Compamed 2022
Voll ausgelastete Hallen sowie neue Impulse für die Medizintechnikindustrie
Die Welt der Medizintechnik blickt zuversichtlich nach Düsseldorf. Vom 14. bis zum 17. November 2022 finden hier parallel die international führende Zuliefererfachmesse Compamed und die weltführende Medizinmesse Medica statt. Der Verlauf der Buchungen lässt für beide Veranstaltungen eine Beteiligung deutlich über dem Vorjahresniveau erwarten. An der Compamed 2022 werden fast 700 Unternehmen aus 36 Nationen beteiligt sein, bei der parallelen Medica 2022 sind es mehr als 4.200 aus insgesamt 70 Nationen. Für die Compamed 2022 bedeutet das eine Vollauslastung an ihrem traditionellen Platz, in den Messehallen 8a und 8b. „Der von der Compamed in Kombination mit der Medica ausgehende Impuls ist für die Branche enorm wichtig. Die Teilnehmenden aus allen Bereichen der Gesundheitswirtschaft benötigen gerade jetzt Orientierung und einen umfassenden Überblick hinsichtlich zuverlässiger sowie schnell verfügbarer Lieferoptionen und Geschäftspartneralternativen“, erklärt Christian Grosser, Director Health & Medical Technologies der Messe Düsseldorf.
Wichtige Programmelemente der Compamed sind die in die Fachmesse integrierten und seit Jahren etablierten beiden Vortrags- und Diskussionsforen: das Compamed High-Tech Forum by IVAM (organisiert vom Fachverband für Mikrotechnik IVAM) sowie das Compamed Suppliers Forum by Devicemed (inhaltlich ausgestaltet von der Fachzeitschrift Devicmed). Das Compamed High-Tech Forum gibt einen Einblick in die aktuelle Forschung und Entwicklung der auf der Compamed ausgestellten Verfahren und Produkte, erläutert Technologietrends der Branche und übermittelt Informationen zu den relevanten Auslandsmärkten für Medizintechnik. Insbesondere die Bereiche neue Materialien, Produktionstechniken, Nanotechnologien und Mikrosystemtechnik werden von qualifizierten Spezialisten und führenden Experten vorgestellt.
“Europe meets USA – High-Tech for Medical Devices”
An allen vier Messetagen bietet das vom IVAM organsierte Forum in Halle 8a (Stand G40) internationales Programm. Zu den Highlights des Forums zählt die neue Internationalisierungs-Session “Europe meets USA – High-Tech for Medical Devices”, die gezielt die Zusammenarbeit im Bereich der Medizintechnik zwischen Komponentenherstellern, Geräteherstellern und Anwendern aus Europa und den USA stärken soll. „Die Störung der Wirtschaftsbeziehungen durch Corona und den Ukraine-Krieg hat gezeigt, wie fragil unsere Lieferketten sind. Viele unserer Hightech-Unternehmen orientieren sich deshalb zunehmend in Richtung von Ländern, mit denen uns gemeinsame Werte verbinden, z.B. die USA“, erklärt Dr. Thomas R. Dietrich, CEO des IVAM. Beim High-Tech Forum werden auch Unternehmen, die auf der benachbarten Medica 2022 ausstellen, ihre Produkte präsentieren und ihre Anforderungen an Komponentenhersteller erläutern.
Der Themenbereich Mikrofluidik, einer Schlüsseltechnologie im Bereich der Diagnostik, ist durch die Coronapandemie massiv angeschoben worden. Im Rahmen des Forums in Halle 8a spiegelt sich das in einer großen Anzahl von Fachpräsentationen zu dieser Thematik wider, so dass hier erstmalig in diesem Jahr zwei Sessions das Programm bereichern: “Microfluidic Session Part I: Microfluidic Platforms – Shortcut to a Product” sowie “Microfluidic Session Part II – Microfluidics: The Bits and Pieces to make-up a System”. Weitere wichtige Vortragsschwerpunkte sind 2022 “Printed Electronics for Next Generation Wearables and Diagnostics”, “Smart Sensor Solutions” sowie “Laser and Photonics Applications”.
Die gesamte Prozesskette praxisnah im Blick
Das Compamed Suppliers Forum präsentiert in Halle 8b (Stand G40) aktuelle Entwicklungen entlang der gesamten Prozesskette, wobei auf Praxisnähe besonderer Wert gelegt wird. Mechanische und elektronische Komponenten stehen ebenso im Fokus der Expertenvorträge wie innovative Werkstoffe, Fertigungsprozesse, alle Arten der Auftragsfertigung, Design- und Usability-Aspekte sowie die Qualitätssicherung. Impulsvorträge über neue Märkte runden das bunte Programm ab. Schwerpunktthemen sind u.a. die Bereiche Additive Manufacturing, Electronic, Regulatory Affairs, Cybersecurity und Wearables.
