Bayer Crop Science für Herausforderungen der Zukunft gut aufgestellt
F&E-Investitionen in Höhe von rund 1 Mrd. EUR im Jahr 2017
Bayer sieht die langfristigen Trends der globalen Agrarwirtschaft weiterhin unverändert. „Unser Geschäftsbereich Crop Science ist trotz des derzeitigen volatilen Marktumfelds sehr gut aufgestellt, um den zukünftigen Kunden- und Marktanforderungen sowie gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden", sagte Liam Condon, Mitglied des Vorstands und Leiter der Division Crop Science, beim Future of Farming Dialog 2017. Die Veranstaltung bringt Vordenker und Interessenvertreter aus der gesamten Agrarbranche zusammen, da verschiedene Gruppen zusammenarbeiten müssen, um das Welternährungssystem nachhaltiger und damit zukunftsfähig zu gestalten. Hier sind der öffentliche und der private Sektor ebenso gefordert wie Vertreter von Industrie, Behörden, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen.
„Der globale Markt für Saatgut und Pflanzenschutzmittel bleibt 2017 nach einem schwachen Vorjahr weiterhin volatil", so Condon. Das starke Bevölkerungswachstum, veränderte Konsumgewohnheiten und die steigende Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltig erzeugten Lebensmitteln würden sich jedoch positiv auf die Lebensmittelproduktion, den Weltagrarhandel und letztlich auf das Einkommen von Landwirten auswirken. „In Kombination mit der weltweit weiter steigenden Nachfrage nach Futtermitteln und Biokraftstoffen werden diese Faktoren eine langfristig steigende Nachfrage begünstigen, die unser Geschäft voranbringen wird", sagte Condon.
2018 Normalisierung des Geschäfts in Brasilien erwartet
In einem Geschäft, das durch Wetter und Faktoren wie Schädlings- und Krankheitsbefall beeinflusst wird, sind immer auch kurzfristige Marktschwankungen möglich, insbesondere in tropischen Klimazonen wie Brasilien. „In den vergangenen zwei Jahren kam es durch geringeren Schädlingsdruck und Trockenheit in wichtigen Gegenden des Landes zu einer geringeren Nachfrage nach Insektiziden und Fungiziden", erklärte Condon. „In Verbindung mit historisch hohen Lagerbeständen zum Abschluss der diesjährigen Erntesaison in Brasilien haben wir deutliche Umsatz- und Ergebniseinbußen hinnehmen müssen." Zwar haben die hohen Warenbestände Einfluss auf den gesamten Markt, doch ist Bayer aufgrund seiner starken Marktposition sowohl im Insektizid- als auch im Fungizid-Segment stärker betroffen. Zur Normalisierung der Situation wurden Maßnahmen eingeleitet. So wurden zum Beispiel Produkte in andere Märkte umverteilt und weniger an Zwischenhändler verkauft.
„Insgesamt gehen wir für das Jahr 2018 von einem erneuten Wachstum in Brasilien aus", sagte Condon weiter. Wie bereits bei der Veröffentlichung der Ergebnisse für das 2. Quartal bekanntgegeben, rechnet Bayer im Jahr 2017 für die Division Crop Science aufgrund von Rückstellungen für Brasilien aktuell mit einem Umsatz von weniger als 10 Mrd. EUR (vorher: über 10 Mrd. EUR). Währungs- und portfoliobereinigt entspricht dies einem Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Innovation für nachhaltige Landwirtschaft unverzichtbar
In seinen Ausführungen, die sich auf die nachhaltige Landwirtschaft konzentrierten, bekräftigte Condon erneut die Entschlossenheit der Division Crop Science, in Innovationen zu investieren und maßgeschneiderte agronomische Lösungen für Landwirte zu entwickeln, die auf ihre individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen eingehen.
In diesem Zusammenhang hob Condon hervor, dass die geplante Übernahme von Monsanto eine große Chance biete, die Zukunft der Landwirtschaft positiv mitzugestalten. „Es liegt in unserer Verantwortung, kleinen und großen Landwirtschaftsbetrieben in aller Welt den Zugang zu Innovation zu ermöglichen. Nur so können wir einen sinnvollen Beitrag zur Sicherung eines nachhaltigen Welternährungssystems leisten."
