Hightech für jeden OP
Erster Ingenieurstag bei CAT
Die CAT Clean Air Technology lud am 29. April 2010 zum 1. Ingenieurstag ein. Vertreter namhafter Unternehmen wie Trumpf oder Imtech präsentierten den 50 Teilnehmern neueste Entwicklungen und Technologien für OP-Bereiche.
Vor dem Hintergrund der immer wieder neu entfachten Diskussionen um Infektionskrankheiten im Krankenhaus spielt die Reinraumtechnik insbesondere auch in OP-Räumen eine ganz zentrale Rolle. Schließlich belegen zahlreiche klinische Studien, dass speziell die Keimbelastung im unmittelbaren Umfeld der OP die Wahrscheinlichkeit einer Infektion maßgeblich beeinflusst. Die Aufgabe von raumlufttechnischen Anlagen ist es daher, nicht nur für ein behagliches Raumklima zu sorgen, sondern auch die Konzentration von Mikroorganismen und Partikeln zu verringern. Dies ist auch eine zentrale Forderung der neuen DIN-Norm 1946-4:2008-12 vom Dezember 2008.
Der ständig erweiterte und verschärfte Normen- und Richtlinienkatalog bedingt daher immer wieder aufs Neue die Optimierung raumlufttechnischer Anlagen ebenso wie der medizintechnischen Ausstattung. Was sich derzeit in verschiedenen Bereichen der Branche so alles tut, konnten unlängst die Teilnehmer der Veranstaltung erfahren. Das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart hatte ca. 50 Betreiber und Planungsbüros von Krankenhäusern geladen und gewährte in Form von Referaten ausgewählter Partnerfirmen interessante Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Forschungen.
Dass die CAT diese Veranstaltung ins Leben gerufen hat, kommt nicht von ungefähr: Das von Steffen Hild 1995 gegründete Unternehmen bietet seinen Kunden Abnahmemessungen im Reinraum ebenso wie die Qualifizierung und Validierung von reinraumtechnischen Produktionsstätten. Zum Dienstleistungs-Portfolio gehören außerdem Strömungsvisualisierungen, Kalibrierungen, Monitoringsysteme sowie Inbetriebnahmen und Optimierungen von Lüftungsanlagen.
Neue DIN-Norm problematisch
Zum Auftakt des 1. Ingenieurstages beschäftigte sich Steffen Hild vor allem mit den Konsequenzen aus der neuen DIN-Norm 1946-4:2008-12 auf die Abnahmemessung und die Raumplanung. „Als problematisch sehe ich beispielsweise an, dass die Abnahmemessungen in einem statischen Zustand, also ohne Personal und Medizinprodukte stattfinden", so Hild. „Zudem werden keine Emissionen von Maschinen und Personal berücksichtigt und es besteht darüber hinaus die Gefahr, dass durch die turbulenzarme Verdrängungsströmung beziehungsweise den ‚Laminar Flow‘ eventuelle Verunreinigungen vom Operateur direkt auf den Patienten übertragen werden."
Folgen hat besagte DIN-Norm nach Ansicht von Hild auch auf die Planung von OP-Räumen. So führt das vorgeschriebene Deckenfeld von 3,20 auf 3,20 Meter mit turbulenzarmer Verdrängungsströmung (TAV) über dem sterilen OP-Bereich unter anderem dazu, dass gar nicht genügend Platz für innovative medizinische Geräte vorhanden ist. Zudem lässt beispielsweise die Größe mobiler Röntgengeräte (C-Bogen) keine Installation einer Luftleitschürze zu. Da in der Zwischendecke zu wenig Platz für das Druckplenum und die Lüftungskanäle ist, gibt es keine gleichmäßige Anströmung in das Druckplenum und somit eine unterschiedliche Abströmung über das Laminar-Flow-Feld. „Nach der neuen Norm geplante OP-Säle entsprechen daher eigentlich nicht mehr den gewünschten hohen sterilen Anforderungen", lautet Hilds Bilanz.
