Ein Platz am Verhandlungstisch
Ein Wendepunkt in der Entwicklung der Chemieindustrie
In der Geschichte der Menschheit hat es eine annähernd ausgewogene Verteilung von Wohlstand unter der Weltbevölkerung noch nie gegeben. Es lässt sich nicht leugnen, dass die Menschheitsgeschichte seit jeher von einer Situation geprägt war, in der einige Menschen etwas besaßen und andere nicht; allerdings stellten letztere in der Regel die breite Mehrheit dar.
Im 20. Jahrhundert wurde oft zwischen der „Ersten Welt", der „Zweiten Welt" und der „Dritten Welt" unterschieden. In der letzten Zeit war dann nur noch von den (entwickelten) „Industrienationen" und den „Entwicklungsländern" die Rede. Aber die Situation hat sich geändert: Aufgrund der modernen technischen Möglichkeiten und ihrer verbreiteten Verfügbarkeit, des problemlosen Transfers von Investitionskapital, der Öffnung großer Märkte für Produktion und Verbrauch, des freien Warenverkehrs sowie der Verfügbarkeit von Arbeitskräften hat sich diese Gleichung für alle verschoben.
Heute wird in den Entwicklungsländern, die jetzt immer öfter als „Aufstrebende Wirtschaftsräume" bezeichnet werden, 30% der weltweiten Wirtschaftsleistung erzielt, mit Wachstumsraten von über 50% bei den Bruttoinlandsprodukten. In den ehemaligen Entwicklungsländern werden 45% der weltweiten Exporte verbucht, und zudem befinden sich diese Länder im Besitz von 75% der weltweiten Devisenreserven. Dabei handelt es sich nicht um einen vorübergehenden Trend; diese Situation wird sich nicht mehr ändern!
Ein Scheidepunkt der Geschichte
Wir befinden uns an einem Scheidepunkt der Geschichte, an dem eine große Mehrheit der 6,5 Mrd. Bewohner unseres Planeten einen höheren Lebensstandard und - das ist genauso wichtig - auch eine höhere Lebensqualität genießen können. Und wir können mit Fug und Recht diesen höheren Lebensstandard für jeden einzelnen Menschen einfordern. Das ist die großartige Aussicht unserer Epoche, und bei der Umsetzung dieser vielversprechenden Perspektive kann unsere Branche - die Chemie - eine Schlüsselrolle spielen.
Aber auch in unserer Branche gibt es umwälzende Veränderungen. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts war die Petrochemie der Wachstumsmotor der Chemieindustrie, was zu einem Großteil auf die Entdeckung und Nutzung reichhaltiger Öl- und Gasreserven zuerst in Nordamerika und dann auch im Nahen Osten zurückzuführen war. Die Vereinigten Staaten haben durch die Entwicklung von Technologien zur Umwandlung kostengünstiger petrochemischer Nebenprodukte in Bausteine für die Herstellung von Chemikalien und Kunststoffen eine führende Position in der Branche eingenommen.
Bis in die Mitte der 1980er Jahre haben dann europäische, japanische und koreanische Unternehmen aufgeholt und damit die Globalisierung der Branche eingeläutet.
Jetzt stehen wir mit der riesigen asiatischen Produktionsmaschinerie, der starken Nachfrage nach unseren Produkten und der Verlagerung der Produktion von Basischemikalien in den Nahen Osten wieder an einem Wendepunkt.
Und davon abgesehen gibt es auch Verschiebungen in der Unternehmenslandschaft. Fast das ganze 20. Jahrhundert hindurch waren die wichtigsten Marktteilnehmer börsennotierte Chemiekonzerne wie Dow Chemical, BASF, Hoechst, Bayer und DuPont sowie Abteilungen der großen Erdölunternehmen wie Exxon-Mobil Chemicals und Shell Chemical. Heute gibt es neben diesen Unternehmen eine wachsende Zahl neuer Marktteilnehmer:
- Staatsunternehmen wie SABIC in Saudi Arabien, KPC in Kuwait und Sinopec in China.
