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Auch Lanxess wird vorsichtiger

11.11.2012 -

Die Absatzmisere in der Automobilindustrie in Europa hinterlässt beim Chemiekonzern Lanxess tiefe Spuren. Nach einem Gewinn- und Umsatzrückgang im 3.Qrl.rechnet Konzernchef Axel Heitmann nicht mit einer raschen Erholung der Märkte. "Wir erwarten keine Verbesserung im 4.Qrl.und wir müssen uns darauf vorbereiten, dass sich dies im 1.Qrl. fortsetzen wird", sagte Heitmann. Für 2012 erwartet er daher nun einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) am unteren Ende der bisher angepeilten Spanne von plus fünf bis 10%. 2011 standen 1,15 Mrd.€ in den Büchern. Nach Einschätzung von Heitmann wird die Autobranche in Europa weiter schwächeln - die Nachfrage aus der Reifenindustrie werde unverändert mager bleiben. In China und in Nordamerika würden sich die hohen Wachstumsraten abflauen. Die Nervosität in den Kundenindustrien halte an, sagte der Manager. Von einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Schlussquartal geht der Firmenchef allerdings nicht aus. An der Börse rutschte die seit kurzem in den deutschen Leitindex Dax aufgerückte Lanxess-Aktie zunächst mehr als 3% ins Minus - glich aber die Verluste danach größtenteils wieder aus. Lanxess ist der weltgrößte Hersteller von synthetischem Kautschuk, der unter anderem in Autoreifen und in Dichtungen verwendet wird. Die Absatzflaute der Autobranche in Südeuropa hatte bereits den hannoverschen Zulieferer Continental zu Produktionskürzungen gezwungen. Der größte US-Reifenhersteller Goodyear hatte unlängst für das abgelaufenen Quartal einen kräftigen Umsatzrückgang ausgewiesen und dies vor allem mit einem schleppenden Europa-Geschäft begründet.

Konzerngewinn sackt deutlich ein
Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach im dritten Quartal um 18 % auf 255 Mio.€ ein. Der Nettogewinn sackte gar um 39 % auf 94 Mio.€ ab. Die operative Rendite ging auf 11,8 (Q3 2011: 13,3) % zurück. Nicht nur geringere Absatzmengen machten dem Leverkusener Unternehmen zu schaffen, auch niedrigere Verkaufspreise nagten am Geschäft. Lanxess setzte von Juli bis September 2,2 Mrd.€ um - ein Minus von 8 %. In der Region Europa, Naher Osten und Afrika sanken die Erlöse um 9%, vor allem in Spanien und in Italien entwickelte sich die Nachfrage verhalten. Wie auch bei anderen Chemiekonzernen lief zwar das Geschäft mit Chemikalien für die Landwirtschaft rund, die von den hohen Preisen für Agrarprodukten profitiert. Die schrumpfende Nachfrage aus der Automobil- und Reifenindustrie konnte Lanxess aber nicht wettmachen.
In Reaktion auf das schwierigere Marktumfeld will Heitmann an der Kostenschraube drehen und die Anlagen entsprechend auf eine geringere Nachfrage einstellen. "An Kurzarbeit denken wir nicht", sagte der Manager. Langfristig sieht Heitmann den Wachstumskurs des Konzerns dank seiner Stellung in den Schwellenländern ungefährdet. 2018 soll ein bereinigter operativer Gewinn von 1,8 Mrd.€ in den Büchern stehen. Allein in der Region Asien-Pazifik war Lanxess seit 2005 um knapp 70 % gewachsen.

Die Quartalszahlen von Lanxess zeigen erneut, wie stark die sich abkühlende Wirtschaft in Europa auf die Chemieindustrie abfärbt. Zuletzt hatten bereits deutliche Gewinneinbrüche bei den US-Wettbewerbern DuPont und Dow Chemical sowie ein Milliardenverlust beim niederländischen Farbenhersteller Akzo Nobel in der Branche für Aufsehen gesorgt. Die zwei US-Rivalen hatten zudem harte Einschnitten und einen umfangreichen Stellenabbau angekündigt. Auch beim Branchenprimus BASF waren die Ergebnisse im Geschäft mit Industriekunden zum Teil kräftig geschrumpft. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) setzt nun alle Hoffnungen auf das Jahr 2013.

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