Clariant: Umsatzwachstum, EBITDA und Cash Conversion von starker operativer Performance getrieben
Im vierten Quartal 2022 legten die Umsätze von Clariant in allen geografischen Regionen deutlich zu. In Europa stieg der Umsatz um 6% in Lokalwährung, wobei die Preise stiegen, während sich das Volumenwachstum abschwächte. Auch der Umsatz in Asien-Pazifik legte zu, und zwar um 15%. Getragen wurde diese Entwicklung vor allem durch China mit einem Umsatzwachstum von 14%. Der Umsatz in Nordamerika verbesserte sich um 16% und in Lateinamerika um 18%. Die robuste positive Entwicklung in beiden Regionen wurde durch das Volumenwachstum bei Catalysis und die starke Preisgestaltung bei Natural Resources gestützt. Der Mittlere Osten und Afrika steigerten den Umsatz um 9%.
Im vierten Quartal 2022 verbesserte sich der Umsatz bei Care Chemicals um 4% in Lokalwährung. Ausschlaggebend hierfür war die Beibehaltung der Preisgestaltung bei erwarteten rückläufigen Volumina. Diese Entwicklung wurde getrieben durch ein zweistelliges Umsatzwachstum bei Consumer Care – insbesondere bei Crop Solutions und Personal Care – während der Umsatz bei Industrial Applications geringfügig nachgab. Bei Catalysis war ein Umsatzwachstum von 18% in Lokalwährung zu verzeichnen. Gestützt wurde diese Entwicklung hauptsächlich durch Volumenanstiege und vor allem durch Wachstum bei Petrochemicals und Syngas. Der Umsatz bei Natural Resources stieg aufgrund der verbesserten Preisgestaltung um 16% in Lokalwährung. Alle drei Geschäftseinheiten trugen zu diesem Wachstum bei, insbesondere Oil and Mining Services.
Das EBITDA aus fortgeführten Aktivitäten sank um 24% auf 154 Mio. CHF. Die entsprechende Marge von 11,6% wurde durch die Restrukturierungskosten von 40 Mio. CHF für die Implementierung des neuen Organisationsmodells negativ beeinflusst. Ohne die Berücksichtigung dieser Einmalkosten lag die EBITDA-Marge mit 14,7% unter den berichteten 16,3% für das vierte Quartal des Vorjahres. Diese Entwicklung ist bedingt durch einen negativen EBITDA-Effekt in Höhe von 20 Mio. CHF aufgrund von Projektkosten und höheren Betriebskosten für die Sunliquid-Produktionsanlage in Rumänien sowie die erwarteten geringeren Volumina bei Care Chemicals und Additives.
Gesamtjahr 2022 – ESG-Update – Führend bei Nachhaltigkeit
Im Gesamtjahr 2022 verbesserten sich die gesamten Scope-1- und Scope-2-Treibhausgasemissionen des Konzerns für fortgeführte Aktivitäten auf 0,62 t im Vergleich zu 0,71 t im Jahr 2021. Dies entspricht einem Rückgang von 13% gegenüber dem Vorjahr. Die gesamten indirekten Treibhausgasemissionen bei zugekauften Gütern und Dienstleistungen (Scope 3) gingen ebenfalls zurück, und zwar um 4% auf 2,58 t gegenüber 2,70 t 2021.
Diese Verbesserungen sind das Ergebnis verstärkter Maßnahmen in den folgenden Bereichen: Mehr Energieeffizienz an den Betriebsstandorten, beschleunigte Umstellung auf erneuerbare Energie in den Betrieben sowie ein höherer Anteil an eingekauftem grünem Strom. In Bonthapally, Indien, ermöglicht beispielsweise der Ersatz von Kohle durch Biomasse aus landwirtschaftlichen Abfällen jährliche Einsparungen von 10.000 t CO2-Emissionen. An den indonesischen Standorten ist seit 2021 ein zehnjähriger Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement, PPA) in Kraft, der den Großteil des Strombedarfs aller Geschäftsbereiche abdeckt und im Jahr 2022 zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um 21.000 t geführt hat. Diese Ergebnisse und Initiativen verdeutlichen eindrucksvoll, dass Clariant in der Lage ist, die Emissionen von den steigenden Volumenumsätzen (+7%) zu entkoppeln. Sie spiegeln zudem den signifikanten Fortschritt mit Blick auf die Emissionsreduktionsziele des Konzerns wider.
