Chemie-Tarifrunde 2016: Arbeitgeber in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sehen nur moderate Entgelterhöhung
03.06.2016 -
Die Tarifverhandlungen zwischen den baden-württembergischen Chemie-Arbeitgebern und der Gewerkschaft IG BCE wurden ergebnislos vertagt. Nach mehr als dreistündigen Diskussionen am Donnerstag in Karlsruhe wird nun auf Bundesebene weiter verhandelt.
Edgar Vieth, Vorsitzender der Tarifkommission des Arbeitgeberverbandes Chemie Baden-Württemberg (agvChemie), forderte einen moderaten Tarifabschluss: „Unsere Unternehmen müssen wettbewerbsfähig bleiben. Die besonders im internationalen Vergleich hohen Kosten in Deutschland müssen wir in den Griff bekommen.“ Die Mitarbeiter in den Betrieben hätten in der Vergangenheit einen deutlichen Reallohnzuwachs gehabt. Ein Nachholbedarf sei nicht vorhanden. Vieth weiter: „Wir müssen für alle Unternehmen verhandeln. Viele stehen unter extremem Kostendruck. Das müssen wir berücksichtigen.“
Die Arbeitgeber stellten in der regionalen Verhandlung in Karlsruhe besonders die unterschiedliche Situation der Chemie-, Pharma- und Lack-Unternehmen im Land dar. Die stagnierende Produktivität in den Betrieben und die dadurch stark gestiegenen Lohnstückkosten zog Vieth als Beispiele heran, dass die Forderung der IG BCE überzogen sei.
Auch in Rheinland-Pfalz wurden die Tariflöhne der Chemie-Beschäftigten verhandelt. Im Mittelpunkt stand dabei die wirtschaftliche Lage der Unternehmen im Land. "Es gibt praktisch keine Inflation, von Dynamik kann in der Chemie keine Rede sein und wir stehen in wichtigen Kennzahlen wie Produktion, Umsätze und Aufträge schlechter da als Anfang letzten Jahres", so der Verhandlungsführer Hans Oberschulte in Frankenthal. "Durch die niedrige Inflation führen bereits sehr moderate Lohnerhöhungen zu einem spürbaren Anstieg der verfügbaren Einkommen."
Die Chemie in Rheinland-Pfalz ist von wenigen großen Unternehmen und vielen kleinen Betrieben geprägt. Aufgrund des hohen Export-Anteils von 70% steht die Branche im harten Wettbewerb zu anderen Ländern. Seit Jahren verliert die Branche im Preiskampf zunehmend Weltmarktanteile. "Gemeinsam stehen Arbeitgeber und IG BCE in der Verantwortung, einen tragfähigen Kompromiss für alle Unternehmen zu finden. Und das heißt, dass es keine großen Sprünge bei den Löhnen geben kann", so Oberschulte.
Tarifvertrag zur Ausbildung weiterentwickeln
Gesprächsbereit zeigten sich die Arbeitgeber beim Thema Ausbildung. Die seit 2003 bestehende gemeinsame Erfolgsgeschichte soll fortgeführt werden. "Und so wie in den letzten Jahren neue Elemente hinzukamen, wie der Berufskompass Chemie oder das Förderprogramm Startplus, sollten wir auch diesmal neue Themen aufgreifen und uns auf neue Situationen einstellen", so Oberschulte.
Nach den regionalen Verhandlungen findet am 14. Juni 2016 in Hannover die erste Verhandlung auf Bundesebene statt. Dort werden – gegebenenfalls in mehreren Runden – die neuen Entgeltsätze für die Branche verhandelt. In Baden-Württemberg gilt der Entgelttarifvertrag derzeit für etwa 76.000 Beschäftigte. Er wurde 2015 abgeschlossen und von der Gewerkschaft zum 31. August 2016 gekündigt.