Jens Amberg: Monitoring-System testo Saveris
26.01.2011 -
Jens Amberg: Monitoring-System testo Saveris - Mit dem Monitoring-System testo Saveris hat das Unternehmen Testo Großes vor, es soll einer der großen Verkaufsschlager des Unternehmens werden. Investiert hat man viel in das Produkt: Fast ein Drittel der gesamten Entwicklungsabteilung hat zwei Jahre an dem System gearbeitet. Jetzt ist es marktreif und das erste in der Firmengeschichte von Testo, das einen eigenen Markennamen trägt. Wir stellen testo Saveris und seine Geschichte vor.
Markennamen sind so eine Sache. Was in Deutschland und den englischsprachigen Ländern gut klingt, muss nicht unbedingt in allen Teilen der Welt einen durchweg positiven Klang haben. Fast schon legendär ist dabei Chevrolets Fehlgriff mit dem Namen „Nova", dass sich in spanisch in die Teile No va" zerlegen lässt und „fährt nicht" bedeutet - nicht gerade das, was großes Vertrauen beim Kunden weckt. Jens Amberg, Leiter der Produktgruppe Messsysteme bei der Testo AG, kennt dieses Problem gut: Auch er hat eine ähnliche Erfahrung bei einem seiner früheren Arbeitgeber erlebt. Ihm war klar: Würde man bei Testo ein Produkt mit einem Markennamen herausbringen, es müsste mit einem Namen versehen sein, der weltweit eine positive Bedeutung mitbringt. Und er sollte Aspekte der drei Adjektive „einfach", „sicher" und „effizient" enthalten oder andeuten - schließlich waren dies die drei Worte, die man schon am Anfang der Entwicklung als Kernqualitäten des neuen Produkts definierte. Letztendlich entschied man sich für Saveris, ein Kunstwort, dass sich aus „Save" („Sichern" in Englisch") und „veritas" (lateinisch für „Wahrheit" und stellvertretend für die Unverfälschtheit der Messdaten) zusammensetzt. „Wir wussten gleich: Damit ließen sich die großen Vorteile des Systems gut zusammenfassen", erklärte Amberg.
„Kein Heft, eher ein Wälzer"
Die drei Worte definierte man bereits, als man vor drei Jahren die Planungen für die Entwicklung ins Rollen brachte - denn nach langen Gesprächen mit den Kunden hatte man bei Testo herausgefunden, dass es eine Marktlücke für ein Messsystem mit diesen Eigenschaften gab. Vor allem die leichte Bedienung war dabei der Schlüssel: Die meisten Messsysteme sind nur von Profis richtig zu bedienen und zu parametrieren - Plug & Play-Funktionalität war bei Monitoring-Systemen eine Seltenheit. „Uns war klar, dass eine breite Käuferschicht ein solches Produkt benötigte und kaufen würde. Das Produktmanagement besuchte zahlreiche Kunden, um das zu überprüfen und herauszufinden, wie das System aussehen sollte", erinnert sich Amberg. Dann wurde ein klassisches Pflichtenheft erstellt und die Entwicklung von Saveris begann. Wie viel man sich vorgenommen hatte, sah man schon an dem Buch, in dem sämtliche Details der Entwicklung niedergeschrieben waren. „Das Pflichtenheft war in dem Sinne kein Heft - eher ein Wälzer", berichtet Amberg schmunzelnd.
