Bayer bietet 62 Mrd. Dollar für Monsanto
"Überzeugende Gelegenheit für Bayer", aber Investoren kritiseren Übernahmepläne
Bayer hat den Inhalt des vertraulichen Angebots zur Übernahme von Monsanto vom 10. Mai 2016 veröffentlicht. Der Leverkusener Life-Science-Konzern will Monsanto für 122 USD pro Aktie in bar übernehmen. Das entspricht einem Übernahmepreis von 62 Mrd. USD. Dieses Angebot enthält einen erheblichen Aufschlag von 37 % auf den Schlusskurs der Monsanto-Aktie am 9. Mai 2016 und entspricht dem 15,8-fachen EBITDA Monsantos.
Vorstand und Aufsichtsrat von Bayer haben das Angebot einstimmig beschlossen und wollen die Transaktion konsequent weiterverfolgen. Bayer sei darauf vorbereitet, zügig mit der Unternehmensprüfung zu beginnen, Verhandlungen aufzunehmen und schnell zu einer Einigung über eine Transaktion zu gelangen.
Die Übernahme von Monsanto würde eine überzeugende Gelegenheit für Bayer bieten, ein weltweit führendes Unternehmen für Saatgut, Pflanzeneigenschaften und Pflanzenschutz zu schaffen. Gleichzeitig würde Bayer als Life-Science-Unternehmen mit einer gefestigten Position in einer langfristigen Wachstumsbranche gestärkt. Der Zusammenschluss soll bereits im ersten vollen Jahr nach dem Abschluss der Transaktion für die Bayer-Aktionäre einen positiven Beitrag zum bereinigten Ergebnis je Aktie im mittleren einstelligen Prozentbereich leisten und im zweistelligen Prozentbereich danach. Bayer erwartet zunächst jährliche Ergebnisbeiträge aus Synergien von insgesamt rund 1,5 Mrd. USD nach drei Jahren sowie weitere positive Effekte durch das integrierte Produktangebot in den Folgejahren.
„Wir sind seit langem von Monsanto beeindruckt und teilen die Überzeugung, dass durch ein integriertes Geschäft erheblicher Wert für die Aktionäre beider Unternehmen entstehen würde“, erklärte Werner Baumann, seit drei Wochen neuer Vorstandsvorsitzender der Bayer AG. „Gemeinsam können wir auf der Erfahrung beider Unternehmen aufbauen, um ein führendes Agrarunternehmen zu schaffen, von dessen Innovationsfähigkeit Landwirte, Konsumenten, unsere Mitarbeiter sowie die Gesellschaft gleichermaßen profitieren.“
Die Transaktion würde führende Plattformen in den Bereichen Saatgut und Pflanzeneigenschaften, Pflanzenschutz, Biologika sowie digitale Landwirtschaft zusammenführen. Insbesondere würden die kombinierten Geschäfte von Monsantos Expertise im Bereich Saatgut und Pflanzeneigenschaften sowie von Bayers Pflanzenschutz-Portfolio für eine große Bandbreite an Indikationen und Kulturen profitieren. Auch geografisch würden sich die beiden Unternehmen sehr gut ergänzen, wodurch die langjährige Präsenz von Bayer in Nord- und Südamerika deutlich ausgebaut und die Position in Europa und Asien/Pazifik gestärkt würde. Kunden beider Unternehmen würden vom breiten Produktangebot und der umfassenden gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungspipeline profitieren.
„Als Bayer fühlen wir uns verpflichtet, durch eine nachhaltige Landwirtschaft die weltweite Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit gesunden, sicheren und bezahlbaren Lebensmitteln zu ermöglichen“, erklärte Liam Condon, Vorstandsmitglied der Bayer AG und Leiter der Division Crop Science. „Dieses Ziel können wir nur durch innovative Lösungen für die Landwirtschaft der nächsten Generation erreichen, die den Herausforderungen angesichts begrenzter natürlicher Ressourcen und zunehmender Klimaschwankungen gerecht werden. Indem wir Landwirte aller Betriebsgrößen auf der ganzen Welt unterstützen, positionieren wir das zusammengeführte Geschäft als bevorzugten Partner für integrierte, überlegene Lösungen.“
Für die Mitarbeiter der beiden Unternehmen würde der angestrebte Zusammenschluss attraktive berufliche Entwicklungschancen eröffnen. Der Hauptsitz der weltweiten Saatgutsparte des gemeinsamen Unternehmens sowie die Zentrale für Nordamerika sollen in St. Louis, Missouri, USA, angesiedelt sein. Der weltweite Bereich Pflanzenschutz sowie die Zentrale der Bayer-Division Crop Science sollen ihren Sitz in Monheim, Deutschland, haben. Darüber hinaus soll Crop Science neben Durham, North Carolina, USA, zahlreiche weitere Standorte in den USA und weltweit betreiben. Der Bereich Digital Farming des kombinierten Geschäfts soll seinen Sitz in der Nähe von San Francisco, Kalifornien, USA, haben.
Der hohe Cashflow des zusammengeführten Geschäfts und die bewährte Entschuldungsdisziplin von Bayer erlauben wie bei vergangenen Großübernahmen die zügige Rückführung von Verbindlichkeiten nach Abschluss der Akquisition. Bayer strebt ein Investment-Grade-Rating nach Vollzug der Transaktion an, das langfristige Ziel eines „A“-Kreditratings bleibt unverändert. Das Unternehmen hat schon in der Vergangenheit zahlreiche Übernahmen erfolgreich abgeschlossen und dabei lösungsorientiert mit Kartellbehörden zusammengearbeitet. Zudem ist Bayer sehr erfahren in der wirtschaftlichen, geografischen und kulturellen Integration von Unternehmen. Einige Ratingagenturen sehen eine milliardenschwere Übernahme des US-Saatgutkonzerns durch Bayer aber kritisch und erwägen eine Herabstufung.
Bayer muss für seine Pläne zur Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto auch Kritik von wichtigen Investoren einstecken. Es wird befürchtet, dass der Leverkusener Pharma- und Agrochemiekonzern nach einem Monsanto-Deal in den nächsten Jahren die finanzielle Flexibilität für Zukäufe im Pharmabereich behält. Zudem wird befürchtet, dass Bayer mit der Übernahme seinen guten Ruf aufs Spiel setzt, denn Monsanto ist insbesondere hierzulande umstritten, weil es gentechnisch verändertes Saatgut z.B. für Mais, Soja oder Weizen entwickelt und auch Hersteller des in der Kritik stehenden Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat ist.