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CITplus-Profil: Berit Stange, Covestro

Interview mit Berit Stange, die 2019 mit Christoph Gürtler und Walter Leitner für den deutschen Zukunftspreis nominiert war.

04.12.2022 - Berit Stange ist Chemikerin und seit 2005 für Bayer, heute Covestro in Leverkusen tätig. 2019 wurde sie mit Christoph Gürtler und Walter Leitner für ihre Arbeiten im Projekt „CO2 – ein Rohstoff für nachhaltige Kunststoffe“ für den deutschen Zukunftspreis nominiert. Das Team hat ein katalytisches Verfahren entwickelt, mit dem sich Kohlendioxid aus Abgasen zu marktfähigen Kosten als Ausgangsmaterial für die chemische Industrie nutzen lässt.

Die berufliche Seite ...

Wer oder was hat Sie geprägt?

Starten wir mit einem Dreiklang: mein Elternhaus, meine drei Geschwister und meine Freunde.

Was lieben Sie an Ihrem Beruf?

Ich darf bei einem globalen Markt- und Technologieführer in der chemischen Industrie die Transformation in ein nachhaltiges Industrie­unternehmen begleiten. Das ist schon ziemlich beeindruckend. Speziell mein momentaner Schwerpunkt vereint Umwelt- und Gesundheitsschutz mit Arbeitssicherheit und damit Dinge, die mir wichtig sind, auch für andere.

Was war Ihr größter Erfolg?

Das war sicherlich die Finalteilnahme am Deutschen Zukunftspreis mit den ebenfalls nominierten Prof. Walter Leitner und Dr. Christoph Gürtler im Team, stellvertretend für eine großartige Mannschaft von Covestro und der RWTH Aachen im Hintergrund.

Was war Ihr größter Misserfolg?

Stolpersteine gab es sehr viele in meiner Karriere, aber ein Misserfolg ist es nur, wenn aus der Krise keine Erfahrung gewonnen wird. Für mich waren das immer sehr gute Möglichkeiten zu reflektieren, zu lernen und besser zu werden. Mir fällt es daher schwer eine einzelne Situation als Misserfolg zu betrachten.

Was vermissen Sie in Ihrem Beruf?

Ich würde meine zum Teil wirklich herausfordernden Aufgaben gerne noch agiler und opportunistischer angehen können.

Worauf würden Sie gerne verzichten?

Oftmals sind Termine ineffizient und fokussieren zu sehr das Problem oder die Abstinenz von Lösungen. Das ist schon manchmal anstrengend für mich. Ich würde lieber direkt die Lösung erarbeiten.

An welchen Prinzipien orientieren Sie sich?

Ich möchte mir selbst immer eine positive Haltung erhalten und mich nicht von Pessimismus anstecken lassen. Darüber hinaus ist mir das Zwischenmenschliche sehr wichtig, wir arbeiten und leben schließlich gemeinsam und nicht gegeneinander. Als drittes würde ich wieder auf die Lösungsorientierung verweisen (lacht).

Welche Trends fördern Sie? (Was erhoffen Sie von der Zukunft?)

Ich bin ein absoluter Fan von Digitalisierung und Automatisierung administrativer Arbeitsabläufe, sodass wir den kreativen und analysierenden Aufgaben mehr Aufmerksamkeit einräumen können. Ich bin überzeugt, dass wir dann noch wertschöpfender werden können.

Welche Trends möchten Sie aufhalten? (Was befürchten Sie in der Zukunft?)

Der generelle Trend zum Extremen stört mich – Gesellschaft und Politik entwickeln sich diametral in so vielen Dimensionen. Das muss nicht sein, wir können auch miteinander und müssen politisch, gesellschaftlich und regulatorisch nicht gegeneinander arbeiten, um individuell zu sein. Aktuell besorgt mich vor allem in Europa auch die zunehmende Regulierung, die kreativen Lösungsansätzen die Flügel stutzt.

Was sind Ihre nächsten Pläne?

