Bei Bayer in Bergkamen setzt man bei der Mitarbeiterentwicklung auf Dialog
Das Potenzial der Mitarbeiter soll optimal ausgeschöpft werden
Der Bayer-Standort Bergkamen setzt dabei auf ein umfangreiches Talent-Management. Beschäftigte, die sich beruflich weiterentwickeln wollen, werden daher umfassend unterstützt. Neben verschiedenen digitalen Tools spielt dabei der Entwicklungsdialog eine wichtige Rolle. Dieses Instrument wird nun auch im Tarifbereich forciert. Dirk Harhoff aus der Abteilung Human Resources möchte möglichst viele Kolleginnen und Kollegen in Bergkamen motivieren, Feedback-Gespräche mit ihren Vorgesetzten zu führen.
Der Entwicklungsdialog sieht vor, im Austausch mit direkten Vorgesetzten berufliche Ziele und Perspektiven abzustecken. Also zu erörtern, wo Stärken liegen, welche Fähigkeiten noch ausbaufähig sind und offen anzusprechen, ob die aktuelle Position den beiderseitigen Erwartungen entspricht. „Wenn jemand sagt, er fühle sich unterfordert und würde lieber in einem anderen Bereich arbeiten, lassen sich im Entwicklungsdialog geeignete Maßnahmen treffen“, erklärt Harhoff.
Ergebnis des Gesprächs soll ein persönlicher Entwicklungsplan sein, in dem die vereinbarten Schritte eingetragen werden.
Der Bildungsfachmann empfiehlt, sich anfangs nicht zu viel vorzunehmen und lieber an ein oder zwei Stellschrauben intensiv zu arbeiten. Die Vorgesetzten sind angehalten, die Mitarbeiter bei der Umsetzung dieses Plans kontinuierlich zu unterstützen.Zu diesem Zweck erhalten alle 120 Vorgesetzte, die in Bergkamen im Tarifbereich beschäftigt sind, derzeit eine umfassende Schulung. Diese soll zwei Zielsetzungen erfüllen. Harhoff: „Wir wollen sie motivieren, als Beschäftigte den Dialog zu suchen, andererseits befähigen wir sie, das Gespräch mit den ihnen zugeordneten Mitarbeitenden kompetent zu führen.“
Außertarifliche Führungskräfte sind bereits seit Längerem dazu verpflichtet, mindestens einmal jährlich einen Entwicklungsdialog mit ihren leitenden Mitarbeitern zu führen. Die Tarifbeschäftigten können freiwillig entscheiden, ob sie dieses Angebot annehmen.
Zwei Trainings haben bereits stattgefunden – aufgrund der Corona-Pandemie in digitaler Form. „Die Resonanz war sehr gut“, sagt Harhoff, der eine der beiden Veranstaltungen moderiert hat. Pro Termin nahmen 25 Vorgesetzte teil – nicht nur aus Bergkamen, sondern zusätzlich auch aus Leverkusen und Wuppertal.
Diese Zusammensetzung wurde bewusst gewählt, um Einsichten in andere Arbeitsumfelder zu ermöglichen. Der Experte hält Letzteres für einen Schlüssel zum Erfolg: „Am besten entwickelt man sich in der Praxis weiter, indem man seinen Horizont erweitert. Bspw. durch Vertretungen oder einen Standortwechsel.“ Bis Ende September soll es sechs weitere Schulungen für die etwa 240 tarifbeschäftigten Vorgesetzten aller drei Standorte geben.
Mit dem bisherigen Feedback ist Harhoff zufrieden: „Wir haben fast ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten und sind davon überzeugt, dass die Vorgesetzten den Entwicklungsdialog als sinnvolles Instrument ansehen, das sich einzusetzen lohnt.“
Dieses Engagement braucht es, um zukünftig noch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für einen freiwilligen Entwicklungsdialog zu gewinnen.
Vor Beginn der Corona-Pandemie hatten sich Harhoff und seine Mitstreiter für Bergkamen, Leverkusen und Wuppertal eine Teilnahmequote von jeweils 40 % bis Ende des Jahres vorgenommen. „Das werden wir aufgrund der Einschränkungen natürlich nicht erreichen können.“
„Lass uns mal einen Entwicklungsdialog führen.“
Von Talent-Management-Instrumenten wie dem Entwicklungsdialog profitieren beide Seiten, das Unternehmen ebenso wie die Beschäftigten. Die Zeiten, in denen sich große Unternehmen die Bewerber aussuchen konnten, sind vorbei. „Auf dem Arbeitsmarkt ist es zunehmend schwieriger geworden, in bestimmten Bereichen Fachkräfte zu finden und zu halten“, berichtet der Personalbeauftragte. Um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, müsse Bayer nicht nur gute Verdienstmöglichkeiten anbieten, sondern auch individuelle Entwicklungsmöglichkeiten.
Auf der anderen Seite tragen alle Beschäftigten Verantwortung für ihren Job. Harhoff rät auch jenen Mitarbeitern zum Dialog, die aktuell zufrieden sind und keine weiteren Karriereschritte anstreben. „Die Arbeitswelt verändert sich rasend schnell. Die Anforderungen, denen ein Mitarbeiter heute sehr gut gewachsen ist, können schon in fünf Jahren völlig anders aussehen“, sagt er. Mithilfe regelmäßiger Feedback-Gespräche können die Weichen rechtzeitig in Richtung veränderter Anforderungsprofile gestellt werden. Harhoff: „Auch aus diesem Grund ist der Entwicklungsdialog eine sinnvolle Sache.“ Für ihn wäre es ein großer Erfolg, wenn etwa die Hälfte der Chemikanten zu ihren Vorgesetzten sagen würde: „Lass uns mal einen Entwicklungsdialog führen.“