Merck will mehr Schlagkraft im Pharmageschäft in den USA
27.11.2013 -
Merck will sein Pharmageschäft in den USA über Zukäufe und Kooperationen mit Start-Up-Firmen ausbauen. Aktuell erwirtschaftet der Darmstädter Traditionskonzern rund 20% seiner Pharmaumsätze auf dem weltgrößten Arzneimittelmarkt - bei internationalen Rivalen liegt der Anteil aber im Schnitt zumeist bei etwa 50%. "Da wollen wir hin", sagte Pharmachef Stefan Oschmann am Dienstag während eines Besuchs eines Standorts von Merck in der Nähe von Tel Aviv. Einen Zeitplan, bis wann Merck dieses Ziel erreichen will, nannte er nicht.
Merck ist in den USA mit seiner Tochtergesellschaft EMD Serono aktiv, die unter anderem das umsatzstarke Multiple-Sklerose-Mittel Rebif und Medikamente zur Behandlung der Unfruchtbarkeit vertreibt. "Es ist nicht so, dass wir dort nicht präsent sind, aber wir brauchen neue Produkte für den US-Markt", sagte Oschmann. "Wenn man auf dem US-Markt erfolgreich sein will, dann muss man Produkte auf den Markt bringen, und daran arbeiten wir", sagte der Manager, der seit 2011 in der Konzernspitze das Arzneimittel- und Gesundheitsprodukte-Geschäft von Merck leitet.
In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen in den USA mit einigen Rückschlägen zu kämpfen. Mehrere Wirkstoffe floppten in der späten klinischen Entwicklung. Der Konzern hatte daraufhin seiner Pharmasparte eine Rosskur verordnet, um die Entwicklung neuer Wirkstoffe zu beschleunigen. Um den mageren Nachschub an neuen Substanzen aufzufüllen, war Merck zuletzt verstärkt auf Einkaufstour gegangen und hatte Wirkstoffe von kleineren Pharmafirmen in Lizenz erworben. Zudem wurden die Forschungsinvestitionen ausgebaut.
"Wird das genug sein, um ein wichtiger Spieler in den USA zu werden? Wir werden sehen", sagte Oschmann. "Daher sind wir offen für Kooperationen und Zukäufe in diesem Gebiet." Merck arbeitet unter anderem mit der in San Francisco ansässigen Biotechfirma Threshold Pharmaceuticals bei der Entwicklung einer Arznei gegen Bauchspeicheldrüsen-Krebs zusammen. Der Wirkstoff TH-302 ist inzwischen in der dritten Phase der klinischen Entwicklung. Drei klinische Studienreihen muss jede neue Arznei vor einer Zulassung bestehen. Zudem kooperiert Merck mit der Pharmafirma Oncothyreon bei Medikamenten gegen Lungenkrebs. Die Krebsforschung zählt zu den wichtigsten Therapiefeldern der Darmstädter.
Auch in Israel will Merck noch mehr auf Partnerschaften setzen. Erst in diesem Monat hatte der Konzern mit der israelischen Biotechfirma Kadimastem eine Vereinbarung zur Ausweitung der Zusammenarbeit geschlossen. Kadimastem ist auf die Entwicklung von Produkten auf der Basis menschlicher Stammzellen spezialisiert. Ziel der Kooperation ist unter anderem die Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Multiple Sklerose. Merck arbeitet bereits seit 2012 mit der israelischen Firma zusammen.