ADNOC, Adani, BASF und Borealis wollen im indischen Mundra Chemie-Komplex bauen
Anlage zur Propandehydrierung soll Rohstoffe für Acryl-Wertschöpfungskette und zur Herstellung von Polypropylen liefern
ADNOC, Adani, BASF und Borealis haben eine Absichtserklärung unterzeichnet: Mit einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie wollen die vier Unternehmen die Zusammenarbeit beim Bau eines Chemie-Komplexes in Mundra im indischen Bundesstaat Gujarat weiter prüfen. Die Absichtserklärung ist der nächste Schritt zur Realisierung der im Januar 2019 von BASF und Adani angekündigten Investitionspläne. Durch eine Beteiligung von ADNOC und Borealis als potenzielle Partner ergeben sich verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten für den Chemie-Komplex, welche die Partner nun bewerten. Ziel ist es, die technischen, finanziellen und operativen Stärken jedes Unternehmens bestmöglich zu nutzen. Die Gesamtinvestition wird auf bis zu 4 Mrd .USD geschätzt.
Die Zusammenarbeit umfasst die Prüfung einer gemeinsamen World-Scale-Anlage zur Propandehydrierung (PDH) für die Herstellung von Propylen auf Basis von Propan, das von ADNOC eingeliefert werden soll. Das Propylen soll zum Teil als Ausgangsmaterial für einen Polypropylen-Komplex genutzt werden, der sich im Besitz von ADNOC und Borealis befinden wird und in dem die aktuelle proprietäre Borealis Borstar-Technologie zum Einsatz kommen soll. Der Polypropylen-Komplex wird die erste gemeinsame Investition in die Produktion in Übersee sein, die ADNOC und Borealis im Rahmen der strategischen Ausrichtung ihres Joint Ventures Borouge tätigen. Darüber hinaus wird Propylen der wichtigste Grundstoff für den bereits angekündigten Produktionskomplex im Bereich der Acrylwertschöpfungskette sein. Dieser umfasst Acrylsäure rein (GAA), Oxo-C4-Produkte (Butanole und 2-Ethylhexanol), Butylacrylat (BA) sowie mögliche weitere nachgelagerte Produkte. Die Investition in die Acrylwertschöpfungskette ist Teil eines Joint Ventures von BASF und Adani, mit einem Mehrheitsanteil von BASF.
Der vorgesehene Standort ist am Hafen von Mundra im indischen Bundesstaat Gujarat geplant. Die Produkte sollen vorwiegend eine große Bandbreite lokaler Industrien im indischen Markt bedienen, darunter Bau, Automobil und Lacke.
Es ist beabsichtigt, den Chemie-Komplex in Mundra vollständig aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Die Partner prüfen eine Co-Investition in einen Wind- und Solarpark; diese Pläne befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Bei einer Realisierung wäre es der weltweit erste petrochemische Standort, der vollständig mit erneuerbarer Energie CO2-neutral betrieben würde – ganz im Einklang mit dem Bekenntnis der Partner zu Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.
Zur Unterzeichnung der Absichtserklärung sagte Sultan Al Jaber, Staatsminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Vorstandsvorsitzender von ADNOC: „Diese spannende Zusammenarbeit steht im Einklang mit der Strategie von ADNOC, von gegenseitigem Nutzen geprägte Partnerschaften zu fördern. Als ein wertschaffender Partner und Rohstofflieferant für Propan wird ADNOC einen wichtigen Beitrag in diesem Projekt leisten. Indien ist der weltweit am schnellsten wachsende Energiemarkt und damit von großer Bedeutung für unsere internationalen Wachstumsambitionen im Downstream-Bereich. Dieses Projekt ermöglicht somit ADNOC und seinen Partnern, am vielversprechenden Wachstum des indischen Polyolefinmarktes teilzuhaben.“
Gautam Adani, Chairman der Adani Group, erklärte: „Wir sind sehr erfreut, beim Aufbau des Chemical Manufacturing Complex im Hafen von Mundra mit unseren internationalen Partnern zusammenzuarbeiten. Wir fühlen uns der ‚Make in India‘-Initiative verpflichtet und dienen dem größeren Zweck, Wachstumsmöglichkeiten mit Wohlstand für die Nation zu verbinden.“
„BASF investiert weiterhin in das Wachstum Indiens. Wir werden diese gemeinsame und in puncto Nachhaltigkeit wegweisende Zusammenarbeit maßgeblich vorantreiben. Wir freuen uns darauf, beim Aufbau eines Chemie-Clusters in Mundra mit unseren Partnern zu kooperieren und den indischen Markt mit hochwertigen Produkten zu versorgen“, sagte Martin Brudermüller, Vorsitzender des Vorstands der BASF.
Alfred Stern, Vorstandsvorsitzender von Borealis, ergänzte: „Diese Partnerschaft ist eine einzigartige Gelegenheit, mit der proprietären Borealis Borstar- Technologie unsere Präsenz im indischen Markt für Polypropylen zu stärken, sowie durch Innovation einen Mehrwert und greifbaren Nutzen für Kunden aus vielen Industrien zu schaffen.“
Die Partner wollen die gemeinsame Machbarkeitsstudie bis zum Ende des ersten Quartals 2020 abschließen. Der Produktionsstart ist für 2024 geplant.