Des Weiteren verpflichtet sich Bayer, einen Beitrag zur Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu leisten. Diese Ziele sehen die Bekämpfung von Hunger und Armut vor sowie die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden, nachhaltige Städte und Gemeinden, verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster sowie Klimaschutzmaßnahmen und Partnerschaften.
Fortschritte bei Monsanto-Übernahme / Closing voraussichtlich Anfang 2018
Zum Ablauf und Zeitrahmen der geplanten Übernahme von Monsanto sagte Condon, das Unternehmen komme voran. Ende Juni 2017 beantragte Bayer die kartellrechtliche Genehmigung durch die Europäische Kommission, die am 22. August eine Phase-II-Untersuchung einleitete.
Bayer hat am 18. September in Absprache mit der EU-Kommission den Antrag gestellt, die Prüffrist um zehn Werktage bis zum 22. Januar 2018 zu verlängern. Damit soll eine der Größe der Transaktion angemessene Prüfung ermöglicht werden. „Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlicher, dass ein Abschluss der Transaktion statt zum Jahresende 2017 nun Anfang 2018 zu erwarten ist", so Condon. Bayer hat inzwischen bei fast allen der rund 30 relevanten Behörden die Genehmigungen beantragt und bereits von über einem Drittel grünes Licht erhalten.
Erfolgreiche Markteinführung von Digital-Farming-Produkten in über 30 Ländern
Condon ging auch auf die Anstrengungen des Unternehmens im Bereich der digitalen Technologien ein: „Wir wollen im Zeitraum 2015 bis 2020 mindestens 200 Millionen Euro in unseren Geschäftsbereich Digital Farming investieren." Schon heute ist die Mehrzahl der neuen Landmaschinen mit Präzisionstechnik ausgestattet. Die neuen Tools helfen Landwirten, Betriebsmittel wie Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu optimieren - und dabei zugleich höhere Erträge und eine bessere Qualität zu erzielen. „Innovative Digital-Farming-Technologien helfen landwirtschaftlichen Klein- und Großbetrieben, gesündere Pflanzen effizienter und nachhaltiger anzubauen", sagte Condon.
Digitale Lösungen für die Landwirtschaft tragen auch dazu dabei, der wachsenden Forderung der Gesellschaft nach Transparenz und Nachhaltigkeit gerecht zu werden. „Daher arbeiten wir eng mit hochkompetenten Partnern wie Bosch und FaunaPhotonics sowie Universitäten, Start-ups und Nonprofit-Organisationen wie Quantified Planet zusammen. Durch die Bereitstellung und den Austausch proprietärer, d.h. nicht allgemein zugänglicher Daten, leisten wir einen Beitrag zur Erforschung der Biodiversität. Davon werden die Landwirtschaft und die Zivilgesellschaft gleichermaßen profitieren."
Aktuell bietet Bayer digitale Lösungen in mehr als 30 Ländern an und strebt eine rasche weitere Expansion an. Die neuen Technologien bergen nicht nur in Ländern wie Kanada, den USA, Brasilien, Deutschland, Frankreich, der Ukraine und Russland ein enormes Potenzial, sondern auch für Kleinbauern in Entwicklungsländern. Kleinbauern die Ausschöpfung ihres Anbaupotenzials zu ermöglichen, ist von entscheidender Bedeutung, um die landwirtschaftliche Produktivität auf nachhaltige Weise zu steigern und das Leben ihrer Familien und Gemeinden zu verbessern.
Rund 1 Mrd. EUR an F&E-Investitionen
Neben Condon sprach Adrian Percy, Leiter des Bereichs Forschung und Entwicklung der Bayer-Division Crop Science, über die F&E-Pipeline von Bayer und die Investitionen, die das Unternehmen im Bereich Forschung und Entwicklung tätigt. „Wir investieren bei Crop Science jährlich rund eine Milliarde Euro in Forschung und Entwicklung, um neue Produkte auf den Markt zu bringen, damit Landwirte die großen Herausforderungen meistern können, die sich ihnen weltweit stellen", unterstrich Percy. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, unseren Kunden zuzuhören, um zu verstehen, wie sich diese Herausforderungen von Land zu Land und Region zu Region unterscheiden. So wollen wir noch bessere agronomische Lösungen liefern, die maßgeschneidert sind und dem individuellen Bedarf Rechnung tragen."
