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PIP bezog Silikonöl für Implantate von Brenntag

Chemikaliendistributeur wies Poly Implant Prothèse (PIP) auf ausschließliche Verwendung in industriellen Anwendungen hin

03.01.2012 -

Der Chemikaliendistributeur Brenntag hat nach Angaben eines Firmensprechers Industriesilikonöl der Marke Baysilone an den französischen Hersteller von Brustimplantaten PIP geliefert. "Wir haben das Produkt an PIP geliefert und sind mit den französischen Gesundheitsbehörden in Kontakt", sagte ein Brenntag-Sprecher. Das französische Unternehmen Poly Implant Prothese (PIP) hatte Brustimplantate mit Industriesilikon gefüllt statt mit einem medizinischen Material. Während einer kürzlich in Frankreich durchgeführten staatlichen Inspektion von Brustimplantaten, die seit 2001 hergestellt worden waren, haben die Gesundheitsbehörden festgestellt, dass die meisten der von PIP produzierten Gelkissen mit industriellem Silikon gefüllt sind, welches nicht den gleichen strengen Qualitätsanforderungen wie medizinisches Silikon entspricht. Die Bruchrate dieser Implantate erwies sich als fünfmal höher als bei anderen Implantaten. Aufgrund der hohen Bruchgefahr und des anschließenden Austritts und der Verteilung von Silikongel im Körper sind die PIP-Brustimplantate in Europa seit April 2010 verboten.

Zusätzlich zu den bisherigen Stellungnahmen und Kommentaren im Hinblick auf verwendete Produkte in Brustimplantaten der Firma PIP und Brenntags Rolle als ehemaligem Lieferanten, hat der weltgrößte Chemikaliendistributeur nun weitere Informationen zur Verfügung gestellt. So heißt es in der Stellungnahme, dass die Silikonöle, die Brenntag geliefert hat, ein Standardprodukt für viele verschiedene Anwendungsbereiche sind. Sie können sowohl für industrielle Anwendungen einschließlich der Kosmetikindustrie verwendet werden. Die Produkte sind jedoch nicht für die Verwendung in Brustimplantaten geeignet.

Die Prozessstandards von Brenntag stellten sicher, dass Kunden sämtliche notwendigen Sicherheitsdatenblätter sowie die relevanten technischen Spezifikationen und Informationen erhalten. In den Auftragsbestätigungen wurde klar darauf hingewiesen, dass die Produkte ausschließlich für industrielle Zwecke genutzt werden dürfen (inklusive Körperpflegeprodukte). Brenntag fordert seine Kunden zudem auf, sich zu vergewissern, dass die gelieferten Produkte den Anforderungen an das Endprodukt entsprechen.

Silikonöle wie die Baysilone-Produkte, die Brenntag und andere Chemikalienhändler für die Hersteller vertreiben, sind klare, farblose, ungiftige, neutrale, geruchslose, chemisch inerte, in einem weiten Spektrum temperaturstabile, hydrophobe Flüssigkeiten. Aufgrund der Eigenschaften des Silikonöls, werden auch medizinische Produkte und Kosmetika aus Silikonölen hergestellt. Der Einsatzbereich ist dabei sehr breit gefächert, u.a. dienen Silikonflüssigkeiten, die mit unterschiedlichen Füllstoffen zu Pasten oder Gelen verarbeitet werden, als Bestandteil von Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmittel, Hautschutzsalben, Massageölen und eben Implantaten. Baysilone ist eine ehemalige Marke von Bayer und wird heute von Momentive Performance Materials produziert. Das Unternehmen ist aus GE Bayer Silicones hervorgegangen, einem 1998 gegründeten Gemeinschaftsunternehmen von Bayer mit dem US-Industriekonzern GE. 2006 hatte Bayer seine Anteile an dem Joint Venture an GE verkauft. Die größten Silikonproduzenten weltweit sind neben Momentive noch Dow Corning, Wacker Chemie und Shin-Etsu.

Brenntag hat Anfragen von französischen Behörden (Afssaps) im April 2010 vollständig beantwortet. Seitdem hat es keine weiteren Nachfragen an Brenntag gegeben. Sollten weitere Auskünfte erforderlich sein, wird Brenntag den Behörden auch weiterhin alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen. Brenntag verfolgt die aktuellen Entwicklungen aufmerksam und mit Sorge und wird weiterhin jede mögliche Unterstützung in dieser Angelegenheit leisten.