Apropos Wearables: Dieser Anwendungsbereich wird für Zulieferunternehmen der Medizintechnikindustrie immer bedeutsamer. Coat-X hat z.B. eine ultradichte Gehäusetechnologie für tragbare oder implantierbare elektronische Komponenten und PCBAs entwickelt (PCBA steht für Printed Circuit Board Assembly, also bestückte Leiterplatten). Das Schweizer Unternehmen ist ein führender Lösungsanbieter für kritische Dichtigkeitsprobleme und Experte für Dünnfilmverkapselung und wird im Rahmen des Forums über seine innovative Verkapselungstechnologie zum Schutz kritischer elektronischer Komponenten in Wearbles in einem Vortrag von CEO Dr. Andreas Hogg informieren.
Seit 25 Jahren bei der Compamed dabei mit großem Netzwerk
Seit über 25 Jahren ist MedNet in Düsseldorf vertreten: „Die Compamed ist für uns seit der ersten Stunde ein wichtiger Branchentreffpunkt, sowohl für Kunden als auch für Lieferanten und Partner. An unseren Gemeinschaftsstand beteiligen sich jedes Jahr die durch uns in Europa vertretenen, internationalen Hersteller“, erklärt Matthias Heinz, MedNet-Geschäftsführer. Das Unternehmen fungiert als kompetenter Dienstleister und Lieferant für die Medizinprodukte- und Pharmaindustrie mit einem breiten Portfolio an Standardkomponenten namhafter Hersteller sowie eigenen Produktlinien unter anderem für die interventionelle Radiologie und Infusionstechnik. Darüber hinaus bietet es ein weltweit gut etabliertes Netzwerk für umfassende Material- und Fertigungstechnologien.
„Auf unserem Stand bieten wir mit Hilfe unseres Netzwerks Lösungen aus einer Hand: von der medizinischen Standardkomponente bis hin zum individuellen Bauteil. Die Bandbreite reicht von Hochleistungspolymeren, biomedizinischen Compounds und Legierungen bis hin zu kundenspezifischen Metallkomponenten, tiefgezogenen Teilen und Präzisionsklingen. Unser neuester Partner Arkema, führender Hersteller von Hochleistungspolymeren, fertigt unter anderem biobasierte und recyclebare Polymere“, so Heinz. Über dieses Thema wird Arkema auch beim Compamed Suppliers Forum in einem Beitrag informieren, da das wichtige Thema Nachhaltigkeit auch in der Medizintechnik immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Highlights auf dem IVAM-Gemeinschaftsstand
Der Fachverband IVAM gestaltet nicht nur programmatisch das Compamed High-Tech Forum aus, sondern organisiert auch den Gemeinschaftstand und Produktmarkt “High-tech for Medical Devices”. Hier geht es um Innovationen der Schlüsseltechnologien Mikrotechnik, Nanotechnik, Photonik und neue Materialien. Internationale Firmen und Forschungseinrichtungen sind regelmäßig Beteiligte auf dem über 600 m² großen Gemeinschaftsstand. In diesem Jahr umfasst der IVAM-Bereich fast 50 Unternehmen und Institute aus neun Nationen. Optik- und Präzisionstechnikunternehmen aus der Schweiz sind diesmal besonders stark vertreten. Vor Ort gibt es zahlreiche miniaturisierte Komponenten (mikroelektronisch, optoelektronisch, mikrooptisch, mikrofluidisch), Sensoren, Aktoren und Sensorsysteme, Mikropumpen, Beschichtungen, smarte Textilien sowie Fertigungs- und Bearbeitungsverfahren zu sehen. Insgesamt spielen optische Komponenten und Verfahren eine zunehmend große Rolle.
Kein noch so kleiner Defekt bleibt unentdeckt
Das Unternehmen Mabri.Vision ist zum ersten Mal mit dem IVAM bei der Compamed dabei und thematisiert in Düsseldorf automatisierte Systeme zur optischen Qualitätsprüfung. Durch den Einsatz eines variablen Beleuchtungssystems können transparente und nicht-transparente Materialien, wie Mikrofluidik-Chips, auf Defekte, Kratzer, Partikel, Fehlstellen und geometrische Eigenschaften geprüft werden. Die Prüfanlage „MV.EYE MI1“ für Mikrofluidik-Chips ist eine inline-fähige Lösung zur automatisierten 100 %-Prüfung von großflächigen und mikrostrukturierten Bauteilen. Die schnelle und hochauflösende Bilderfassung, gepaart mit einer KI-unterstützen Auswertesoftware, ermöglicht, zuverlässig Defekte zu erkennen und die Maßhaltigkeit der Chips zu prüfen.
Optische Komponenten und Verfahren immer wichtiger
Mehrere Schweizer Firmen zeigen Mikrooptiken für Medizintechnik und Life-Science-Anwendungen. Darunter das Unternehmen Fisba, welches hochpräzise Mikrolinsen ab einem Durchmesser von 0,3 mm anbietet. Zur Compamed will das Unternehmen seine Kernkompetenz als Gesamtlösungsanbieter in den Mittelpunkt rücken. Das Motto lautet: “From engineering to volume production. All from one source. All from Fisba.” Suss MicroOptics präsentiert refraktive und diffraktive Mikrooptiken für Bildgebungs-, Sensor- oder Strahlformungsanwendungen. Mikrop stellt miniaturisierte Optik für Hightech-Anwendungen vor, z.B. sphärische Linsen, Optik-Baugruppen sowie hochwertige Miniaturobjektive für die Medizintechnik.
