Containment
So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Erfolgreiche Therapien fordern hoch wirksame Medikamente. Diese werden durch intensive Forschung und neue Technologien der Pharmaunternehmen entwickelt. Jedoch können diese hochaktiven Substanzen bereits in geringsten Mengen eine Gefahr für den Menschen und seine Umwelt darstellen.
Immer innovativere und sichere Containment-Systeme sind gefragt. Aber welche Maßnahmen sind die richtigen und welche Systeme sind ausreichend, um diesen Schutz zu gewährleisten ohne das Projekt und die Kosten ins endlose zu treiben?
Containment
Die neuen pharmazeutischen Zubereitungen müssen stetig steigenden Ansprüchen bezüglich ihrer Reinheit und Wirksamkeit erfüllen. Daraus resultieren jedoch auch immer höhere Anforderungen an den Schutz der Bediener. Containment ist hier seit einigen Jahren das Schlagwort. Doch was bedeutet Containment eigentlich? Containment ist ein Überbegriff, welcher Prozesse, Anlagen, Räume, Infrastrukturen bis hin zu organisatorischen Maßnahmen und persönlichen Schutzausrüstungen einbezieht. Mit Containment ist im umgangssprachlichen Sinne eine Schutzfunktion für Mensch und Umwelt gegenüber (hoch-) wirksamen Substanzen gemeint. Grundsätzlich unterscheidet man hierbei zwei Systeme, das primäre und das sekundäre Containment.
Das primäre Containment bezieht sich auf die direkte Schutzfunktion durch Isolatoren, Barrieresysteme, Transfersysteme und vieles mehr; das sekundäre Containment auf die Räumlichkeiten, Schleusen, persönliche Schutzausrüstungen und Arbeitsanweisungen.
Wichtig bei der Betrachtung von Containment Systemen ist, dass diese Schutzfunktion nicht nur auf die Produktion bezogen werden darf. Alle Bereiche die zu der pharmazeutischen Herstellung gehören, können betroffen sein und müssen umfassend betrachtet und einbezogen werden. Zu jeder Produktion gehören Wartung und Reinigung, bei denen Mitarbeiter Expositionen ausgesetzt sein könnten. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Analytik, wie auch der Transport ins Labor. Auch wenn hier deutlich geringere Mengen gehandhabt werden, müssen diese Abläufe in das Gesamtkonzept einbezogen werden. In der pharmazeutischen Industrie ist der deutliche Trend erkennbar, dass der Schutz der Mitarbeiter einen immer höheren Stellenwert im GMP Umfeld bekommt. Und doch handelt es sich um ein neues Thema, obwohl der Begriff Containment mittlerweile sehr oft Anwendung findet.
So viel wie nötig
Wie viel nötig ist, kann aus den Eigenschaften der aktiven Substanz abgeleitet werden. Idealerweise liegen zum Projektstart ausreichend evaluierte toxikologische und pharmakologische Werte für den Wirkstoff vor. Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) laut Arbeitsstättenrichtlinie können für inhalative Expositionen heran gezogen werden. Diese existieren jedoch nur für eine geringe Anzahl an Wirkstoffen. Sollte dies nicht der Fall sein, wird üblicherweise der OEL-Wert (Occupational Exposure Limit) bestimmt. Somit sind die inhalativen Grenzwerte für die Planung gesetzt. Diese sind jedoch nur ein Teil der Grenzwertbestimmung. So nehmen die dermalen und oralen Grenzwerte eine immer gewichtigere Bedeutung ein. Denn die Gefahr der Kontamination durch Aufnahme und Verschleppung von Partikeln auf Oberflächen ist nicht zu vernachlässigen. Der Wirkstoff kann somit über die Haut bzw. nach Berührung durch den Mund aufgenommen werden.
Zur Evaluierung der erforderlichen Grundlagen sowie zur Definition der notwendigen Maßnahmen zur technischen Umsetzung ist ein kompetentes Projektteam mit starken Partnern und vertrauenswürdigen Lieferanten erforderlich. Die Grundlagen einer sicheren Containment Anlage liegen in der konzeptionellen Phase. Mit einer fundierten und sorgfältigen Planung können gerade in der frühen Phase bei der Containmentplanung elementare Voraussetzungen und wertvolle Grundlagen geschaffen werden, welche in der Ausführung Diskussionszeit und Budgetkosten einsparen. Die permanente Beachtung der wesentlichen Grundsätze zur Etablierung eines Containments wie: „geschlossene Systeme bevorzugen, einfaches Handling anstreben, die Infrastruktur gehört zum Containment wie auch die Reinigung", schafft einen klaren Blick und fördert die konsequente und zielorientierte Umsetzung der Projektziele. Nur durch vorausschauende Planung kann bereits bei der Spezifikation von Anlagen kostenintensiven Nachforderungen vorgebeugt werden.
