Aufwärtstrend der deutschen Chemieindustrie hält an
13.07.2013 -
Aufwärtstrend der deutschen Chemieindustrie hält an – Der Aufwärtstrend im deutschen Chemiegeschäft setzte sich zu Jahresbeginn 2008 fort. Produktion, Umsatz und Erzeugerpreise legten im ersten Quartal wieder deutlich zu (Grafik 1).
Die Zuwächse waren jedoch niedriger als in den vorangegangenen Jahren.
Dennoch liefen die Geschäfte nach wie vor gut – Die Unternehmen profitierten dabei zum einen von der anhaltend hohen wirtschaftlichen Dynamik in vielen Regionen der Welt. Vor diesem Hintergrund stieg der Auslandsumsatz der deutschen Chemie in den zurückliegenden Monaten spürbar an.
Zum anderen entwickelte sich auch das Binnengeschäft erfreulich. Das produzierende Gewerbe dehnte hierzulande seine Produktion zu Jahresbeginn kräftig aus, weil sich nicht nur im Maschinenbau und bei der Elektrotechnik, sondern auch in vielen anderen Industriebranchen die gute Konjunktur fortsetzte.
Dementsprechend stieg die inländische Nachfrage nach Chemikalien und der Binnenumsatz der deutschen Chemieunternehmen stieg im ersten Quartal um rund 6 %. Allerdings mehren sich inzwischen die Anzeichen, dass das Wachstumstempo in den kommenden Monaten weiter nachlassen wird.
Grundstoffchemie legt zu
Nach dem enttäuschenden Jahresendquartal 2007 ist die deutsche chemische Industrie wieder in die Erfolgspur zurückgekehrt. Die Produktion stieg im ersten Quartal 2008 gegenüber dem Vorquartal um 1,6 %. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal entspricht dies einem Zuwachs um 2,3 %.
Damit hat sich der Aufwärtstrend fortgesetzt. Das Tempo hat allerdings zuletzt spürbar nachgelassen (Grafik 2).
Die Kapazitäten waren mit rund 88 % weiter gut ausgelastet. Nicht alle Chemiesparten kamen zu Jahresbeginn gleichermaßen aus den Startlöchern. Während die Pharmasparte ihren rasanten Aufschwung auch im ersten Quartal 2008 mit hoher Dynamik fortsetzte und auch die Grundstoffchemie ihre Produktion deutlich ausweiten konnte, mussten die beiden übrigen Chemiesparten ihre Produktion drosseln.
Sowohl bei den Wasch- und Körperpflegemitteln als auch bei den Fein- und Spezialchemikalien lag die Produktion im ersten Quartal niedriger als ein Jahr zuvor. Der Rückgang erfolgte allerdings auf hohem Niveau. Beide Chemiesparten zählten noch im Vorjahr zu den Wachstumsträgern (Grafik 3).
Erzeugerpreise steigen um 1,8 %
Zu Jahresbeginn 2008 stiegen die Rohstoff- und Energiekosten der Chemieunternehmen rasant an. Hauptauslöser dieser Entwicklung waren die erneut kräftig steigenden Rohölpreise, die sich mit leichter Verzögerung auch auf die Folgeprodukte Rohbenzin, und Heizöl übertrugen.
Da auch die Preise für Strom und Gas kletterten, hat sich der Kostendruck sogar noch verstärkt. Den Chemieunternehmen ist es im ersten Quartal 2008 gelungen, die gestiegenen Kosten zumindest teilweise an die Kunden weiterzugeben (Grafik 4).
Die Erzeugerpreise für chemische Produkte stiegen zu Jahresbeginn gegenüber den vorangegangenen drei Monaten um 1,8 %.
Der Preisauftrieb hat sich damit beschleunigt. Chemikalien waren im ersten Quartal durchschnittlich rund 3,4 % teurer als ein Jahr zuvor. Die größten Preiszuwächse verzeichnete die Grundstoffchemie. Hier betrug der Preiszuwachs zuletzt rund 8 %.
Plus 6 % im Inland
Der Umsatz der deutschen Chemieunternehmen legte im ersten Quartal 2008 kräftig zu. Die Verkäufe der Branche lagen mit insgesamt 44,5 Mrd. € saisonbereinigt um 5 % höher als in den vorangegangenen drei Monaten. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal entspricht dies einem Zuwachs von 5,5 %. Neben der anhaltend guten Mengenentwicklung haben vor allem steigende Erzeugerpreise zu diesem Wachstum beigetragen.
Das Inlandsgeschäft verlief angesichts der guten deutschen Industriekonjunktur sogar etwas erfreulicher als die Verkäufe jenseits der Landesgrenzen. Während das Exportgeschäft um rund 5 % zulegen konnte, betrug der Zuwachs beim heimischen Absatz sogar rund 6 % (Grafik 5).
Beschäftigung stabil
Nach dem leichten Beschäftigungsplus des Vorjahres weist die amtliche Statistik für das erste Quartal 2008 einen leichten Rückgang der Beschäftigung aus. Von Januar bis März 2008 beschäftigte die Branche rund 434.000 Mitarbeiter. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal sank die Beschäftigung um 0,4 %. Dieser Rückgang ist aber überwiegend dem anhaltenden Restrukturierungsprozess und der damit verbundenen Auslagerung von Unternehmensteilen geschuldet.
Unternehmen bleiben optimistisch
Angesichts des überwiegend erfreulichen Jahresbeginns ist die Stimmung in der deutschen Chemieindustrie nach wie vor gut.
Die aktuelle Geschäftslage wird weiterhin äußerst positiv eingeschätzt. Zudem ist man in den Chefetagen zuversichtlich, dass sich der Aufwärtstrend auch im fünften Jahr in Folge fortsetzen wird.
Die Risiken haben zuletzt weiter zugenommen. Die Immobilien- und Finanzmarktkrise dämpft das Wirtschaftswachstum in den USA voraussichtlich deutlich stärker, als man noch vor ein paar Monaten geglaubt hatte. Zudem droht eine Ansteckung der europäischen Volkswirtschaften.
In Deutschland fallen die Wachstumsprognosen der Konjunkturexperten inzwischen niedriger aus als noch zur Jahreswende. Ein hoher Ölpreis und der starke Euro dürften der Branche weitere Sorgenfalten bereiten.
Der Verband der Chemischen Industrie rechnet daher in seinem jüngsten Lagebericht mit einer Abschwächung der Chemiekonjunktur in den kommenden Monaten. Die Produktion wird nach Meinung des Verbandes im Gesamtjahr 2008 daher voraussichtlich nur noch um 2,5 % ausgeweitet werden.