Chemiestandort-Markt in seiner Ganzheit entwickeln
Kolumne Perspektivenwechsel von Prof. Carsten Suntrop
Der Chemiestandort-Markt beschäftigt sich seit längerer Zeit mit acht strategischen Handlungsfeldern: Die Diskussion zum Thema Kernkompetenz wird heute häufig entlang des Leistungsportfolios geführt. Kernkompetenzen könnten aber auch individuelle Standortfaktoren, die Ermöglichung von Flexibilität und eine detaillierte Branchenkenntnis & intensiver, segmentierter Kontakt zu Chemieparkkunden sein. Eine gute Kundenbeziehung bedeutet, den Kunden zu kennen und dies wiederum heißt im Industriedienstleistungsgeschäft die wichtigen Ansprechpartner beim Kunden zu kennen. Eine Variierung der Fertigungstiefe ermöglicht ein breites Leistungsportfolio. Es ist zudem wichtig, den Mehrwert aus einem integrierten Angebot darzustellen und zu erfüllen. Transparenz bei den Kosten erzeugt Vertrauen bei den Kunden, wobei marktorientierte Leistungen weniger Kostentransparenz verlangen und monopolistische Leistungen ein erhöhtes Vertrauen erfordern.
Die Organisationsformen sind am individuellen Kontext des Standortes auszurichten, wobei jede Organisationsform Schnittstellen erzeugen wird und Vor- und Nachteile hat. Derzeit sind allerdings massive hierarchische und produktorientierte Formen im Markt zu finden. Geeignete Eigentümerstrukturen sind nur wenige zu finden. Rollendopplungen und unzureichende unternehmerische Verantwortung für das Nicht-Kerngeschäft erschweren die unternehmerische Ausrichtung. In allen Leistungsbereichen existieren Wettbewerber. Daher sind Abgrenzungs- und Abwehrstrategien dringend notwendig. Gemeinsames Ziel ist jedoch, den Standort Deutschland zu stärken. Ein geringes Wachstum in Europa, keine zu erwartende Erhöhung der Export-Aktivitäten und zugleich weitere Effizienzsteigerung der Chemiestandorte bedeutet Stagnation. Die Eroberung anderer Chemiestandorte und die Übertragung des eigenen Geschäftsmodells würde das unternehmerische Organisationsverhalten prägen.
Auf der Basis dieser Handlungsfelder wurden bei der jährlichen Tagung der Chemie- und Industrieparks diesen November die Entwicklung des Chemiestandort-Marktes diskutiert. Zwei Ansätze sind notwendig: die aktive Gestaltung der Chemiestandort-Marktstrukturen und die Erhöhung des Servicegrades diskutiert:
Die Teilnehmer, Experten aus diesem Markt, sehen die Neu-Gestaltung der Eigentümerstrukturen als entscheidend für die positive Entwicklung des Marktes an, sehen aber auch eine bedingte Beeinflussbarkeit. Die Organisationsstruktur des Chemieparkbetreibers sollte regelmäßig auf ihre Markttauglichkeit überprüft und angepasst werden. Zur Erhöhung des Service-Grades an den Chemiestandorten ist aus Sicht der Teilnehmer der Veranstaltung die Verbesserung der Leistungs- und Kosten-Transparenz notwendig. Weiterhin ist ein aktives Beziehungsmanagement zu betreiben und regelmäßig die Kundenbedarfe zu ermitteln und die Leistungen neu darauf einzustellen. Dies kann dann beispielsweise auch zu einer vermehrten Individualisierung von Services führen. Die Zweckgemeinschaft, aber auch die Solidarität und der Verbund im Chemiepark sollte ganz allgemein stärker ins Bewusstsein gerufen werden. Die Zusammenführung dieser verschiedenen Perspektiven auf verschiedenen Plattformen wie der jährlichen Chemiepark-Veranstaltung ist ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor der gemeinsamen Chemiestandort-Marktentwicklung.