Darüber hinaus hat der Konzern einen Meilenstein in seinen kontinuierlichen Bemühungen erreicht, den Kunden mehr Transparenz über die mit einem Produkt verbundenen Treibhausgasemissionen über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg zu bieten. Mit der Einführung ihres Tools „CliMate“ zur Berechnung des produktbezogenen CO2-Fußabdrucks (Product Carbon Footprint, PCF) bietet das unternehmen Berechnungen des CO2-Fussabdrucks ausgewählter Portfolioprodukte gemäß ISO-Standard 14067 an.
Ein weiteres Highlight im Jahr 2022 waren kohlenstoffarme und leistungsstarke Lösungen, die einen Mehrwert für Kunden schaffen. Clariants Lösung leistet einen Beitrag zum katalytischen Abbau von Lachgas (N2O), welches bei der Produktion von Salpetersäure freigesetzt wird, einer wertvollen Basischemikalie, die vorwiegend in Düngemitteln Anwendung findet. Durch seine globale Klimakampagne ermöglicht der Konzern zehn Salpetersäure-Produzenten, jährlich mehr als 4 Mio. metrische Tonnen CO2-Emissionen einzusparen. Für diese Leistung wurde das Unternehmen 2022 vom American Chemistry Council mit dem Sustainability Leadership Award ausgezeichnet.
Im Gesamtjahr 2022 betrug der Umsatz aus fortgeführten Aktivitäten 5,198 Mrd. CHF gegenüber 4,372 Mrd. CHF im Gesamtjahr 2021. Dies entspricht einem Wachstum von 24% in Lokalwährung und 19% in Schweizer Franken. Sowohl die Preisgestaltung als auch der Volumenanstieg wirkten sich mit 17% bzw. 7% positiv auf das Konzernergebnis. Demgegenüber schlugen die Währungseffekte mit -5% zu Buche.
Im Gesamtjahr 2022 übertraf das Umsatzwachstum in allen geografischen Regionen 20% in Lokalwährung. Das Ergebnis war besonders stark in Nordamerika, Lateinamerika sowie im Mittleren Osten und Afrika.
Der Umsatz bei Care Chemicals stieg im Gesamtjahr 2022 um 28% in Lokalwährung, mit einem zweistelligen Umsatzwachstum in allen Schlüsselgeschäften. Gestützt durch die Ergebnisse bei Petrochemicals und Specialty Catalysts legte der Umsatz bei Catalysis um 14% in Lokalwährung zu. Oil and Mining Services, Functional Minerals und insbesondere Additives trugen zu dem bei Natural Resources berichteten Umsatzwachstum von 25% in Lokalwährung bei.
Das EBITDA aus fortgeführten Aktivitäten legte um 14% auf 810 Mio. CHF zu, da der Konzern die Profitabilität aufgrund von Umsatzsteigerungen verbessern konnte. Die EBITDA-Marge lag bei 15,6% im Vergleich zu 16,2% im Vorjahr. Bereinigt um die im vierten Quartal 2022 verbuchten Restrukturierungskosten in Höhe von 40 Mio. CHF in Bezug auf die Implementierung des neuen Organisationsmodells übertraf die EBITDA-Marge mit 16,4% das Vorjahresniveau. Die bereinigte Verbesserung der Profitabilität wurde gestützt durch Preisgestaltungsmaßnahmen, die den hohen Anstieg der Rohstoffkosten (25% im Jahresvergleich) sowie die höheren Energiekosten (+35%) und Logistikkosten (+6%) mehr als kompensierten. Die anhaltende Kostendisziplin des Konzerns und die Profitabilitätsverbesserung bei Care Chemicals und Natural Resources hat die relative Schwäche bei Catalysis – die einen negativen Effekt in Höhe von 43 Mio. CHF durch Sunliquid miteinbezieht – mehr als ausgeglichen.
Im Gesamtjahr 2022 sank das EBIT auf 72 Mio. CHF gegenüber 440 Mio. CHF im Vorjahr. Dies war größtenteils auf drei Wertberichtigungen in Höhe von insgesamt 462 Mio. CHF zurückzuführen. Eine nicht-cash-wirksame Wertberichtigung in Höhe von 233 Mio. CHF stand im Zusammenhang mit dem Verkauf des nordamerikanischem Landölgeschäft an Dorf Ketal, der voraussichtlich im ersten Quartal 2023 abgeschlossen wird. Eine weitere Wertberichtigung in Höhe von 220 Mio. CHF wurde für die Sunliquid-Bioethanol-Anlage in Rumänien verbucht. Grund hierfür waren das verzögerte Anlaufen und die aktuelle Finanzleistung der Anlage. Eine Wertberichtigung von 5 Mio. CHF wurde auch bei Clariants Vermögenswerten in der Ukraine vorgenommen. Ohne Berücksichtigung dieser Kosten stieg das EBIT auf 534 Mio. CHF und lag damit 21% über dem Wert für das Gesamtjahr 2021.