- Private Equity Gesellschaften wie Blackstone, KKR, Apollo und viele andere, die vor allem angesichts des schwachen Dollars außerhalb der Vereinigten Staaten stark werden.
- Privatwirtschaftliche Unternehmen mit hohem Leverage-Effekt wie Ineos; und
- Hochspezialisierte Unternehmen mit einem klaren Schwerpunkt wie IFF, Cytec, Croda und Valspa.
In fünf Jahren werden wahrscheinlich fünf Unternehmen aus dem Nahen Osten oder dem Asien-Pazifikraum, wie SABIC, NPC-Iran, Formosa, CNPC und SINOPEC, unter den Top Ten der Branche gelistet sein.
Privatunternehmen gewinnen auch im Hinblick auf ihre Größe und und ihren Umfang immer mehr an Bedeutung: Ineos war 1996 ein kleiner regionaler Marktteilnehmer, hat sich aber beim Umsatzvolumen inzwischen in die Gruppe der besten Fünf hochgearbeitet. Außerdem entsprechen die Transaktionen der Top-50-Privatunternehmen, die in den letzten drei Jahren Chemieunternehmen übernommen oder in diese investiert haben, grob geschätzt der Hälfte des Umsatzes der Top-20-Unternehmen unserer Brache.
Die Rolle des Nahen Ostens
Wir sind also Zeuge eines neuen Abschnitts in der Geschichte der Chemieindustrie. Und in meinen Augen spielt keine andere Region weltweit eine wichtigere Rolle in dieser Geschichte als die Golfanrainerstaaten im Besonderen und der Nahe Osten im Allgemeinen. Warum hat diese Region diesen zentralen Stellenwert?
Dafür gibt es eine Reihe von Gründen:
Zuerst einmal die geografische Lage und damit möchte ich betonen, dass selbst im Informationszeitalter geografische Aspekte noch eine große Rolle spielen. Im Nahen Osten treffen drei Kontinente - Europa, Asien und Afrika - aufeinander. Dementsprechend ist hier eine große geografische Nähe zu den Wirtschaftsräumen mit großem Wachstumspotential in China, Indien, Südostasien und Teilen von Europa, aber auch eine gewisse Verwandtschaft mit ihrer Kultur, ihrer jeweiligen Religion und Lebensart gegeben.
Zum Zweiten verfügt diese Region über die bislang größten entdeckten Erdöl- und Erdgasreserven. Und drittens leben hier mehr als 320 Mio. Menschen - ein Großteil von ihnen ist unter 20 Jahre alt. Damit verfügt die Region über ein riesiges Begabungspotential zur Unterstützung des zukünftigen Wachstums.
Noch wichtiger ist aber die Tatsache, dass sich die Region für nachhaltiges Wirtschaftswachstum einsetzt, mit dem Arbeitsplätze für die nächsten Generationen geschaffen und die Stabilität in der Region gesichert werden kann.
Zu diesem Zweck werden die Volkswirtschaften in der Region über die Bereitstellung von Rohstoffen hinaus diversifiziert; es wird der Aufbau einer starken Privatwirtschaft gefördert, es wird in verschiedene Industriezweige investiert, es werden Exzellenzzentren sowie erstklassige Ausbildungsstätten gegründet und strategische Geschäftsbeziehungen weltweit geknüpft. Dieser Prozess ist gut angelaufen und seine Ergebnisse sind bereits deutlich sichtbar: Wir sind Zeuge des Aufstiegs eines „neuen" Nahen Ostens, und dies ist ein verblüffender Wandel!
Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis die Golfanrainerstaaten und der Nahe Osten insgesamt die stärkste Produktionsregion in der Chemiebranche sein werden. Bis 2015 sollte sich hier z.B. die Produktionskapazität für Ethylen mehr als verdoppeln; damit wäre ein Anteil von 40% an neuen Produktionskapazitäten weltweit erreicht. Im gleichen Zeitraum dürfte sich die Kapazität für Propylen verdreifachen.