Das Know-how im Haus
Um es umzusetzen, hatte man noch einige Vorarbeit zu leisten. So schauten die Projektgruppen, ob das Know-how des ehrgeizigen Projekts komplett im Hause verfügbar war. Das war weitgehend der Fall: Testo hatte bereits erfolgreich Produkte mit Funk und Ethernet entwickelt, die Ingenieure kannten sich mit der Technik aus. Das Wissen über Datenbanken, das zudem für ein Saveris-System nötig war, war dagegen noch nicht vorhanden: Eine SQL-Datenbank kannte man noch nicht aus anderen Produkten. Danach mussten die Techniken noch verbunden werden - und das auf sichere, effiziente und einfache Weise. Vor allem das „einfach" stellte eine ständige Herausforderung dar, da es nicht nur von Technikern, sondern auch von Laien gut bedient werden sollte. Eine Plug&Play-Funktionalität musste daher umgesetzt werden - für Hardware-Ingenieure immer eine schwierige Aufgabe. Auch beim Funk entschied man sich für den steinigeren Weg und setzte auf eine Dialog- und nicht auf eine Monolog-Technik. „Insgesamt war es sehr schwierig, alles so zu entwickeln, dass wirklich alles an den Geräten leicht zu bedienen und leicht zu parametrieren ist. Es war eine große Herausforderung", erinnert sich Amberg. Um die leichte Bedienung zu gewährleisten, führte man an vielen Punkten in der Entwicklung Usability-Tests durch - und ließ diese nicht nur von den zuständigen Ingenieuren durchführen: „Wir haben immer wieder „Frischlinge", also Praktikanten oder neue Auszubildende, zu den Tests hinzugezogen - sie sollten schauen, ob es sich leicht bedienen lässt und was man verbessern kann. Denn nur die sind völlig unvoreingenommen an die Sache herangegangen", erklärt Amberg.
Vorbild Apfel
Gerade bei diesen Tests ging man auch einen Weg, den nur wenige Firmen aus der Industrie wagen: Man orientierte sich an Consumer-Produkten wie bspw. den iPods von Apple, die für ihre intuitive und gute Bedienung bekannt sind. „In Saveris wollten wir industrielle Professionalität und konsumorientierte Einfachheit vereinen, das beste aus beiden Welten zusammenführen", fasst Amberg die Idee zusammen. Damit möchte man auf den Trend reagieren, dass immer mehr Firmen - auch wegen des Ingenieur-Mangels - auf Fachkräfte verzichten müssen. So kann das selbsterklärende System auch von Laien in Betrieb genommen werden. Insgesamt hat die Entwicklung von Saveris zwei Jahre gedauert, zwanzig Entwickler haben in dieser Zeit ständig an dem Projekt gearbeitet. „Das ist mehr als ein Drittel unserer gesamten Entwicklungsabteilung", erklärt Amberg. Ein Großteil hat auch nach dem Produktlaunch seinen Posten dort behalten, das Produkt wird weiter kontinuierlich verbessert. „Feedbacks werden umgesetzt. Die Entwickler bleiben am Produkt.", so Amberg.
Kopiergeschützte Technologie
Damit will man das Produkt ständig aktuell halten - und es weiter verbessern. Denn Saveris will man auf lange Sicht als Verkaufsschlager bei Testo etablieren. Angst davor, dass die Konkurrenz ein ähnliches Produkt an den Markt bringen könnte, hat der Leiter der Produktgruppe Messsysteme nicht: „Keiner hat das Know-how, ein solches System schnell und einfach zu kopieren. Auch mit Energie-Management kennt man sich anderswo nicht gut aus, die Saveris-Batterie hält auch unter harten Bedingungen mindestens drei Jahre, das schafft kaum ein anderer. Selbst, wenn es jemand schafft, werden wir gerüstet sein", erklärt Amberg. Dass Saveris ein Erfolg wird, stehe für Ihn schon fest, denn seit der Markteinführung im April kommen täglich neue Aufträge herein. „Es liegen schon Bestellungen aus aller Welt vor", erklärt Amberg. Beispielsweise von einem Hotel in Norwegen, wo mehrere Fühler ein Lebensmittellager samt Kühlräumen überwachen und gleichzeitig andere Fühler in den Top-Suiten Temperatur und Klimabedingungen kontrollieren. Alles das steuert eine Station - die noch dazu von Nicht-Ingenieuren bedient wird. „Das kann in dieser Qualität nur Saveris", da ist sich Amberg sicher.