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Wettbewerbsfaktor Chemiearbeitskosten

01.03.2012 -

(CHEManager 3-4/2012)
Die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland erreichte im vergangenen Jahr wieder das Niveau vor der Wirtschafts- und Finanzkrise. Der Aufschwung erfolgte damit - auch im internationalen Vergleich - dynamischer als noch vor einem Jahr erwartet. Das Bruttoninlandsprodukt nahm 2011 preisbereinigt um 3,0 % zu, nachdem es im Jahr zuvor schon um 3,7 % gestiegen war. Für 2012 hat die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose jedoch aufgrund der anhalten Schuldenkrise in Europa von 1,0 % auf 0,7 % gesenkt. Sie erwartet 2012 eine temporäre konjunkturelle Schwächephase, aber keine Rezession. Dabei werden sich die Wachstumskräfte wieder zur Binnennachfrage hin verlagern.



Nach jüngsten Untersuchungen waren im Jahr 2010 14 bis 17 % der abhängig Beschäftigten in einer Gewerkschaft, wie dem DGB, dem Beamtenbund oder einer christlichen Gewerkschaft, organisiert. Zwar scheint der Mitgliederschwund der vergangenen zu stoppen, aber der geringe Organisationsgrad erschwert eine wirksame Arbeitnehmervertretung. Eine starke Lobby haben die Gewerkschaften jedoch im Bundestag: Fast jeder dritte Abgeordnete des 17. Deutschen Bundestags ist Gewerkschaftsmitglied. In der SPD liegt der Anteil bei 77 %, gefolgt von der Linkspartei (53 %). Bei den Grünen (12 %) und der CDU/CSU (10 %) ist ein vergleichbar großer Anteil der Abgeordneten gewerkschaftlich organisiert. Die FDP zählt 1 % Gewerkschaftsmitglieder.

Für die exportorientierte deutsche Chemieindustrie sind die Arbeitskosten ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor. Im Jahr 2010 betrugen sie 45 € je Beschäftigtenstunde. Sie liegen damit im internationalen Vergleich in der Spitzengruppe. Nur in Belgien und den Niederlanden müssen die Unternehmen höhere Arbeitskosten zahlen. Beim Spitzenreiter Belgien schlagen insbesondere die hohen Personalzusatzkosten zu Buche. Hier müssen die Arbeitgeber 30 % der Lohnsumme an gesetzlichen Sozialversicherungsbeiträgen abführen. Das Kostenniveau in den benachbarten Ländern Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn liegt bei 9 bis 11 € je Stunde.

Im Zeitraum 2008 bis 2010 sind die Chemiearbeitskosten in Deutschland um 3,7 % gestiegen; in Ostdeutschland lag der Zuwachs bei 5,9 %. In anderen Ländern der Eurozone zeigte sich eine noch stärkere Dynamik, z.B. in Frankreich, Italien oder Spanien. In den USA und Japan - wichtige Wettbewerbsregionen der deutschen Chemieindustrie - stiegen die Arbeitskosten auf Euro-Basis um 36,6 % bzw. 9,3 %. Währungsbereinigt lagen die Werte jedoch nur auf bei 4,1 % (Japan) und in den USA sanken die Kosten gar um 1,4 %. In Großbritannien zeigte sich ein entgegengesetzter Trend: Hier betrug der Kostenanstieg in nationaler Währung 5,3 %, auf Eurobasis ergibt sich daraus ein Rückgang von 2,3 %.



(Ausgabe: CHEManager 3-4/2012)

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