Einsparung an Energie
Zu Hilds Ausführungen passte bestens das von Jürgen Sautter, Direktor Region Süd-West von Imtech Deutschland in Stuttgart, vorgestellte neue OP-Lüftungssystem. Das System zeichnet sich gegenüber dem TAV-System unter anderem dadurch aus, dass vorhandene Wärmequellen zur Stabilisierung der Strömung ausgenutzt werden und aufgrund eines geringeren Volumenstroms geringere Strömungsgeschwindigkeiten herrschen, wodurch Zugerscheinungen für die Personen im Schutzbereich vermieden werden. Alle schädlichen Gase und Gerüche im OP werden über die Fortluft abgeführt. Dies gilt auch für die im Rahmen einer Operation mit dem sog. elektrischen Messer erzeugten toxischen Gase. Zum Vergleich: Beim TAV-System werden sie über die Umluft wieder dem Raum zugeführt. Da beim OP-Lüftungssystem von Imtech keine Umluftgeräte benötigt werden, ergibt sich zugleich eine wesentliche Einsparung an Kälteenergie, Strom sowie Instandhaltungskosten.
Christian Weger von Weger Walter stellte Hygieneklimasysteme seines Hauses vor. Am Beispiel der „DIWER"-Geräteserie - doppelwandige Kastengeräte in Modulbauweise zur Luftaufbereitung in liegender oder stehender Ausführung, mit komplett zerlegbarem Gehäuseaufbau ohne Schweiß- und Nietverbindungen - zeigte Weger unter anderem auf, dass hier auch der Einsatz verschiedener Energierückgewinnungssysteme möglich ist: Rotationstauscher ebenso wie Plattentauscher oder Kreislaufverbundsysteme.
Systemlösungen für den OP-Bereich
Daniel Melasch und Dr. Siegfried Flasch von der Firma Leonhard Weiss präsentierten mögliche Lösungen für OP-Bodensysteme. Im Mittelpunkt stand dabei der für Reinräume prädestinierte „Pharma Terrazzo". „Dieser hygienische Nutzboden erfüllt alle OP-spezifischen Anforderungen etwa hinsichtlich mechanischer und chemischer Beanspruchung, Ableitfähigkeit, Rutschfestigkeit, Brandschutzklasse, Reinigung und Desinfektion", erläuterte Daniel Melasch. Auch was die Möglichkeit von Wand- und sonstigen Anschlüssen anbelange, sei der „Pharma Terrazzo" eine gute Wahl.
Um Systemelemente im Reinraumbau ging es im Vortrag von Albrecht Ritter, Geschäftsführer der in Renningen ansässigen clean-tek Reinraumtechnik „Ein Kennzeichen unserer Reinraum-Systemlösungen ist die modulare Bauweise", erklärte Ritter. Dadurch sei nahezu jede Raumgestaltung ebenso wie Umbauten oder Erweiterungen problemlos möglich. „Durch das Zusammenspiel von Wand- und Deckensystemen, Türen und Schleusen aus den Materialien Stahl, Edelstahl, Aluminium oder Glas entstehen so durchdachte Lösungen."
Medizintechnische Ausstattung und Reinigung
Christoff Weise und Christian Tebel von Trumpf Medizin Systeme, Puchheim widmeten sich in ihren Vorträgen der medizintechnischen Ausstattung in OP-Sälen. Im Zentrum der Ausführungen standen dabei vor allem Deckenversorgungseinheiten, OP-Leuchten, HD-Kameras für die Video- und Audioübertragung, OP-Tische, Steuerungseinheiten fürs gesamte OP-Equipment, Bildgebungssysteme für die intraoperative Diagnostik sowie Hybrid-OPs zur Integration von Diagnose und Therapie.
Abschließend beleuchtete Gerhard Lauth von Steris die OP-Raumbegasung mit VHP (Vaporized Hydrogen Peroxide) als ein trockenes H2O2-Begasungsverfahren. VHP hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr als Alternative zu Formaldehyd, ETO oder Peressigsäure bewährt. „Es präsentiert sich als effektives Sterilisations- und Dekontaminationsverfahren und hinterlässt keine toxischen oder sichtbaren Rückstände", so Lauth. Möglich sei auch die Begasung elektrischer und elektronischer Geräte - und das alles bei geringen Betriebskosten.
Fazit
Der Veranstalter Steffen Hild: „Die positive Resonanz aller Teilnehmer hat gezeigt, dass der Ingenieurstag bestens ankam. Das Ziel, den Teilnehmern neue Gedankenanstöße und Anregungen hinsichtlich der DIN 1946-4 zu vermitteln, wurde erreicht. Fortsetzung folgt."