„Wir sind sehr stolz auf unsere innovativen Lösungen wie etwa unsere Fungizide Luna und Aviator Xpro und unser Insektizid Sivanto, die allesamt unsere Innovationskraft unter Beweis stellen. Ganz zu schweigen von unserem Sojasaatgut LibertyLink und den Rapshybridsorten InVigor mit patentierter Technologie für reißfestere Schoten", erläuterte Percy. „Diese Produkte haben sich innerhalb weniger Jahre zu soliden Ertragsgaranten entwickelt." Bayer hat eine Vielzahl von biologischen Pflanzenschutzlösungen in der Entwicklungspipeline, zum Beispiel Poncho/VOTiVO 2.0. Ein zweites, komplementäres Bakterium steigert die Produktivität des Bodens im Bereich der Wurzel und führt dadurch zu einer höheren Verfügbarkeit an Nährstoffen, die von der Pflanze aufgenommen werden können. Percy umriss auch die aktuelle F&E-Pipeline von Crop Science, die von 2017 bis 2020 die Einführung von 15 Wirkstoffen und Pflanzeneigenschaften (Traits) sowie Trait-Kombinationen vorsieht. Darüber hinaus enthält die integrierte Pipeline über 100 Lifecycle-Management-Projekte und mehrere Hundert neue Saatgutsorten für Gemüse- und Ackerbaukulturen.
Leitfaden für die Crop-Science-Forscher sind F&E-Ziele, die den großen ungedeckten Bedarf von Erzeugern weltweit durch künftige innovative chemische und biologische Pflanzenschutzlösungen sowie Saatgut und Traits decken sollen. Das Unternehmen verfügt nicht nur über ein erstklassiges F&E-Team, das intern an Innovationen arbeitet, sondern hat auch eine erfolgreiche externe Innovationsplattform ins Leben gerufen, um von der vereinten Expertise vieler Institutionen, Organisationen aus Wissenschaft und Industrie sowie Start-up-Unternehmen zu profitieren, die gemeinsame Ziele verfolgen. „Durch strategische Forschungspartnerschaften, Crowdsourcing-Tools und Risikokapitalfinanzierungen arbeiten wir an mehreren Fronten zusammen, damit wir weiterhin Wegbereiter für Innovationen in der Landwirtschaft sind", betonte Percy. Vor Kurzem schloss Bayer mit Ginkgo Bioworks in Boston eine Vereinbarung zur Gründung eines neuen Unternehmens, das sich mit dem pflanzlichen Mikrobiom und zunächst vor allem mit dem Thema Stickstoff-Fixierung befassen wird. Die verbesserte Fähigkeit von Mikroorganismen, den Pflanzen Stickstoffdünger zur Verfügung zu stellen, birgt ein hohes Potenzial für die nachhaltige Landwirtschaft und ermöglicht die Entwicklung zukunftsorientierter Lösungen für die drängendsten Herausforderungen.
Steigende Innovationskosten
In den vergangenen Jahren sind die durchschnittlichen Investitionen, die für die Markteinführung eines neuen Produkts anfallen, vor allem aufgrund höherer regulatorischer Anforderungen gestiegen. Percy zeigte sich überzeugt, dass Bayer durch moderne Wissenschaft eine Weiterentwicklung erreichen und Landwirte auf der ganzen Welt dabei unterstützen kann, auf nachhaltige Weise Nahrungsmittel, Futtermittel, Fasern und Biokraftstoffe von hoher Qualität zu erzeugen. „Für Investitionssicherheit sind politische und regulatorische Rahmenbedingungen erforderlich, die Innovation und Zusammenarbeit entlang der breiten und vielschichtigen Wertschöpfungskette fördern", unterstrich Percy. „Unsere Branche ist auf die wissenschaftliche Forschung angewiesen. Diese liefert uns die bahnbrechenden Technologien, die wir benötigen, um auch zukünftig einen Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung leisten zu können. Wenn die Öffentlichkeit kein Vertrauen mehr in unsere Wissenschaft hat, dann ist die Ernährungssicherheit in Gefahr."
