BG RCI vergibt höchst dotierten Arbeitsschutzpreis in Deutschland
18.06.2018 -
Der „Arbeitsschutz-Oscar“ der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) wurde in diesem Jahr zum 21. Mal verliehen. An dem Wettbewerb 2018 hatten sich deutschlandweit 522 Frauen und Männer mit 225 Beiträgen beteiligt. Für die besten Ideen für eine sichere Arbeitswelt erhielten 31 Preisträger und Preisträgerinnen aus neun Unternehmen den BG RCI Vision Zero-Förderpreis. Dieser wurde in acht Kategorien verliehen. Die Förderpreise sind mit jeweils 10.000 EUR dotiert. Hinzukommen 14 Nominierungsprämien à 1.000 EUR.
Der Förderpreis der BG RCI ist der höchst dotierte Arbeitsschutzpreis in Deutschland und wurde am 15. Juni 2018 im Kaisersaal in Erfurt verliehen. Der Preis ist personengebunden und geht direkt an die innovativen Köpfe in den Unternehmen. Seit 1997 haben sich mehr als 13.500 Menschen aus über 4.000 Betrieben mit rund 6.700 Ideen an ihm beteiligt.
Im Rahmen der Preisverleihung würdigte Christian Pfaff, alternierender Vorsitzender der Vertreterversammlung der BG RCI, die Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer als „Bannerträger der Vision Zero“. Sie teilten die Präventionsstrategie der BG RCI, die zum Ziel habe, dass niemand mehr durch die Arbeit getötet wird, erkrankt oder so schwer verletzt wird, dass er oder sie lebenslange Schäden davon trägt. Pfaff betonte: „Sie alle haben mit Ihren Ideen dazu beigetragen, Arbeitsplätze sicherer und gesünder zu machen. Haben somit menschliches Leid verhindert und damit auch Produktionsausfälle reduziert und Kosten gespart.“
Christoph Hommertgen, Vorsitzender der Vertreterversammlung, rief in seinen Schlussworten dazu auf, die Ideen in die Unternehmen zu tragen und die „Menschen vor Ort für den Förderpreis, für die Nutzung der gesammelten Ideen und für den so entstehenden notwendigen Dialog untereinander zu begeistern.“
Kurzvorstellung der ausgezeichneten Ideen
Der Förderpreis in der Kategorie Sicherheitstechnik ging an Christian Multhaupt und Aeilt de Boer von der WEC Turmbau Emden. Sie haben Stangenaufsätze entwickelt, mit denen das An- und Abschlagen von Betonfertigteilen an Lasthaken von Kränen vom Boden aus sicher erfolgen kann. Damit entfallen unfallträchtige Arbeiten von einer Leiter aus, was zusätzlich eine enorme Zeitersparnis mit sich gebracht hat.
Bei einem Mitarbeiter der Bielkine Sattlerei in Hannover wurde eine schwere Latex-Allergie festgestellt. Ein eigens für die Verarbeitung von Latex ausgewiesener separater Raum war die Lösung. Mit einem verschiebbaren Vorhang aus Planenmaterial kann jetzt ein Teilbereich „luftdicht“ gemacht werden. Parallel dazu wurden alle latexenthaltenden Materialien luftdicht eingepackt (komplette Sitze, zu verarbeitendes Material, Restmüll und altes Material). Für diese Idee erhielten Boris Bielkine, Eike Sören Hempel, Thomas Trautmann, Daniel Doerler, Yunus-Emre Yanik, Max Kröger, Christiane Sander den Förderpreis in der Kategorie Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU).
Randschleifarbeiten von Parkett werden zumeist kniend oder gehockt mit handgeführten Schleifmaschinen ausgeführt. Die längerfristige, intensive Ausübung dieser Tätigkeiten kann zu einer Berufskrankheit führen. Dominic Kammerer und Rolf Kammerer von Kammerer, Remchingen, entwickelten eine ergonomisch optimierte Schleifmaschine mit geringem Gewicht, die im Stehen bedient werden kann. Dafür wurden sie mit dem Förderpreis in der Kategorie Gesundheitsschutz ausgezeichnet.
Bei EHL an den Standorten Kruft, Neu-Bamberg und Kindsbach gibt es zahlreiche Anlagenteile, die steuerungstechnisch miteinander verkettet sind. Das macht es bei Instandhaltungsarbeiten schwierig, nur die notwendigen Anlagenteile sicher abzuschalten, ohne gleich den gesamten Prozess zu unterbrechen. Andreas Schlemmer, Michael Egartner, Sven Schimbold und Andreas Kaczmarczyk entwickelten daher eine interaktive Übungstafel zur praxisnahen Schulung. Für diese Unterweisungsidee gab es den Förderpreis in der Kategorie Organisation.
Wenn bei Lkw die Spanngurte reißen und sich dadurch die Ladung verschiebt, kann im schlimmsten Fall das Fahrzeug umkippen oder die Ladung herausgeschleudert werden. Thorald Keim, Mario Schmidtchen und Heinz-Günter Schwarzkopf von Fabri Planen, Finnentrop, entwickelten ein Stahlband, das zur Verstärkung in die Plane integriert wird und solche Unfälle vermeiden soll. Für dieses TÜV-geprüfte Produkt gab es den Förderpreis in der Kategorie Verkehrssicherheit.
Beim Transportieren von Rohren und Wellen mit einem Gabelstapler besteht die Gefahr, dass die zu transportierenden Teile bei Kurvenfahrten, beim Bremsen oder beim Überfahren von Bodenunebenheiten unkontrolliert herunterfallen. Die Auszubildenden der BG RCI Schaefer Kalk, Werk Hahnstätten, entwickelten eine Haltevorrichtung für Wellen und Rohre, die an den Gabelzinken montiert wird und die Rohre fixiert. Die Auszeichnung in der Kategorie Auszubildende ging an Ingo Stolzheise, Günter Seelbach, Matthias Schreiner, Jonas Schneider, Ulrich-Gunnar Dietrich, Jan-Niklas Klein, Tom Kunz und Pascal Kaltwasser.
Gefährliche Schnittverletzungen der Hände an beweglichen und ungeschützten Teilen von Maschinen der Fleischwirtschaft waren Ausgangspunkt, einen Handschuh mit einer „eingebauten Kontaktfunktion“ zu entwickeln. Durch den Handschuh mit eingewebten Silberfäden wird die Maschine bei Berührung von gefährlichen Maschinenteilen gestoppt. Rainer Seiz von Seiz Industriehandschuhe, Metzingen, und Ferdinand Nock von der NOCK Maschinenbau, Friesenheim, erhielten dafür den Förderpreis in der Kategorie Produkte.
Nur Gefahren, die von der Belegschaft tatsächlich als solche wahrgenommen werden, können angegangen werden. Das Ziel der Essity Operations Mannheim war es daher, die Gefahrenwahrnehmung möglichst vieler Kolleginnen und Kollegen zu verbessern. Aus diesem Grund wurde ein Training entwickelt, das theoretische Hintergründe der Gefahrenwahrnehmung und Risikoeinschätzung mit vielen praktischen Übungen aus dem Arbeitsalltag kombiniert. Dafür erhielten Reiner Mößner, Fabian Schmitt und Nikolas Götz den Förderpreis in der Kategorie Präventionskultur.