen und hochautomatisierten Systemen kann die Anzahl der Media Fill Läufe reduziert werden. Im Falle von Auffälligkeiten (z. B. Unsterilität) muss dies jedoch neu bewertet werden.
Isolatoren und „Closed-vial"-Abfüllungen werden als geschlossene Systeme erwähnt, RABS (Restricted Access Barrier System) sind hiervon aber explizit ausgenommen worden.
Im November 2009 hat die FDA den Anhang zum ICH Q8 (R2) - Pharmaceutical Development - akzeptiert und entsprechend veröffentlicht. Im Anhang werden die zentralen Konzepte detaillierter beschrieben. Es beschreibt die Prinzipien von „Quality by Design" (QbD) näher und die Möglichkeiten diese zu implementieren. Die thematischen Schwerpunkte des Anhangs sind:

  • „Critical Quality Attributes" (CQAs) (Produkt- und Prozessentwicklung steuern)
  • Risikoanalyse (Materialeigenschaften und Prozessparameter identifizieren)
  • Design Space

Im Mai 2010 wurde dann noch ein Guidance for Industry als Q/A (Question and Answer) veröffentlicht. Dieser Q/A befasst sich mit den ICH Dokumenten Q8 (R2), Q9 und Q10.

Active Pharmaceutical Ingredients Committee - APIC
Im Dezember 2009 wurden von der APIC zwei Vorlagen für Qualitätsvereinbarungen veröffentlicht:
Vorlage für die Herstellung generischer Wirkstoffe
Vorlage für die Herstellung von Wirkstoffen im Rahmen eines Exklusivvertrags mit einem Wirkstoffproduzenten
Diese beiden Vorlagen decken im Prinzip alle Konstellationen in Bezug auf Kunden-Lieferantenbeziehungen ab.
Im Februar 2010 wurde durch die APIC eine überarbeitete Version des Dokuments‚ GMPs for APIs‘ veröffentlicht, dabei wurde das Kapitel 9 eingefügt: Chapter 9: Packaging and Identification Labelling of APIs and Intermediates.

Fazit
Die meisten Veröffentlichungen und Änderungen in Leitfäden kann man momentan in den Bereichen

  • TQM und QMS
  • Risikobasierte Vorgehensweise
  • CAPA
  • Verantwortlichkeiten von Schlüsselpersonen
  • Interpretationen des Annex 1
  • Harmonisierung der verschiedenen Leitfädenfinden. Es ist nicht zu erwarten, dass die Geschwindigkeit mit der Änderungen veröffentlicht werden abnimmt, da diverse Dokumente noch alte Wissensstände darstellen und eine Überarbeitung schon seit längerem überfällig ist, wie zum Beispiel auch das US-FDA Dokument zum Thema Prozessvalidierung, welches endlich überarbeitet wurde. 

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Carpus Prozessexperten GmbH

Im Nassauer Hof
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