Clariant investiert in Nordamerika
Spezialchemiekonzern sieht gute Perspektive für Katalysatoren- und Öl-Geschäft
Nordamerika ist für Clariant ein wichtiger Wachstumsmarkt. In San Francisco hat das Spezialchemieunternehmen Investoren, Analysten und Journalisten aktuelle Projekte sowie die besonderen Herausforderungen und Möglichkeiten im nordamerikanischen Markt vorgestellt und wichtige Einblicke in die jüngsten Markt- und Technologietrends der Business Units Catalysis sowie Oil & Mining Services vermittelt.
CEO Hariolf Kottmann betonte in seinem Vortrag die Bedeutung der Region Nordamerika: „Die USA leisten den größten Einzelbeitrag zum Konzernumsatz.“ Clariant erwirtschaftet in der Region mit 1.800 Mitarbeitern rund 1,0 Mrd. USD Umsatz und hat seit 2011 durchschnittlich Wachstumsraten von 4% jährlich erzielt. Das Katalysatoren-Geschäft des Unternehmens verzeichnete mit 5% jährlich eine noch stärkere Zunahme, während das Geschäft mit Öl- und Bergbaudienstleistungen (Oil & Mining Services, OMS) ein zweistelliges jährliches Wachstum erreichte. Gestützt durch diese beiden Geschäftsbereiche legte der Konzernumsatz in Nordamerika in der ersten Jahreshälfte 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5% zu. Kottmann rechnet mit anhaltendem Wachstum in Nordamerika angetrieben von Investitionen in der Region.
Ken Golder, Regionalleiter Nordamerika, stellte die Chancen in der Region dar, die zum Wachstum von Clariant beitragen: „Als weltweit größter Markt für Spezialchemie profitieren wir von günstigen Preisen und Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen. Die Branche insgesamt erfährt durch den Ausbau des Energiesektors eine Belebung“, so Golder. Das für die USA prognostizierte BIP-Wachstum von 2,8% ist eines der höchsten unter den Industrieländern. Konjunkturindikatoren und -schätzungen bestätigen eine Fortsetzung des kräftigen Wachstums.
Das Unternehmen investiert deshalb verstärkt in Nordamerika. Beispiele sind die neue Anlage zur Herstellung von Polypropylen-Katalysatoren in Louisville mit einem Investitionsvolumen von rund 100 Mio. USD oder auch der Ausbau der Produktionskapazität für Houdry-Katalysatoren im Umfang von 20 Mio. USD.
Stefan Heuser, Leiter der Business Unit Catalysis, berichtete detailliert über das Katalysatoren-Geschäft und unterstrich dabei die aktuelle Wachstumsrate von knapp 7%. „Rund 90% aller chemischen Produkte werden mit Hilfe von Katalysatoren produziert“, sagte Heuser. „Da die Chemieindustrie voraussichtlich weiter wachsen wird, würde eine Produktion mit herkömmlichen Technologien den Energieverbrauch ebenso wie die Treibhausgasemissionen verdoppeln. Effizientere innovative Katalysatoren ermöglichen dagegen eine nachhaltige Produktionssteigerung.“
Mit seinem Angebot an Katalysatoren ist das Unternehmen gut positioniert, um die Marktchancen zu nutzen, die sich aus neuen Projekten der Schiefergasförderung in den USA ergeben. Man verfügt im Vergleich mit wichtigen Wettbewerbern über das umfangreichste Produktportfolio, um vom wachsenden Schiefergassegment in den USA zu profitieren; in den Bereichen Propandehydrierung, Steamcracker/selektive Hydrierung, Methanol- und Ammoniumproduktion steht das Unternehmen an erster beziehungsweise zweiter Position im Markt.
Das Unternehmen investiert massiv in die Forschung und Entwicklung von Katalysatoren, mit einer Investitionsquote von mehr als 7% des Umsatzes. Zur Entwicklung hocheffizienter Lösungen arbeitet das Unternehmen als unabhängiger Anbieter von Katalysatoren eng mit führenden Prozess-Lizenzgebern, Kunden und akademischen Partnern zusammen.
John Dunne, Leiter der Business Unit Oil & Mining Services (OMS), erläuterte die Bedeutung von Ölfeldchemikalien: „Wir erwarten, dass der globale Markt für Ölfeldchemikalien von heute 10 Mrd. USD auf geschätzte 12 Mrd. USD im Jahr 2020 wächst. Über die Hälfte dieses Marktes liegt in der Region Nordamerika“, sagte er und ergänzte: „Dies ist für ein Unternehmen mit einer Positionierung wie Clariant sehr positiv, da auch der Markt für Chemikalien zur Ölförderung in Nordamerika mit einem Volumen von derzeit 5,5 Mrd. USD in Zukunft weiter expandiert, wenn Öl- und Gasproduktion mittelfristig zulegen.“
Vor diesem Hintergrund erweiterte die Business Unit OMS im Jahr 2014 ihre Zentrale sowie die Laborgebäude in Woodlands, Texas. Seit 2014 wurde die Mitarbeiterzahl in Nordamerika deutlich erweitert, um die Nachfrage und Bedürfnisse der Kunden bedienen zu können.
Innovation ist auch für das OMS-Geschäft ein wesentlicher Erfolgsfaktor; die Business Unit ist inzwischen der weltweit drittgrößte Anbieter von Chemikalien zur Ölförderung. OMS präsentierte Technologieentwicklungen aus der gesamten Öl- und Gas-Wertschöpfungskette. Die Gashydrat-Technologie ist ein Beispiel dafür, wie man im Bereich Tiefsee „Flow Assurance“ eine führende Stellung erreicht hat, die sich sowohl auf das Kundengeschäft als auf die Profitabilität positiv auswirken wird. Darüber hinaus vermarktet Clariant auch im Bereich Hydraulic Fracturing Innovationen, die bislang unerfüllte Kundenbedürfnisse bedienen, sowie eine neue Technologie zur Vermeidung von produktionsgefährdenden Eisensulfit-Ablagerungen, die zum Stillstand von Anlagen führen können.
Auch in den kommenden Jahren plant man regelmäßig Neueinführungen innovativer Produkte. Entsprechend wurden im Rahmen der Veranstaltung gleich drei neue Produkte für das Katalysatoren- und Öl-Geschäft vorgestellt: Envicat N₂O-S ist eine Neuentwicklung zur Vermeidung von Emissionen von klimaschädlichem Lachgas (N₂O). Die neuen hoch-aktiven Katalysatoren der Serie Vamax richten sich wiederum an Hersteller von Vinylacetatmonomer (VAM). Hostafrac SF 13213 für hydraulischisches Fracturing von Oil Services reguliert Rückflusswasser (Flow Back) und verbessert die Leistungsfähigkeit bei gleichzeitiger Verminderung der Umweltauswirkung. Das schadstofffreie Produkt ist mit dem EcoTain-Label für Nachhaltigkeit ausgezeichnet.