Und da der Nahe Osten weiterhin Kapazitätssteigerungen realisieren und auch in nachgelagerten Wirtschaftszweigen aktiv werden wird, werden sich die Warenströme weiter verlagern. Insgesamt wird deshalb Nordamerika seine Position als weltgrößter Exporteur von Chemikalien und Kunststoffen noch stärker abgeben müssen und wird, wie Europa, eher die Rolle eines regionalen Akteurs einnehmen. Nordamerika könnte - zum ersten Mal in seiner Geschichte - ein Nettoimporteur für zahlreiche Produkte auf Kohlenwasserstoffbasis werden.
Dieses Zusammenspiel hat - und wird es auch in Zukunft weiter haben - eindeutige Auswirkungen auf die Strategien der Unternehmen rund um den Erdball. Aus diesem Grund können wir davon ausgehen, dass es zu weiteren Konsolidierungen, Verschmelzungen und Übernahmen kommen wird, wenn die Unternehmen versuchen ihren Wettbewerbsvorteil zu halten bzw. zu steigern. Dazu werden viele Unternehmen neue Partnerschaften eingehen oder die Beziehungen, die bereits mit den wichtigen Akteuren in der Region bestehen, vertiefen. Es sind nämlich, Dow eingeschlossen, bereits etwa 100 Unternehmen der Petrochemiebranche vertreten.
Wir bei Dow haben über eine lange Zeit hinweg Partnerschaften als integralen Bestanteil bei der Suche nach Wettbewerbsvorteilen für unsere Geschäftsbereiche aus dem Bereich Basischemikalien und beim weiteren Ausbau unserer Geschäftsbereiche aus dem Performance Portfolio betrachtet. Und diese Partnerschaften beruhen auf einem starken Vertrauensverhältnis und nutzen beiden Parteien.
Unsere Partner bringen z.B. kostengünstige Rohstoffe, eine auf die Region orientierte Perspektive und die geografische Nähe zu den Märkten mit großem Wachstumspotential ein, während wir Fähigkeiten wie einen globalen Aktionsradius, die Technologie, Produkte und Vertriebswege, mit denen unsere Partner ihre Portfolios ausdifferenzieren und insgesamt wachsen können, in die Waagschale werfen.
Zusammen haben wir das Beste aus beiden Welten: Rentabilität und Wachstum, qualifizierte, gutbezahlte Stellen in unserer Produktion, Zentren für Forschung & Entwicklung sowie den IT-Bereich, und die Fähigkeit unserer Partner unsere Branche zur weiteren Diversifizierung ihrer Volkswirtschaften und zum Ausbau ihrer geschäftlichen Aktivitäten weltweit weiterzuentwickeln.
Aber wir haben jetzt eine größere Verantwortung zur Nutzung von geschäftlichen Möglichkeiten auf dem Markt. Wir bei Dow nennen dies die dreifache Zielsetzung: Wir wollen unser Unternehmen wirtschaftlich gesund erhalten, und müssen gleichzeitig auf den Umweltschutz achten und einen Beitrag zu den Kommunen leisten, in den wir operieren.
Eine andere Perspektive
Vor diesem Hintergrund möchte ich ihnen eine Blick auf unsere Branche aus einer anderen Perspektive geben: Wie werden wir außerhalb unserer Branche wahrgenommen? Tatsache ist, dass unsere Branche eine der stärksten Säulen der Weltwirtschaft ist. Mit einem Gesamtumsatz von 2,1 Billionen US-Dollar stellen wir 4% der weltweiten Wirtschaftsleistung.
Aber wahrscheinlich noch wichtiger als diese unglaublich große Summe ist die Tatsache, dass wir die große Grundstoffindustrie sind. Die von uns hergestellten Produkte sind wesentlich für die Herstellung von über 90% der Waren, die von den Menschen tagtäglich benutzt werden.
