Anlagenbau & Prozesstechnik

Einwegartikel bei der Personalhygiene

20.12.2011 -

ReinRaumTechnik - Es gibt eine Fülle an Einwegmaterialien, und fast jeder Kundenwunsch kann erfüllt werden. Die Auswahl an verschiedenen Farben, Flächengewichten, Modelleigenschaften, Materialmischungen usw. ist riesig. Aber wie kann ich mir als Kunde einen groben Überblick über diese Vielfalt verschaffen?

Dabei sind die Materialanforderungen recht schnell eingegrenzt:

  • Hoher Tragekomfort / leicht zu tragen
  • Keine Gas- oder Partikelemission
  • Erfüllung der Arbeitsschutzanforderungen
  • Reinraumklasseneignung


Preis

Welche Materialien kommen zum Einsatz?
Zumeist werden Polyester, Cellulose, Viskose, Polypropylen oder Mischungen aus diesen Materialien verwendet.
Polyester nimmt wenig Schmutz an, lässt sich durch die hohe Elastizität gut dehnen, hat eine hohe Reiß- & Scheuerfestigkeit im nassen und trockenen Zustand, ist knitterarm, verrottet äußerst langsam, nimmt wenig Feuchtigkeit auf und lädt sich leicht elektrostatisch auf. Polyester wird aber überwiegend für Mehrwegbekleidung und Wischtücher im Reinraum verwendet. Außerhalb des Reinraums wird Polyester beispielsweise in Anzügen, Kostümen, Kleidern, Hemden Wetterschutzbekleidung, Bettwäsche, Fleece, Gardinen, Segel und Krawatten verarbeitet.
Cellulose wird hauptsächlich aus Pflanzenfasern für verschiedene Stoffe verwendet. In der Bekleidungsindustrie sind es beispielsweise Baumwolle sowie Bastfasern des Lein (Flachs), die zu Leinen verarbeitet werden. Bei Reinraumprodukten wird Cellulose häufig mit Polyester/Polypropylen gemischt.
Viskose ist eine synthetische Cellulosefaser. Dazu wird eine Lösung von Cellulosemolekülen natürlicher Herkunft zu Fäden verarbeitet, der sogenannten Regeneratfaser. Im nichttextilen Bereich (Engl.: nonwovens) hat die Viskosefaser aufgrund der vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten größere Marktanteile als im textilen Bereich. Anwendungsbeispiele sind beispielsweise Feuchttücher, Wattestäbchen, Putztücher und Schwammtücher. Aus Viskose hergestellte Produkte haben ein hohes Wasseraufnahmevermögen. Auch Teebeutel, Papier für Banknoten sowie Fasern und Gewebe für Verbundmaterialien werden daraus hergestellt. Viskosefasern bilden etwa 11% der Kunstfaserproduktion.
Polypropylen fällt bei der Rohölproduktion als Abfallprodukt an und wird als Filamentgarn und als Spinnfaser gewonnen. Polypropylen nimmt kein Wasser auf (gute Kapillarwirkung), verrottet nicht und zeichnet sich außerdem durch 100% Nassfestigkeit, hohe Festigkeit und hohes elektrisches Isoliervermögen aus. Die Dehnfähigkeit liegt bei ca. 30%. Polypropylen wird für hochwertigere Einwegbekleidung eingesetzt, außerhalb des Reinraums hauptsächlich für funktionelle Sportunterwäsche (guter Schweißtransport) und Outdoorbekleidung.
Vlies oder Strickware aus den vorher beschriebenen Rohstoffen, eröffnet erst die Möglichkeit, die einzelnen Vorteile der Produkte zu kombinieren - mit dem Ziel, daraus neue Produkteigenschaften zu kreieren. Ein Beispiel sind Anzüge aus Polypropylen, die sehr gute Schutzeigenschaften bieten und diese mit einem Vlies zu kombinieren. Dies führt zu einem wesentlich besseren Wasserdampfdurchgangswiderstand und damit zu einem höheren Tragekomfort für den Anwender. Bei Vliesen ist der Einsatzbereich daher auch stark abhängig von der Struktur und Bindungstechnik der Fasern, erkennbar z.B. durch das Flächengewicht. Auch werden so Anforderungen an den Arbeitsschutz erfüllbar.

Welches Material ist geeignet für welche Reinraumklasse ?
Die folgende Tabelle soll einen Überblick über die Reinraumklasseneignung geben. Kurzkettige Fasern wie Cellulose/Viskose sind eher für die Reinraumklassen C/D = ISO 7/8 geeignet. Auch hier gibt es Varianten die diese kurzen Fasern binden, damit sie sich nicht mehr ohne weiteres aus dem Verbund lösen können und der Einsatz in höheren Reinraumklassen ermöglicht wird.
Ein Großteil der Einwegprodukte wird heute in Asien hergestellt. Hohe Lufttemperaturen und Luftfeuchtigkeit begünstigen dort ein gutes Wachstum von Mikroorganismen. Da ist es nicht verwunderlich, dass man durch falsche Auswahl von Einwegmaterial plötzlich hohe Keimbelastungen in der Produktion findet.
Tabelle 2 zeigt, dass rund 18% der KBE-Überschreitung am Oberkörper gemessen werden. Hier ist häufig ein falsch gewählter Mundschutz die Ursache. Gründe können im mangelnden Rückhaltevermögen liegen, aber auch darin, dass der Mundschutz an sich schon verkeimt in den Reinraum kam. Ein Mundschutz aus der Kartonspenderbox sollte in Sterilräumen deswegen nicht genutzt werden.

Trageeigenschaften
Durch den richtigen Materialmix sowie Verbesserung der Trageeigenschaften durch Schnitt, elastische Bänder und andere Charakteristiken sind solche Anzüge heute durchaus komfortabel.
Die vorherrschende Meinung, dass Mehrwegbekleidung aus Polyester gegenüber Einwegbekleidung im Vorteil wäre gilt so allgemein nicht mehr. Der Markt kann hier attraktive Alternativen anbieten. Einwegbekleidung kann heute durchaus folgende Vorteile gegenüber Mehrwegbekleidung aufweisen:

  • komfortabler zu tragen
  • an Personenmaße individuell anpassbar
  • wirtschaftlich günstiger
  • mehrmals zu tragen
  • Reinraumgerechte Verpackung
  • Partikulär gereinigt
  • Erfüllung von Arbeitsschutznormen


Wie Abbildung 1 zeigt, kann auch die Wärmeentwicklung beim Tragen von Einwegbekleidung abgeleitet werden. Die beiden Bilder rechts zeigen, wie nach leichter Tätigkeit bereits ein Wärmestau im Rückenbereich des Anwenders entsteht. (Grafisch rot dargestellt)
Die beiden Bilder links sind ein Beispiel dafür, wie mit einem guten Materialmix der Tragekomfort verbessert wird - bei gleichzeitig guter Partikelfilterleistung.

Mundschutz
Der Ausatemwiderstand wird bei einem hochwertigen Mundschutz in mbar angegeben. Die Werte liegen bei ca. 2,1 mbar. Der Test wird meist mit einem Luftvolumen von 95 l/min durchgeführt. Das Atemzugvolumen bei einem Erwachsenen beim Joggen liegt bei ca. 36 l/min.

Verpackung
Optimal ist eine Verpackung der Materialien in entsprechenden Plastikbeuteln, die man bei Bedarf mit einem Wischtuch und einer Reinigungslösung vor dem Einschleusen abwischen kann. Verpackungen in Spenderboxen sind aufgrund der Gefahr von Partikelabgabe und Verkeimungen durch die Kartonage weniger geeignet.