Bayer will bis 2026 Performance steigern und strategische Flexibilität zurückgewinnen
„Wir sind ein Life-Science-Unternehmen mit hoher Schlagkraft, das von einer großartigen Mission getragen wird, und wir haben drei starke Divisionen. Aber an vier Stellen gibt es dringenden Handlungsbedarf“, sagte Anderson mit Blick auf Patentabläufe und die Pipeline der Division Pharmaceuticals, die US-Rechtsstreitigkeiten, den hohen Schuldenstand sowie auf die hierarchische Bürokratie, die den Fortschritt blockiere.
Bayer werde in den kommenden 24 bis 36 Monaten seine Energie und seinen Fokus darauf richten, eine starke Pharma-Pipeline aufzubauen, die rechtlichen Risiken zu reduzieren, die Verschuldung zu senken und das radikal neue Organisationsmodell Dynamic Shared Ownership (DSO) weiter einzuführen, um die Performance zu steigern. DSO soll Hierarchien abbauen, Bürokratie beseitigen, Strukturen verschlanken und Entscheidungsprozesse deutlich beschleunigen. Es gelte, sich voll und ganz auf Kunden und Produkte zu konzentrieren sowie in jedem Geschäft des Unternehmens schlanker und effektiver zu sein als die Wettbewerber. Dadurch würden ab 2026 jährlich 2 Mrd. EUR an Organisationskosten eingespart, wobei Kostensenkungen nur einer der positiven Effekte seien. Letztlich soll DSO das Wachstum durch bessere Kundenorientierung sowie höhere Innovationsgeschwindigkeit ankurbeln und so beispielsweise die Pharma-Pipeline stärken. Die Division Crop Science soll ihre führende Position in der Landwirtschaft durch bahnbrechende Innovationen ausbauen und in den kommenden zehn Jahren zehn Blockbuster auf den Markt bringen. Zudem soll Consumer Health mit führenden Marken besser abschneiden als der Wettbewerb.
Um die rechtlichen Risiken und die damit verbundenen Unsicherheiten zu reduzieren, passt das Unternehmen seine Strategie an und wird neue Ansätze inner- und außerhalb der Gerichtssäle verfolgen. Den Verschuldungsgrad will Bayer in Richtung eines A-Ratings senken. Dafür plant das Unternehmen neben profitablerem Wachstum unter anderem – wie bereits kommuniziert –, bei der Dividende für drei Jahre das gesetzlich geforderte Minimum auszuschütten.
Die Antwort auf die Frage nach der künftigen Struktur und einer möglichen Aufspaltung des Konzerns laute „nicht jetzt“ – und damit sei nicht „niemals“ gemeint. „Natürlich werden wir für alles offenbleiben“, so Anderson. Angesichts des stark begrenzten Handlungsspielraums „liegt unser Hauptaugenmerk jetzt jedoch auf der Bewältigung unserer Herausforderungen, der Steigerung unserer Performance und der Schaffung strategischer Flexibilität. Wir sind davon überzeugt, dass dieser Ansatz das Beste für Bayer ist.“
2023: Umsatz- und Ergebnisrückgang – angepasste Jahresziele erreicht
Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2023 sagte Finanzvorstand Wolfgang Nickl: „Wir haben den angepassten Ausblick bei allen wichtigen Geschäftszahlen erreicht.“ Der Konzernumsatz verringerte sich währungs- und portfoliobereinigt (wpb.) um 1,2% auf 47,637 Mrd. EUR. Das EBITDA vor Sondereinflüssen sank um 13,4% auf 11,706 Mrd. EUR. Hierin enthalten waren negative Währungseffekte in Höhe von 375 (Vorjahr: plus 429) Mio. EUR. Aufgrund der verminderten Zielerreichung reduzierte sich auch der Aufwand für alle Divisionen für das konzernweite Short-Term-Incentive-Programm um insgesamt etwa 1 Mrd. EUR. Auch der Aufwand für das Long-Term-Incentive-Programm war um rund 0,4 Mrd. EUR niedriger als im Vorjahr. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen betrug 24,6% und lag damit um 2,0% unter dem Vorjahr. Das EBIT belief sich auf 612 Mio. (Vorjahr: 7,012 Mrd.) EUR. Darin enthalten waren per saldo Sonderaufwendungen von 6,977 (Vorjahr: 2,245) Mrd. EUR. Diese resultierten hauptsächlich aus Wertminderungen im Wesentlichen innerhalb der Division Crop Science. Das Konzernergebnis belief sich auf minus 2,941 (Vorjahr: plus 4,150) Mrd. EUR. Das bereinigte Konzernergebnis je Aktie verringerte sich um 19,5% auf 6,39 EUR.
Der Free Cash Flow reduzierte sich um 57,9% auf 1,311 Mrd. EUR. Die Nettofinanzverschuldung zum 31. Dezember stieg gegenüber Ende 2022 um 8,5% auf 34,498 Mrd. EUR. Mittelzuflüsse aus der operativen Geschäftstätigkeit und positive Währungseffekte konnten die Auszahlungen für die Dividendenausschüttung und die Vergleichszahlungen für die Rechtsfälle in den USA nicht vollständig ausgleichen.
Ausblick: Ergebnis unter Vorjahr, höherer Free Cash Flow erwartet
Bereinigt um Währungseffekte (also auf Basis der monatlichen Durchschnittskurse des Jahres 2023) erwartet Bayer für das Jahr 2024 einen Umsatz von 47 Mrd. bis 49 Mrd. EUR. Das Unternehmen rechnet mit einem EBITDA vor Sondereinflüssen von währungsbereinigt (wb.) 10,7 Mrd. bis 11,3 Mrd. EUR. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie plant es wb. einen Wert von 5,10 bis 5,50 EUR. Der Free Cash Flow soll sich wb. auf 2 Mrd. bis 3 Mrd. EUR belaufen. Zum Jahresende 2024 rechnet der Konzern mit einer Nettofinanzverschuldung von wb. 32,5 Mrd. bis 33,5 Mrd. EUR.
Auf Divisionsebene erwartet Bayer eine wpb. Umsatzentwicklung von minus 1 bis plus 3% bei Crop Science, minus 4 bis 0% bei Pharmaceuticals und plus 3 bis 6% bei Consumer Health. Zudem plant das Unternehmen wb. mit einer EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen von 20 bis 22% bei Crop Science, 26 bis 29% bei Pharmaceuticals und 23 bis 24% bei Consumer Health.
Basierend auf den Wechselkursen zum Stichtag 31. Dezember 2023 rechnet Bayer abweichend von den oben genannten währungsbereinigten Werten auf Konzernebene mit einem Umsatz von 46 Mrd. bis 48 Mrd. EUR sowie mit einem bereinigten Ergebnis je Aktie von 4,95 bis 5,35 EUR.
Gute Fortschritte bei Erreichung der Nachhaltigkeitsziele
Bayer hat im vergangenen Jahr weiter an der Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie gearbeitet und wieder gute Fortschritte auf dem Weg zur Erreichung seiner Ziele bis 2030 gemacht. Die gilt sowohl für die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks wie auch für die Zusagen auf den Gebieten der Gesundheitsversorgung, Empfängnisverhütung und der Unterstützung von Kleinbauern in Ländern mit geringem bis mittlerem Einkommensniveau. Auf der UN Water Conference in New York hat Bayer im März eine neue Wasserstrategie vorgestellt und wird damit zur Bewältigung der globalen Wasserkrise beitragen.