So wenig wie möglich
Wie wenig möglich ist, kann in einer risikobasierten Betrachtung des Prozesses herausgearbeitet und definiert werden. Dabei sollte die Einbindung des „Risk Managements" bereits bei der Projektplanung beginnen. Unabhängig vom Qualitätsmanagement im Projekt muss eine Abschätzung, Kontrolle und Bewertung der Risiken für Mitarbeiter und Umwelt durchgeführt werden. Die Frage ist: „Was muss ich tun, um die gesetzten Grenzwerte nicht zu überschreiten". Dazu müssen zuerst die Schwachstellen bekannt sein und abgeschätzt werden. Daraus folgend müssen die abgeleiteten Maßnahmen festgelegt werden. Abschließend wird eine Bewertung der Punkte vorgenommen, welche in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Diese Intervalle sollten ebenfalls zu Projektbeginn festgelegt und in die Planungsphasen integriert werden. Erfolgt die regelmäßige Überprüfung der Planungsergebnisse auf Konformität mit dem angestrebten Containment, beziehungsweise auf Einhaltung der gesetzten Grenzwerte, ist sichergestellt, dass das Risk Management immer auf dem Stand der Planungsresultate ist.
Containment und GMP schließen einander nicht aus. So können ADI (Acceptable Daily Intake) und OEL (Occupational Exposure Limit) Werte als Bezugswerte für GMP Fragen herangezogen werden. Auf der anderen Seite kann man bei der Containmentplanung von der GMP Praxis profitieren (als Beispiel: Schleusen vor den Produktionsräumen dienen als Barrieren im Gebäude).
Eine mögliche herangehensweise ist, dass bei der Abfüllung eines gelösten hochwirksamen Stoffes das Risikopotential deutlich gesenkt werden kann, da von der Lösung keine Expositionen zu erwarten sind. Die Schnittstelle Labor kann hier weitere Anhaltspunkte zum Containmentaufwand liefern. Filtertests und Analysen werden im Labor zwar in geringeren Mengen durchgeführt, jedoch erfolgt dies zumeist unter Standard Laborabzügen. Ob und wie sich dann Produktion und Labor in Containmentfragen ergänzen können, ist ebenfalls risikobasiert zu betrachten.
Fazit
Auf die Fragen „Wie viel ist nötig?" oder „Wie wenig ist möglich?" gibt es keine Standardantwort. Zu stark differenzieren die Prozessansprüche, Herstellerforderungen und räumliche Gegebenheiten. High Containment Anlagen werden als „Komplettpaket" von den Lieferanten angeboten, doch nur ein erfahrenes Engineering in Zusammenarbeit mit Lieferanten und Betreiber ist in der Lage, effiziente und tragfähige Lösungen für das wirklich nötige Containment zu erarbeiten. Wichtig bei der Planung ist, dass nicht nur der Prozess, sondern das gesamte Projekt mit in die Containmentphilosophie einbezogen wird.
Oft bietet GMP bereits eine Lösung, welche den Personenschutz mit einbezieht. Gerade in der Steriltechnik sind die Anforderungen an den Produktschutz bereits sehr hoch. Das Risiko für Mensch und Umwelt ist bereits minimiert. Aber gute GMP-Verhältnisse bedeuten nicht auch gleich automatisch gute Gesundheitsschutz-Verhältnisse. Hier ist die differenzierte Betrachtung durch zwei unabhängige Risiko Management Systeme erforderlich. Dabei können auch Erkenntnisse aus dem GMP Umfeld einfließen.
Containment ist mittlerweile ein Begriff, welcher in der pharmazeutischen Industrie bekannt ist. Jetzt gilt es jedoch ein einheitliches Verständnis zu erreichen, was dieser Begriff aussagt. Dies beginnt bei Definitionen und geht weiter zu den Anwendungen. Letztendlich gilt es jetzt, neue Erfahrungen auf diesem Gebiet öffentlich auszutauschen und somit ein einheitliches Bild von Containment entstehen zu lassen.
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