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Auf Dreißigjährige ist Verlass

Die Responsible-Care-Initiative der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland

13.07.2022 - Responsible Care ist eine weltweite Initiative der chemischen Industrie, im Rahmen derer sich die deutsche Chemie seit drei Jahrzehnten für Gesundheitsschutz, Umweltschutz und Sicherheit engagiert.

Was haben die Zeitschrift CHEManager und Responsible Care (RC) gemeinsam? Sie sind beide 30 Jahre jung, man kann sich auf sie verlassen und beide können auf eine erfolgreiche Entwicklung zurückblicken.

Seit 1991 erzielen die deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen in den sechs Handlungsfeldern Umweltschutz, Produktverantwortung, Anlagensicherheit, Transportsicherheit und Logistik sowie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz und Dialog ständig Verbesserungen – und zwar unabhängig von gesetzlichen Vorgaben.

Die Idee für die internationale Brancheninitiative Responsible Care stammt aus Kanada. Anlässlich des schweren Unglücks von Bhopal in Indien führte der kanadische Chemieverband 1985 erste branchenweite Selbstverpflichtungen für mehr Sicherheit und Umweltschutz ein. In Deutschland startete die chemisch-pharmazeutische Industrie im selben Jahr ihr Programm Chemie & Umwelt, dessen Leitlinien denen von Responsible Care sehr ähnlich waren. Fünf Jahre später wurden sie in ein deutsches Responsible-Care-Programm überführt. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und seine Mitgliedsunternehmen sind damit Teil der internationalen Responsible-Care-­Initiative, die heute in über 60 Ländern umgesetzt wird. International bilden die Unternehmen der deutschen Chemiebranche die weltweit größte Responsible Care Community.

Von Kooperationen, Wettbewerben und Nachvollziehbarkeit

In Deutschland lag ein Schwerpunkt schon sehr früh auf der Zusammenarbeit mit Programmpartnern: So besteht seit 1996 ein Partnerschaftsvertrag zwischen dem VCI und dem Verband Chemiehandel, der erst kürzlich erneuert wurde. Und auch mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und dem Bundesarbeitgeberverband (BAVC) treiben wir die Initiative gemeinsam voran: 2013 wurde Re­sponsible Care unter das Dach der Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 gestellt. Damit wird die ökologische Dimension von Chemie3 abgedeckt.

Ein großer Schritt war die Neuausrichtung der Initiative, damit konkrete Projekte im Sinne von Good Practice im Vordergrund stehen. Das gilt besonders für unsere Responsible-­Care-Wettwerbe. Sie wurden zuerst vom VCI-Landesverband Nord initiiert und zeigen jedes Jahr aufs Neue, wie Re­s­ponsible Care im Betriebsalltag umgesetzt wird.
Die RC-Wettbewerbe tragen wesentlich dazu bei, die Initiative bekannt zu machen. Sie fördern zudem den Dialog zwischen Unternehmen, Öffentlichkeit und Politik. Der Spirit des Wettbewerbs ist eindeutig: über den Werkszaun hinausdenken und Vorbild für andere Unternehmen sein.

Die Ansätze der Unternehmen sind dabei vielseitig, wie die Projekte der Responsible-Care-Wettbewerbe bestätigen. Auch wenn es nicht jede Maßnahme auf das Siegertreppchen schafft, so ist jedes Projekt ein Beitrag zu einer weltweit einzigartigen Initiative. Denn soweit wir wissen, hat keine andere Industriebranche ein solches Programm.

Fester Bestandteil des RC-Programms ist auch die jährliche Berichterstattung. So wird der VCI den gestiegenen Erwartungen an mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit gerecht: Als einer der ersten Verbände weltweit lässt der VCI seit 2007 den Responsible-Care-Bericht von einem unabhängigen Auditor extern prüfen und bestätigen.

 

„International bilden die Unternehmen der deutschen Chemiebranche die weltweit größte Responsible Care Community."

 

Die sechs Handlungsfelder

  • Umweltschutz
    Die gesetzlichen Anforderungen an die Betriebe zum Schutz der Luft und der Atmosphäre, zum Schutz der Gewässer und des Bodens sowie zur Schonung der natürlichen Rohstoffressourcen und damit die Anforderungen an eine moderne Kreislaufwirtschaft werden vorausschauend umgesetzt. Verbleibende Freiräume, vor allem im Bereich der Kreislaufwirtschaft, nutzen und loten die Unternehmen innovativ zum Vorteil eines ganzheitlichen Umweltschutzes aus.
    Beim Thema Umweltschutz sticht auch die Vereinbarung zwischen VCI und dem Hafen Rotterdam von 1991 besonders hervor. Ihr Ziel war die Reduzierung von Schadstoffeinleitungen in den Rhein. Das ist mehr als gelungen: Die mehrstufigen Zielvorgaben hat unsere Branche stets vorzeitig erfüllt. Am Ende des Projekts 2006 waren die Schwermetalleinträge – übrigens nicht nur im Rhein, sondern bundesweit – so niedrig, dass sie an die analytische Nachweisgrenze stießen.
     