Das Nettoergebnis des Konzerns im Gesamtjahr 2022 betrug 116 Mio. CHF gegenüber 373 Mio. CHF im Vorjahr. Es wurde angehoben durch das Nettoergebnis aus nicht fortgeführten Aktivitäten in Höhe von 217 Mio. CHF, hauptsächlich in Zusammenhang mit dem Gewinn aus der Veräußerung von Pigments, die starke Geschäftsentwicklung bei den fortgeführten Aktivitäten und die entsprechende Margenverbesserung. Demgegenüber hatten Wertberichtigungen einen negativen Effekt in Höhe von 462 Mio. CHF.
Der operative Netto-Cashflow des Gesamtkonzerns stieg von 363 Mio. CHF im Gesamtjahr 2021 auf 502 Mio. CHF. Diese Entwicklung war hauptsächlich auf die starken zugrunde liegenden Erträge und das Management des Nettoumlaufvermögens zurückzuführen. Der gestiegene Free Cashflow von 293 Mio. CHF verglichen mit 6 Mio. CHF im Jahr 2021 resultierte für 2022 in einer Free-Cashflow-Conversion-Rate von 36% im Vergleich zu 1% im Vorjahr und ist dem starken operativen Cashflow und disziplinierten Investitionsausgaben zuzuschreiben.
Die Nettoverschuldung des Gesamtkonzerns ging von 1,535 Mrd. CHF Ende 2021 auf 750 Mio. CHF zurück. Diese Entwicklung ist weitgehend zurückzuführen auf die deutliche Reduktion der kurzfristigen finanziellen Verbindlichkeiten und die Zunahme bei kurzfristigen Einlagen aufgrund der Erlöse durch den Verkauf von Pigments sowie der Beteiligung an der Scientific Design Company.
Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung (GV) am 4. April 2023 aufgrund der starken Ergebnisse für das Jahr 2022 die Zahlung einer erhöhten regulären Ausschüttung von 0,42 CHF je Aktie vor. Die Ausschüttung soll aus einer Kapitalherabsetzung mittels einer Nennwertreduktion erfolgen.
Ausblick – Gesamtjahr 2023
Clariant strebt ein überdurchschnittliches Wachstum an und will durch Nachhaltigkeit und Innovation eine höhere Profitabilität erzielen. Clariant hat sich zu einem echten Spezialchemieunternehmen entwickelt und bestätigt die Zielsetzung für 2025: profitables Wachstum (4 – 6% CAGR), eine Konzern-EBITDA-Marge von 19 – 21% und eine Free Cashflow Conversion von rund 40%.
Ab dem 1. Januar 2023 wird Clariant in der Struktur der Geschäftseinheiten berichten, die dem neuen Organisationsmodell entspricht. Die Geschäftseinheit Care Chemicals beinhaltet den früheren Geschäftsbereich Care Chemicals und die Geschäftseinheit Oil & Mining Services (ehemals Teil des früheren Geschäftsbereichs Natural Resources). Die Geschäftseinheit Catalysts entspricht unverändert dem früheren Geschäftsbereich Catalysis. Die Geschäftseinheit Adsorbents & Additives ist eine Kombination der früheren Geschäftseinheiten Functional Minerals und Additives (beide ehemals Teil des früheren Geschäftsbereichs Natural Resources).
Aus makroökonomischer Perspektive rechnet das Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 2023 mit einem leicht schwächeren wirtschaftlichen Umfeld im Vergleich zu einer sehr starken ersten Jahreshälfte 2022. Mit Blick auf das zweite Halbjahr 2023 geht Clariant von einer wirtschaftlichen Erholung aus, auch wenn Unsicherheiten und Risiken im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Umfeld bestehen bleiben. Für das Gesamtjahr 2023 erwartet Clariant einen Umsatz von rund 5 Mrd. CHF, einschließlich eines negativen Netto-Umsatzeffekts von rund 130 Mio. CHF durch Veräußerungen und die Bolt-On-Akquisition. Clariant strebt eine leichte Verbesserung ihrer ausgewiesenen EBITDA-Marge im Vergleich zum Vorjahr an aufgrund einer anhaltenden Erholung bei Catalysts, die das geringere Umsatzvolumen in den anderen Geschäftseinheiten ausgleichen dürfte. Clariant erwartet einen höheren negativen Jahreseffekt durch Sunliquid und ein anhaltend inflationäres Umfeld vor dem Hintergrund des derzeitigen wirtschaftlichen Ausblicks, ausgeglichen durch Einsparungen aus den Restrukturierungsprogrammen.