Chemie ist ... Optimale Fassreifung
Polyethylen-Fässer aus dem 3D-Drucker
Traditionell werden vor allem hochwertige Rotweine eine gewisse Zeit in Barrique-Fässern aus Eichenholz gelagert, wo sie über das Holz zusätzliche Tannine erhalten und auch minimal mit Sauerstoff versorgt werden, was wichtig für den Reifeprozess ist. Laut Frédéric Planchon, Chef von Wine & Tools aus Bordeaux, trifft der erhöhte Tanningehalt aber immer weniger den Geschmack der Kundschaft. Vorteilhaft sei deshalb eine Reifung ohne Tanninzugabe, aber mit der Zufuhr der richtigen Sauerstoffmenge. Dies kann in Edelstahltanks durch Umpumpen oder mit speziellen Geräten, die die Sauerstoffzufuhr regeln, erfolgen – oder in neuartigen Kunststofffässern. Planchon stellt Fässer aus Polyethylen mit einer speziellen Gestaltung her, die den Wein mit der für die Reifung richtigen Menge Sauerstoff in Kontakt bringen. Bei der Fassherstellung kooperiert er mit dem 3D-Druckspezialisten VLM Robotics und experimentiert mit verschiedenen Formen, Designs und Wandstärken. Nun sollen die ersten 3D-gedruckten Formen der bereits auf der 3D-Druckmesse Formnext gezeigten PE-Fässer Produktionsreife haben. Innovation an sich ist ja eine gute Sache, aber manche Traditionen sind zu schön, um mit ihnen zu brechen. Zumal wenn dann auf die Holzfassreifung von Wein, Whiskey & Co. bezogene poetische Metaphern wie „Angels‘ Share“ oder „Devil’s Cut“ in Vergessenheit geraten.