  • Anlagensicherheit und Gefahrenabwehr
    Der Schutz von Mensch und Umwelt soll der Maßstab für das Unternehmensmanagement und die Arbeitsweise der Belegschaft sein. Das gilt besonders für die Anlagensicherheit und Gefahrenabwehr. Voraussetzung hierfür ist ein effektives System zur Gewährleistung der Prozesssicherheit, mit dem sich betriebliche Risiken erkennen, beseitigen, reduzieren und in ihren Auswirkungen begrenzen lassen. Ein wirkungsvolles Modul aus dem RC-Programm, das hierfür erarbeitet wurde, ist der VCI-Leitfaden zur Erfassung von Performance-Indikatoren für die Prozesssicherheit.
    Im weltweiten Vergleich liegt die Sicherheit von Chemieanlagen in Deutschland auf höchstem Niveau. Seit vielen Jahren sind durchschnittlich zwischen 10 und 20 Ereignisse jährlich zu verzeichnen, bei denen der interne Schaden über der international festgelegten Berichtsgrenze von 500.000 EUR und der externe Schaden über 100.000 EUR liegt. Auch die VCI-Leitfäden zum Notfallmanagement oder zur Erdbebensicherheit von Chemieanlagen sind Beispiele dafür, dass die Anlagensicherheit ein wichtiges Handlungsfeld von Responsible Care ist.
     
  • Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
    Der Kern eines erfolgreichen Unternehmens ist eine starke Unternehmens- und Sicherheitskultur. Das gilt ganz besonders für die chemisch-pharmazeutische Industrie. Dass unsere Branche hier bereits viel erreicht hat, zeigen z.B. die meldepflichtigen Arbeitsunfälle je 1 Mio. Arbeitsstunden: Ihre Zahl ist ggü. 1980 um rund 75 % gesunken. Dennoch gilt: Jeder Unfall ist einer zu viel. Daher arbeiten unsere Mitglieds­unternehmen gemeinsam mit dem VCI stetig daran, durch präventive Maßnahmen die Unfallgefahren auf ein Minimum zu reduzieren.
     
  • Transportsicherheit
    Jährlich transportiert die Branche auf deutschen Straßen etwa 70 Mio. t Chemikalien; die Sicherheit von Transporten zu gewährleisten, ist daher eine Daueraufgabe. Das Re­sponsible-Care-Programm unterstützt die Unternehmen bei der fachlichen Einschätzung von Logistikdienstleistern und bei der Umsetzung von Gefahrgut-Vorschriften durch zahlreiche Leitfäden und Best-Practice-Hinweise. Viele davon stehen auch der gesamten Lieferkette online zur Verfügung. Diese Sorgfalt spiegelt sich in den Transportunfallzahlen wider: Die Zahl der Unfälle, bei denen Chemikalien austreten, ist seit vielen Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Und falls doch etwas passiert: Dann unterstützt das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem TUIS seit 40 Jahren Freiwillige und Berufsfeuerwehren sowie Polizei bei Transportunfällen mit Chemikalien.
     
  • Produktverantwortung
    Eine große Rolle spielt für unsere Branche die Bewertung von Risiken, die von Chemikalien ausgehen können. Kritische Anspruchsgruppen und besorgte Bürger fordern, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie die Risiken für Gesundheit und Umwelt schon in der Entwicklungsphase erkennt, minimiert oder sogar ausschließt. Hier engagieren sich unsere Mitgliedsunternehmen bspw. im Rahmen des Human-Biomonitoring-Projekts, ein Kooperationsprojekt von VCI und Bundesumweltministerium: Seit 2010 lässt unsere Branche für 50 Stoffe neue Methoden zur Messung von Chemikalien im menschlichen Körper entwickeln. Für 31 dieser Stoffe wurden bereits neue Methoden entwickelt. Bis 2025 werden Messmethoden für weitere Stoffe folgen.
     
  • Dialog
    Nicht nur der Dialog mit Abnehmern, Weiterverarbeitern und Anwendern ist im Rahmen einer verantwortungsvollen Produktion bedeutsam. Auch einen offenen Dialog mit der Gesellschaft betreiben die Unternehmen nach individuellen Möglichkeiten und nach besten Kräften, um so das Vertrauen in unsere Branche zu kräftigen. Denn das Bedürfnis der Gesellschaft nach Transparenz der Branche ist hoch, das hat eine Studie des Rheingold Instituts gezeigt. Dieses zu erfüllen, hat eine hohe Priorität im Prozess der Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität.
    Diesen Ansatz greift auch die Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 von VCI, IGBCE und BAVC auf, für die RC eine wichtige Stütze ist. Die Initiative will Nachhaltigkeit als Leitbild für die Unternehmen verankern und hat bspw. Leitfäden erarbeitet, etwa zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und zur Nachhaltigkeit in der Lieferkette. Kernaspekt der Angebote sind ein umfassender Check, in dem RC eine wichtige Rolle spielt, sowie Workshops und Veranstaltungen rund um die Nachhaltigkeit.  


Responsible Care findet Anerkennung

Responsible Care ist für die deutsche Chemieindustrie eine echte Erfolgsstory. Die Initiative hat wesentlich dazu beigetragen, das Leistungsniveau von Deutschlands drittgrößtem Industriezweig und seiner Akzeptanz hierzulande zu erhöhen. Ihr positiver Effekt wird von Behörden, Umweltverbänden oder anderen Nichtregierungsorganisationen anerkannt. Doch mit Blick auf die weltweiten Herausforderungen bleibt unsere Branche gefordert, ständig neue und bessere Lösungen zu finden. Denn wir wollen ein verlässlicher Partner bleiben. Daher wird die Branche künftig verstärkte Aufmerksamkeit der Produktverantwortung in der Wertschöpfungskette, Chemikalien in Verbraucherprodukten und der Sicherheit von Anlagen widmen.

Autor:

„Wir wollen ein verlässlicher Partner bleiben."

 

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