Einen nächsten speziellen Plan gibt es noch nicht. Ich werde weiterhin daran  arbeiten die bestehende EHS Kultur von Covestro zu verbessern, junge Menschen für das Thema zu begeistern und  zum Handeln zu befähigen. Mein Wissen und meine Erfahrungen möchte ich an die nächste Generation weitergeben, dieses ist mir ebenso wichtig wie im Coaching Menschen zu helfen ihre Potenziale selbst zu entfalten.

die private Seite ...

Wie würden Ihre Familie/Ihre Freunde Sie charakterisieren?

In drei Worten würden sie sagen: strukturiert, zuverlässig, zielstrebig.

Was treibt Sie an?

Auf der einen Seite mag ich es, Dinge zu analysieren, zu planen und dabei kreative Lösungswege zu finden und anzuwenden, andererseits bin ich gerne diejenige, die strukturiert, um daraus Wachstumspotenziale abzuleiten.

Was gibt Ihnen Kunst/Kultur?

In Kunst und Kultur sehe ich ein Gegengewicht zu meinem an sich sehr rationalem, naturwissenschaftlichen Umfeld. Es ist ein anderer Blickwinkel auf die Welt, ein schöner.

Ihr Verhältnis zum Reisen?

Oft und gerne (lacht) und in Zukunft will ich versuchen noch nachhaltiger zu reisen. Dieser Perspektivwechsel – blaues Meer statt grauem Winter, blühende Wüste statt Besprechungsraum – helfen mir, mich im Alltag auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Am liebsten mit Freunden...

Mit meinen Freunden steht kochen ganz oben auf der Liste. Wir sitzen danach auf der Terrasse mit Blick in den Garten, führen tiefsinnige Gespräche und genießen den sommerlichen Abend bei einem guten Wein.

Womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Freizeit?

Wenn ich nicht Dienstleister meiner Katzen bin, coache ich gerne junge Menschen und versuche nebenbei die Aktivitätsringe meiner Smartwatch zu schließen.

Was lesen Sie gerade? / Ihr Buchtip:

Gerade lese ich ein Fachbuch zum Thema Arbeitssicherheit. Meine Buchempfehlung für alle wäre wohl Factfulness von Hans Rosling. Auch sehr lesenswert ist Klosterchoräle von Elke Bergsma, in dem eine esoterische Version von Berit Stange bei einer Klangschalenmassage im Kloster versucht zu entspannen.

Ihre Lieblingsmusik?

Vielfältig, Hauptsache digital überall abrufbar.

Was wären Sie auch gern geworden?

Eine emanzipierte Pferdezüchterin mit eigenem Gestüt.

Was schätzen Sie an Ihren Freunden?

Mit meinen echten Freunden gehe ich gemeinsam durch die Höhen und Tiefen unserer Leben. Gemeinsam strahlen wir in den frohen Stunden noch stärker und auch die trübsinnigen Stunden erscheinen viel heller.

Was möchten Sie in Ihrem Ruhestand machen?

Ich kann mir momentan noch nicht vorstellen, nichts zu tun. Ein schöner Gedanken wäre am Rande der Welt ein eigenes Café aufzumachen. Dort serviere ich dann selbstgebackenen Käsekuchen und gebe meine Erfahrung aus einem erfüllten Leben an die nächste Generation weiter. Was es am Ende wird, schauen wir mal.

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Lebenslauf

Berit Stange ist Head of Group Environment, Health and Safety bei der Covestro Deutschland AG, Leverkusen. Sie wurde 1976 in Schwäbisch Hall geboren. Nach dem Abitur 1995  und einem anschließendem Auslandsaufenthalt in den USA studierte sie ab 1996 an der Philips Universität Marburg Chemie. Nach erfolgreicher Promotion im Bereich Makromolekulare Chemie bei Prof. Dr. Andreas Greiner begann Stange 2005 bei der Bayer AG in Leverkusen, wo Sie zahlreiche Positionen, auch mit Leitungsfunktion in Uerdingen und Leverkusen inne hatte. Seit 2021 leitet Sie die Gruppe Environment, Health und Safety von Covestro, die 2015 aus einer ehemaligen Bayertochter hervor ging.

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