Funktionale Sicherheit ohne Kompromisse
22.10.2010 -
Mit mehr als 40 Jahren Erfahrung im Bereich Sicherheit hat sich HIMA als Partner der diesjährigen NAMUR Hauptsitzung empfohlen. Im Eröffnungsreferat „Funktionale Sicherheit ohne Kompromisse" wird der gesamte Safety Life Cycle beleuchtet. Dr. Volker Oestreich befragte Steffen Philipp, den geschäftsführenden Gesellschafter von Hima, zum Thema.
CHEManager: Wie ist Hima in das zweite Jahrhundert seiner Firmengeschichte gestartet?
Steffen Philipp: Im Jahr 1908 wagte mein Urgroßvater Johannes Hildebrandt den Sprung in die Selbstständigkeit und gründetet im prosperierenden Mannheimer Hafen ein marinetechnisches Büro. Über das Quecksilber-Relais und später erste Transistor-Systeme kamen wir in den 60er Jahren auf Anfrage eines großen Chemie-Kunden zum Thema Sicherheitstechnik. Damit haben wir heute ein so stabiles Standbein, dass wir auch die letzten zugegeben nicht leichten Monate ohne Entlassungen und mit nur wenig Kurzarbeit überstanden haben.
Mit welchen Themen wollen Sie die Zukunft für Hima sichern, welche Kernkompetenzen zeichnen Ihr Unternehmen besonders aus?
Steffen Philipp: Mit etwa 25.000 installierten Sicherheitssystemen in 80 Ländern sind wir der Safety-Experte überhaupt und tragen maßgeblich zur Anlagensicherheit und -verfügbarkeit in allen Regionen der Welt bei. In Zukunft werden wir unsere Safety-Expertise auch im Rahmen von Dienstleistungen, also als Functional Safety Consulting Services, anbieten und zum Beispiel Unterstützung bei der Einführung von Safety Managementsystemen bieten. In der Prozessautomation wollen wir uns noch stärker auf Applikationen konzentrieren, wie zum Beispiel das Burner Management oder die Turbo Machinery Control.
In der Fertigungsautomatisierung wachsen die Standard-Automatisierung und die sichere Automatisierung zusammen in dem Sinne, dass gleiche Engineering-Tools verwendet werden können oder dass die vernetzte Kommunikation über das gleiche Kabel für Standard- und Sicherheitsaufgaben geführt wird. Wie sehen Sie die entsprechende Entwicklung in der Prozessautomation?
Steffen Philipp: Das können wir nicht uneingeschränkt beobachten. Dass allgemein Standard-Automatisierungs-Systeme und sichere Automatisierungssysteme mit dem gleichen Engineering-Tool bearbeitet werden, ist für komplexe Steuerungen eher die Ausnahme. Die Norm wünscht sich an dieser Stelle vielmehr eine hinreichende Unabhängigkeit der einzelnen Schutzschichten. Ziel dabei ist eine eindeutige Zuständigkeit für das Sicherheitssystem, was gleichzeitig Human Common Cause Fehler reduziert. Ein gleiches Programmier-Tool unterstützt dies nicht.
Durch die zunehmende Vernetzung in den Fertigungsanlagen, insbesondere mit Industrial Ethernet, eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Optimierung der Prozesse, es ergeben sich aber auch neue Risiken durch Bedrohungen aus dem Netz. Lange ist man die Themen Safety, also die Funktionale Sicherheit, und Cyber Security getrennt angegangen. Heute weiß man, dass Safety ohne Security nicht funktioniert. Was ist der Beitrag Ihres Unternehmens zu diesem aktuellen Themenkomplex?
Steffen Philipp: Das aktuelle Beispiel „Stuxnet" zeigt deutlich, wie wichtig Cyber Security ist. Zum Angriffszeitpunkt verfügbare Virenscanner konnten Stuxnet nicht finden. Neben technischen Maßnahmen müssen auch organisatorische Maßnahmen zum Schutz ergriffen werden. Allerdings ist ein derart gezielter „Angriff" auf ein bestimmtes System - wie in diesem Fall geschehen - nur sehr schwer abzuwehren.
Durch den typischerweise hohen Vernetzungsgrad der Betriebseinrichtung, also zum Beispiel das Prozessleitsystem, ist diese weit größeren Gefahren ausgesetzt als die Schutzeinrichtung. Kommen die beiden Systeme von unterschiedlichen Herstellern, stellt dies eine unabhängige Schutzschicht dar und die sichere Steuerung wird die bestmögliche letzte Verteidigungslinie. HIMA arbeitet in verschiedenen Gremien bei nationalen und internationalen Normen zur Cyber Security mit.
Welche Rolle spielt die kommende NAMUR-Hauptsitzung bei Ihrer mittelfristigen Firmenstrategie und wie hat sich Ihr Unternehmen, das ja Sponsor der diesjährigen Veranstaltung ist, darauf vorbereitet? Welche Themen wollen Sie den Teilnehmern der Versammlung besonders ans Herz legen?
Steffen Philipp: Der Zusammenhang zwischen Sicherheit und Verfügbarkeit sowie die Betrachtung des gesamten Safety-Lifecycles sind zwei der Themen, die ich als besonders vordringlich erachte.
Und was ist Ihr ganz persönliches High-Light auf der bevorstehenden NAMUR-Hauptsitzung?
Steffen Philipp: Für mich ist der Prozess als Ganzes das Highlight und ich bin sehr dankbar, dass Hima als Sponsor der Veranstaltung ausgewählt wurde. Die intensive Zusammenarbeit mit der NAMUR hat uns neue Erkenntnisse gebracht, und bei der Vorbereitung unserer Präsentationen haben wir die Chance genutzt, viel von dem in unserem Unternehmen vorhandenen Know-How noch einmal neu strukturiert darzustellen. Ich freue mich auf die Veranstaltung!