Anlagenbau & Prozesstechnik

Akustische Oberflächenwellen zur Durchflussmessung

In der pharmazeutischen Industrie haben sich die SAW-Durchflussmesser von Bürkert in vielen Anwendungen bewährt

05.09.2017 -

Flowave Typ 8098 von Bürkert ist ein präzises Durchflussmessgerät, das auch hinsichtlich Hygiene und Reinigung anspruchsvolle Standards und gesetzliche Vorgaben erfüllt.

Das Durchflussmessgerät arbeitet nach dem SAW-Verfahren (Surface Acoustic Waves), nutzt also Oberflächenwellen zur Messung (siehe CITplus 7-8/2014, S. 43 f). Vorteil dieses Verfahrens ist vor allem, dass es keinerlei Einbauten oder Verengungen und damit auch keine Toträume im Messrohr gibt. Zudem findet die Messung ohne jeden Kontakt zwischen Sensorelementen und Medium statt, es entstehen weder Fluideinwirkungen auf die Sensorelemente noch sind Verunreinigungen des Mediums durch diese möglich. Das ist hygienisch und erleichtert die Reinigung (Hygienic Design). Da sich das Messrohr strömungstechnisch nicht von jedem anderen geraden Rohrstück der Anlage unterscheidet, gibt es auch keinen Druckabfall. Die kompakte Größe und das geringe Gewicht ermöglichen zudem eine unkomplizierte Installation.
Im Gegensatz zu anderen Messverfahren eignet sich Flowave auch für Medien ohne elektrische Leitfähigkeit, verbraucht deutlich weniger Energie als bspw. Coriolis-Durchflussmesser und lässt sich in jeder beliebigen Einbaulage montieren. Die Messung funktioniert bei stehenden Flüssigkeiten ebenso wie bei schneller Strömung oder Strömungswechseln. Außerdem sind keine Wartungsarbeiten notwendig, was die Betriebskosten erheblich reduzieren kann.

Genau und zukunftssicher
Das kompakte, komplett aus Edelstahl gefertigte Durchflussmessgerät misst den Volumendurchfluss mit einer Genauigkeit von 0,4 % des Messwerts. Die Temperatur wird gleichzeitig mit einer Genauigkeit von kleiner/gleich 1 °C gemessen. Je nach Nennweite liegt der Nenndruck bei bis zu 40 bar. Der Temperaturbereich ist ausgelegt, um sowohl CIP- als auch SIP-Reinigungsverfahren durchzuführen. Das Messgerät wird in den Rohrnennweiten DN15, DN25, DN40 sowie DN50 mit Rohren und Clamp-Anschlüssen nach ASME, ISO und SMS angeboten und kann mit oder ohne Display genutzt werden. Der Flowave-Transmitter basiert auf der Elektronikplattform EDIP (Efficient Device Integration Platform), die die Vernetzung mit anderen Bürkert-Geräten zu einem intelligenten System ermöglicht. Dies erleichtert nicht nur die Integration in die bestehende Anwendung erheblich, sondern auch den Umgang mit den Geräten. Neben der Messung von Volumendurchfluss und Temperatur wird Flowave im nächsten Schritt um weitere Messwerte wie Dichtefaktor (zur Liquiderkennung) und akustischer Übertragungsfaktor (zur Gasblasenerkennung) erweitert. Derzeit finden unter anderem Validierungen für Lebensmittel­öle, Joghurt, Babynahrung, Klebstoffe, Lacke und Motoröle statt. Flowave zählt dann zu den wenigen Geräten, die dieses breite Applikationsspektrum überhaupt abdecken. In wasserähnlichen Medien wie Säuren, Laugen und Kondensaten sowie speziell auch in nicht leitfähigem Wasser ist Flowave bereits jetzt sehr erfolgreich im Einsatz.

Bewährt in der Pharmaindustrie
In der pharmazeutischen Industrie haben sich die SAW-Durchflussmesser bereits in vielen, ganz unterschiedlichen Anwendungen bewährt, z. B. bei der Durchflussmessung von teurem Reinstwasser, beim Mischen intravenöser Infusionen, bei zahlreichen Dosier- und Überwachungsaufgaben mit unterschiedlichen Fluiden, die für die Produktion benötigt werden sowie bei kritischen CIP- und SIP-Prozessen, die eine Durchfluss- und Temperatur­überwachung erfordern.


Surface Acoustic Wave-Technologie
Die zugrunde liegende Surface Acoustic Wave-Technologie (SAW) nutzt für die Messung eine Wellenausbreitung, wie sie bei seismischen Aktivitäten (z. B. Erdbeben) auftritt. Der Hauptteil des Sensors besteht aus einem Messrohr, auf dessen Oberfläche Interdigitalwandler – sogenannte Transducer – angeordnet sind, die elektrisch angeregt die Wellenausbreitung starten. Die Flowave-Technologie funktioniert mit vier Transducern, die jeweils als Sender und Empfänger operieren können. Ist einer als Sender aktiv, arbeiten die beiden am weitesten entfernten als Empfänger. Die an der Rohroberfläche generierten Oberflächenwellen koppeln auch in die Flüssigkeit aus. Der Auskopplungswinkel ist abhängig von der Flüssigkeit bzw. der Geschwindigkeit der sich in ihr ausbreitenden Welle. Auf der anderen Seite des Messrohrs koppeln die Wellen wieder in das Messrohr ein und laufen zum nächsten Transducer. So führt die Anregung jedes Transducers zu einer Folge von Empfangssignalen an zwei anderen. Zwei Transducer senden in Durchflussrichtung, zwei dazu entgegengesetzt. Der Volumendurchfluss ist proportional zur Zeitdifferenz der Dauer der Wellenausbreitung in Vorwärts- und Rückwärtsrichtung. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass Messwerte ermittelt werden können, die sich aus einmaligem bis mehrmaligem Durchlaufen der Flüssigkeit sowie dem Vergleich aller Empfangssignale ergeben. Mit der entsprechenden mathematischen Auswertung liefern sie Informationen zum Fluid selbst