Selbstverpflichtung zu Transparenz
Percy bekräftigte außerdem das Engagement des Unternehmens im Bereich Sicherheit und Transparenz und verwies auf eine Initiative von Bayer, durch die Informationen aus sicherheitsrelevanten, im Zulassungsverfahren verwendeten Pflanzenschutzmittel-Studien zugänglich gemacht werden sollen. Dabei sollen über ein speziell entwickeltes Webportal von Bayer zunächst sicherheitsrelevante Zusammenfassungen von Studien für eine große Zahl von Wirkstoffen zur Verfügung gestellt werden. Weitere Informationen werden in Form von Videotutorials, Infografiken und ergänzenden wissenschaftlichen Inhalten bereitgestellt. Die Website soll Ende 2017 online gehen. Später werden Anwender dann die Möglichkeit erhalten, sicherheitsrelevante Studienberichte im Detail einzusehen. „Wir wollen, dass jeder - von der breiten Öffentlichkeit bis hin zu Fachkreisen - schnell und einfach Zugriff auf die gewünschten Informationen bekommen kann", sagte Percy. „Wir möchten der Öffentlichkeit außerdem vermitteln, wie und warum wir Sicherheitsstudien durchführen. Dies bietet uns die große Chance zu einem konstruktiven öffentlichen Dialog darüber, wie wir die Sicherheit unserer Produkte gewährleisten."
Wissenschaftliche Durchbrüche brauchen gesellschaftliche Akzeptanz
„Wir leben in einem postfaktischen Zeitalter, in dem Populismus und politische Polarisierung die Akzeptanz der modernen Wissenschaft gefährden", sagte Condon in seiner Eröffnungsansprache. „Wissenschaftliche Erkenntnisse werden von Menschen infrage gestellt, die lieber Gerüchten und emotionalen Kampagnen Glauben schenken", führte er aus und zitierte einen jüngst gekürten Nobelpreisträger: „Das Vertrauen der Konsumenten zu gewinnen ebnet den Weg für die wissenschaftlichen Durchbrüche, die notwendig sind, um gesunde Lebensmittel für eine wachsende Bevölkerung sicherzustellen."
Zum Abschluss betonte Percy, dass die gesamte Branche den Sorgen der Verbraucher mehr Gehör schenken und dazu beitragen müsse, die Fragen zu Innovationen in der Landwirtschaft klar und transparent zu beantworten. Laut einer internationalen Studie, die der Konzern kürzlich mit rund 10.000 Teilnehmern in 10 Ländern durchgeführt hat, glauben 9 von 10 Personen, dass die Gewährleistung sicherer, erschwinglicher und nahrhafter Lebensmittel für alle durch Innovation ein dringendes Thema ist. Viele Verbraucher stehen der Wissenschaft und Forschung jedoch weiterhin skeptisch gegenüber. „Gesellschaftliche Akzeptanz ist der Schlüssel", sagte Percy und rief zu einem Multistakeholder-Ansatz auf, um die Zivilgesellschaft, insbesondere junge Verbraucher, durch aktives Zuhören, einen offenen Dialog und Aufklärung über die Vorteile von Innovation besser einzubeziehen. „Aus diesem Grund haben wir eine derart heterogene Gruppe zum diesjährigen Future of Farming Dialog eingeladen - um alle wichtigen Stimmen zusammenzubringen."
So bietet etwa das AgVocacy-Programm von Bayer Branchenakteuren umfassende Schulungsmöglichkeiten, die ihnen dabei helfen, ihre Arbeit Verbrauchern gegenüber selbstbewusst zu vermitteln. Und landwirtschaftliche Schulungsprogramme wie BayLabs, der globale Youth Ag-Summit und die Initiative "Making Science Make Sense" richten sich mit fundierten wissenschaftlichen Informationen speziell an die junge Generation. Weitere wichtige Dialogplattformen sind das Bayer Bee Care Programm und die Initiative Bayer ForwardFarming, die dabei helfen sollen, die Kluft zwischen Produzenten und Konsumenten zu überbrücken. „Ohne die industrielle Forschung würde es weitaus weniger Innovationen in der Landwirtschaft geben, die helfen, unseren künftigen Nahrungsmittelbedarf zu befriedigen. Als Wissenschaftler besteht unsere Aufgabe darin, uns eingehend mit diesen Themen zu befassen", resümierte Percy. „Die Zukunft der Ernährung erfordert eine engere Bindung zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft."