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Air Products übernimmt Kalibriergasegeschäft von Real-Gas

Interview mit Matthias Kuhn, Geschäftsführer Industriegase, Kontinental-Nordeuropa, Air Products

10.04.2014 -

Der Industriegasespezialist Air Products hat das Kalibriergasegeschäft von Real-Gas mit Sitz in Martinsried bei München übernommen. Der erworbene Geschäftsbereich von Real-Gas bietet eine Vielzahl an Prüfgasgemischen an, die in Aluminiumdruckdosen verschiedener Größen abgefüllt werden. Die Kalibriergase kommen für die regelmäßige Prüfung der Anzeigegenauigkeit und Funktionstüchtigkeit von stationären und tragbaren Gasdetektoren zum Einsatz.

Real-Gas betreute in Deutschland, Österreich und der Schweiz über lange Zeit den Vertrieb von Aluminiumdruckdosen für das britische Unternehmen CryoService, an dem Air Products eine Mehrheitsbeteiligung hielt und das im Jahr 2012 vollständig von Air Products übernommen wurde. Der US-Konzern Air Products erzielte im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von rund 10,2 Mrd. $. Anlässlich der Übernahme befragte CHEManager Matthias Kuhn, Geschäftsführer bei Air Products für den Bereich Industriegase in Kontinental-Nordeuropa.

CHEManager: Gemessen an der Größe von Air Products ist der Erwerb von Real-Gas eher eine kleine Ergänzung. Welche strategische Bedeutung hat die Übernahme für Air Products‘ Kalibriergasegeschäft und für die Region Kontinental-Nordeuropa?

M. Kuhn: Der Wert von Real-Gas geht über den zusätzlichen Umsatz, den das Unternehmen für Air Products erwirtschaftet hinaus. Im Bezug auf unsere Druckdosen ermöglicht uns Real-Gas direkten Zugang zu Vertriebskanälen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ohne dass wir auf die Hilfe eines Drittunternehmens angewiesen sind. Strategisch verschafft uns das eine einzigartige Position gegenüber unseren direkten Wettbewerbern und bringt natürlich zahlreiche Vorteile für unsere aktuellen und zukünftigen Kunden mit sich, da sie nun ihren gesamten Bedarf an Industriegasen direkt bei Air Products decken können.

Was Deutschland angeht, handelt es sich dabei um einen der größten Märkte für Gas-Detektoren in Europa und damit um ein wichtiges Land für Air Products. Die Übernahme hat nicht nur unserer Position hier und in Europa gestärkt, sondern trägt auch zu unserer Expertise bei und damit zu zukünftigem Wachstum im Markt für Kalibriergase.

Welches Volumen hat der Markt für Kalibriergase in Ihrer Region und wie schätzen Sie hier die Wachstumsaussichten ein?

M. Kuhn: Europa bietet gute Wachstumschancen für Kalibriergase und wir sehen hier sicher ein Wachstum oberhalb des Wachstums des Bruttoinlandsproduktes. Dies liegt hauptsächlich an einer Zunahme der Sicherheitsrichtlinien, für deren Einhaltung beispielsweise Gas-Detektion notwendig ist. Durch die Übernahme von Real-Gas profitieren wir von direkten Vertriebskanälen und können damit das Marktpotenzial im Bereich der Kalibriergase optimal ausschöpfen.

Vor zwei Jahren hat der Bereich Performance Materials von Air Products das Schlüchterner Chemieunternehmen ROVI Cosmetics übernommen. Sollen auch künftig beide Standbeine von Air Products - Chemikalien und Gase - in Deutschland bzw. Europa gleichwertig ausgebaut werden oder will Ihr Unternehmen hier Schwerpunkte setzen?

M. Kuhn: Sowohl der Markt für Industriegase als auch der für Chemikalien sind und bleiben wichtig für uns. Deutschland ist der größte Markt für Industriegase in Europa und als solcher ein integraler Bestandteil unserer Aktivitäten im Bereich der Industriegase in dieser Region. Es ist ein sehr wettbewerbsintensiver Markt, aber er eröffnet sehr gute Wachstums- und Entwicklungschancen in vielen verschiedenen Segmenten - zum Beispiel für Kalibriergase - und Versorgungsvarianten, von kleinen Druckdosen bis hin zu Sauerstoff- und Stickstoffgeneratoren. Die Übernahme von Real-Gas ist ein schönes Beispiel für unser andauerndes Bestreben, unser Produktportfolio zu erweitern, um unseren Kunden die passenden Lösungen für ihre jeweiligen Gas-Anforderungen bieten zu können. Zudem verdeutlicht es unsere Zuversicht in Deutschland als Markt und als Investitionsstandort.

ROVI Cosmetics passte sehr gut in unsere Aggregationsstrategie im Bereich ‚Personal Care' und stärkte unsere Position in einer wichtigen Wachstumsindustrie mit einem Einzelhandelsvolumen von rund 200 Mrd. € und einem dazugehörigen Markt für Spezialinhaltsstoffe von 4 Mrd. €. Wir sehen bereits erste Erfolge aus der Übernahme von ROVI Cosmetics und werden nun als Spezialist bei Trägertechnologien für Kosmetika wahrgenommen. Die gemeinsame Expertise von Air Products und ROVI hat das neue Produkt OxyForce cellular active hervorgebracht, das wir Anfang April auf der In-Cosmetics in Hamburg vorgestellt haben. Hier zeigt sich unsere Fähigkeit, unser Portfolio an Trägertechnologien für bessere Hautprodukte nutzbar zu machen und im wichtigen Markt für Körperpflege zu wachsen.

Welche weiteren Investitionen plant Air Products in Deutschland?

M. Kuhn: Deutschland ist ein attraktiver Markt für uns. Wir verfolgen sehr aufmerksam die Aktivitäten und Trends im Markt für Industriegase und Chemikalien und werden auch weiterhin investieren, wenn sich für uns eine attraktive Möglichkeit auftut, die sich mit unserer Geschäftsstrategie deckt. ROVI und Real-Gas sind gute Praxisbeispiele dieses Ansatzes: wir haben die Chance gesehen und investiert.

In Deutschland investiert Air Products auch in die Wasserstoffproduktion und Wasserstoffenergie-Infrastruktur - ein Bereich, in dem wir weltweit führend sind. Wir sehen in diesem Land eine deutliche Marktchance wegen der dichten industriellen Infrastruktur und des eng gewobenen Verkehrsnetzes, beides beste Vorraussetzungen für wasserstoffbetriebene Mobilität. Einige der fortschrittlichsten Wasserstofftankstellen in Deutschland wurden mithilfe unserer Technologie errichtet und wir haben den Bau von zwei weiteren SmartFuel Wasserstofftankstellen zugesagt. Diese entstehen im Rahmen des geplanten Netzwerkes für Wasserstofftankstellen mit Industriepartnern der Clean Energy Partnership und unterstützt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

 

 

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