Dauerbrenner: Sensoren
Ein „Dauerbrenner“-Thema sind Sensoren. Diesbezüglich thematisiert Sensirion aus der Schweiz in Düsseldorf kleinste Durchflusssensoren für intelligente Inhalatoren und Digital Health Applikationen sowie einen Flüssigkeitssensor für die subkutane Medikamentenabgabe. ES Systems aus Griechenland entwickelt und fertigt indes innovative, intelligente Sensoren auf Basis von Mikroelektronik-Technologien. Die MEMS-basierten Sensoren (MEMS = Mikro-Elektronisch-Mechanische-Systeme) messen Druck, Gasfluss, Flüssigkeitseigenschaften und Temperatur. Produkte von ES Systems werden in anspruchsvollen Steuerungs- und Überwachungsanwendungen auch in der Medizintechnik entweder als eigenständige Komponenten oder integriert in die Ausrüstung eingesetzt. Im Hinblick auf neueste Anforderungen hat das Unternehmen auch intelligente, autonome, stromsparende und drahtlose Sensoren entwickelt, die sich ideal für die Integration in “Internet-of-Things”-Systeme eignen.
Kampf gegen Tuberkulose mithilfe von Photonik
Dem Kampf gegen Tuberkulose, der vor allem durch mangelnde Laborinfrastruktur in Entwicklungsländern erschwert wird, stellt sich ein Verbund aus acht Unternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen mithilfe von Photonik. Anfang 2022 wurden die entsprechenden Lösungsansätze des vom BMBF geförderten dreijährigen Projekts „FluoResYst“ vorgestellt. Ziel ist die Entwicklung eines kompakten Nachweissystems für Multiresistenzen bei Tuberkuloseinfektionen, das eine schnelle Diagnostik und eine effiziente Behandlung von Betroffenen ermöglichen soll. microfluidic ChipShop ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Lab-on-a-Chip Systemen, sogenannten Point-of-Care (POC) oder patientennahen Diagnostikanwendungen. Das Thüringer Unternehmen übernimmt innerhalb des Projektes „FluoResYst“ die Erarbeitung der Analysekartusche, in welcher das Tuberkulose-Assay mit neuartigen Detektionstechnologie automatisiert ablaufen soll. Neben ersten Projektfortschritten werden am Messetand der microfluidic ChipShop auch etablierte Lab-on-a-Chip Lösungen zu sehen sein.
Maßgeschneiderte patienten-spezifische Implantate
Seit ihrer Gründung Mitte 2000 beschäftigt sich die Jenaer 3di mit patientenspezifischen Implantaten für den Gesichts- und Hirnschädelbereich, die bspw. nach Traumen, Tumoroperationen, OP-Zugängen oder bei funktionell-ästhetischen Korrekturen notwendig werden. Zur Fertigung solcher Implantate hat die Firma ein eigenes Verfahren entwickelt, das eine individuelle Anpassung an jeden Patienten ermöglicht. Modellierung, Konstruktion und Fertigung werden ausschließlich virtuell geplant. Unter Berücksichtigung der operationstechnischen Aspekte ist es deshalb möglich, patientenspezifische Implantate zu fertigen – in speziellen Fällen auch innerhalb von 48 Stunden. Voraussetzung sind CT/MRT-Daten, die 3di per CD-ROM oder gesicherten Internetzugang zur Verfügung gestellt werden. Jede beliebige Knochenstruktur des menschlichen Schädels kann nachgebildet werden. Die Herstellungsgenauigkeit beträgt dabei < 0,5 mm. Die Einsatzgebiete der Entwicklung von 3di sind Neuro-, Unfall- und Tumorchirurgie, plastische Chirurgie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.
Die genannten Entwicklungen und Anwendungen von Medizintechnik markieren nur ausgewählte Schlaglichter auf das breite Themen- und Neuheitenspektrum, das die Compamed 2022 abdecken wird. Von Verpackungslinien in Reinräumen bis hin zu winzigster Mikrosystemtechnik reicht die Bandbreite. Stark vertreten sind hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung der Ausstellerschaft auch die Endproduktefertigung, die Produktionsausrüstung und diverse Dienstleistungen. Innovative Basis der Compamed bilden dabei die Herstellerunternehmen von Materialen, Werk- und Klebstoffen. Aus dieser Vielfalt ergeben sich ebenso vielfältige Möglichkeiten zur Kooperation insbesondere auch im Hinblick auf die an der parallelen Medica beteiligten Unternehmen.
Alle Informationen zur Compamed 2022, z.B. zu beteiligten Firmen und Produkten sowie zu den Programmen der integrierten Fachforen sind online abrufbar unter: www.compamed.de