Qualifizierung von Reinräumen - Teil 2
Erstellung des Masterplans und des Lastenhefts
ReinRaumTechnik - Die Qualifizierung von Anlagen der Reinraumtechnik ist eine aufwändige Nagelprobe, bei der es für die Betriebe um alles geht. Für viele von ihnen ist der Nachweis der Fähigkeit, die saubere Produktion im Reinraum tatsächlich zu beherrschen, keine freiwillige Kür, sondern notwendige Pflicht.
In der Pharmabranche ist die Qualifizierung die Voraussetzung dafür, dass überhaupt produziert werden darf. Mit dem regulären Betrieb darf nämlich erst begonnen werden, nachdem die Geeignetheit der Räume festgestellt wurde. Mit anderen Worten: nach der „Qualifizierung". Im ReinRaum Tutorial „Qualifizierung von Reinräumen" erläutert Prof. Gernod Dittel die Richtlinien und Maßnahmen zur Qualifizierung. Teil 2 beschäftigt sich mit die Erstellung des Masterplans und des Lastenhefts, die Qualifizierungsphasen DQ, IQ, OQ, PQ folgen in Teil 3 sowie anschließend die Themen Änderungskontrolle, Requalifizierung und Abnahmeinspektion (Teil 4).
Grundlage aller Qualifizierungstätigkeiten sollte ein Qualifizierungsmasterplan (QMP) sein, der im übergeordneten Validierungsmasterplan (VMP) verankert ist. Bei einer Auditierung durch Kunden oder Behörden dient der QMP als Wegweiser durch die gesamte Qualifizierung. Im QMP werden folgende Inhalte niedergeschrieben:
- Definition der Zielsetzung und Beschreibung des geplanten Prozessablaufs,
- Beschreibung der Qualifizierungstätigkeiten (Qualifizierungsablauf),
- Festlegung der Verantwortlichkeiten (zum Beispiel zur Dokumentenfreigabe),
- Definition des Qualifizierungsumfangs,
- Normen für die Qualifizierung,
- Definition von Spezifikationen und geplanten messtechnischen Abnahmeprüfungen,
- relative Darstellung des Zeitplans (abhängig von Planungs- und Installationsfortschritt),
- Beschreibung des Dokumentationssystems (zum Beispiel Nummernschlüssel) und
- Festlegungen zur Änderungskontrolle.
Der QMP ist ein lebendes Dokument und muss den aktuellen Gegebenheiten entsprechen. Ändern sich die Umstände, muss er revidiert werden. Des Weiteren ist es sinnvoll, mit dem QMP eine Risikoanalyse durchzuführen (Abb. 1), um den Umfang der Qualifizierungstätigkeiten zu ermitteln. Die daraus resultierenden Informationen können dann im QMP eingearbeitet werden.
Vorgehensweise
Die Qualifizierung teilt sich in verschiedene, aufeinander aufbauende Phasen: Designqualifzierung (DQ), Installationsqualifzierung (IQ), Funktionsqualifizierung (OQ) und Leistungsqualifzierung (PQ). Der Anhang 15 des EU-GMP-Leitfadens gewährt grundlegende Einblicke zur Vorgehensweise der Qualifizierungs- und Validierungstätigkeiten. Er fordert „eine schriftliche Anweisung, aus der hervorgeht, wie die Qualifizierung und Validierung durchzuführen ist ... Aus ihr sollten die kritischen Schritte und die Akzeptanzkriterien hervorgehen". Aus diesem Grund wird vor jeder Qualifizierungsphase jeweils ein Plan erstellt, in dem die Schritte der jeweiligen Phase beschrieben sind und Akzeptanzkriterien in Testplänen und Checklisten festgelegt werden. Jede Qualifizierungsphase darf erst nach der Prüfung und Freigabe durch die verantwortlichen Personen begonnen werden.
Nach Abarbeitung der Checklisten wird in einem abschließenden Bericht das Ergebnis der Überprüfungen festgehalten, und zwar mit Querverweisen auf die Qualifizierungs- und Validierungsanweisungen. Es empfiehlt sich, alle bei der Abarbeitung der Testpläne und Checklisten festgestellten Mängel in einer separaten Mängelliste zu bewerten und Maßnahmen zur Behebung zu definieren. Unter Umständen ist es auch nötig, gewisse Mängel in eine Risikoanalyse zu übertragen und dort zu bewerten. Sind nach Ende einer Phase keine kritischen Mängel vorhanden, kann die Freigabe für die nächste Qualifizierungsphase erfolgen.
Das Lastenheft (User Requirement Specification)
Beim Bau einer Reinraumtechnischen Anlage schreibt der Nutzer ein Lastenheft (User Requirement Specification - URS). Darin stehen der Liefer- und Leistungsumfang der geplanten Anlage. Des Weiteren werden wirtschaftliche und technische Vorgaben und Spezifikationen definiert, die aus Sicht des Nutzers gelten. Die URS wird später, im Zuge der Designqualifizierung, Teil der Qualifizierung werden, indem geprüft wird, ob die Anforderungen der URS in der Planung umgesetzt wurden. Als Antwort auf das Lastenheft erstellt der Auftragnehmer das Pflichtenheft, in dem er beschreibt, wie er die ihm gestellten Anforderungen realisieren will.
Die Qualifizierung von Reinräumen - Teil 1 - lesen Sie hier.
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