Beunruhigend ist allerdings, dass die meisten Menschen gar nicht wissen, was wir tun, wie wir arbeiten oder welchen Stellenwert unsere Branche hat. Wir müssen uns endlich Gehör verschaffen. Es ist erstaunlich, dass mitten im Getöse um den Fortschritt der Menschheit immer weniger Menschen wissen, wie unsere immer höher entwickelte und technisch komplexere Welt eigentlich funktioniert.
Nur wenige Menschen können eine direkte Verbindung zwischen unseren Aktivitäten und unserer Lebensweise herstellen. Wenn die Computer immer kleiner und leistungsfähiger werden, dann denkt niemand daran, dass dies auf ein Epoxidharz zurückzuführen ist. Die Leute sind eher der Auffassung, dass das amerikanische Raumfahrtprogramm dafür verantwortlich zeichnet. Damit haben sie ja zum Teil auch Recht, aber unser Beitrag fällt einfach unter den Tisch.
Oder wenn die Menschen etwas über die grüne Revolution lesen, also die Fähigkeit mehr Nahrungsmittel mit einer größeren Produktivität zu erzeugen, dann bleibt die Frage, wie viele Menschen darüber nachdenken, dass auch hier die Chemie den Dreh- und Angelpunkt bildet. Es sind nicht viele.
Und was ist, wenn selbst gebildete Menschen etwas über die Möglichkeiten fortschrittlicher Werkstoffe oder Biotechnologie oder erneuerbare Energien lesen? Wie viele von ihnen kommen darauf, dass diese Dinge eng an unsere Branche gekoppelt sind? Ich fürchte es sind wieder nur ganz wenige.
Internationale Zusammenarbeit
Und damit komme ich zu meinem letzten Punkt, nämlich die Rolle der Chemischen Industrie bei der Entwicklung und Förderung global ausgerichteter Verbände, die sich mit Problemen befassen, welche eine Bedrohung für unsere Leistungsfähigkeit, ja so gar die Überlebenschancen unserer Branche insgesamt darstellen.
Unser Ziel ist es natürlich, unsere Branche im Hinblick auf unser Alltagsgeschäft, auf die Dinge, die unsere moderne Lebensweise erst ermöglichen, zu verteidigen. Aber noch stärker geht es darum, die Menschen darüber zu informieren, was wir in der Zukunft tun können, um das bereits skizzierte Versprechen auf eine bessere Welt zu erfüllen: Eine Welt die ein besseres Umfeld für so viel mehr Menschen bietet, eine Welt mit fairen Bedingungen und einer ausgewogenen Verteilung der Güter. Diese Vorstellung ist in vielen ideologischen Theorien enthalten, kann aber letztendlich nur durch freie Märkte und einen freien Warenverkehr umgesetzt werden. Und wir in der Chemiebranche haben dazu einen großen Beitrag geleistet.
Auch wenn wir innerhalb der Branche auf dem Weltmarkt in einem heftigen Wettbewerb untereinander stehen, müssen wir doch erkennen, dass wir als Branche auch durch gemeinsame Interessen verbunden sind, die gleichzeitig unseren Mitarbeitern, unseren Aktionären und der Gemeinschaft, also den um unsere Standorte liegenden Städten und Gemeinden oder sogar ganzen Ländern bzw. überregionalen Staatenbünden, dienen.
Wir haben in unseren nationalen und überregionalen Verbänden in den USA und in Europa erkannt, dass durch unzureichende oder nachlässige Praktiken bei einer kleinen Minderheit an Unternehmen unser aller Ruf in Mitleidenschaft gezogen wird und dass es dadurch für uns alle schwieriger und teuerer wird, unseren Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten.
Ich möchte es noch einmal kurz und knapp formulieren: „Der Schlechteste von uns kann leicht das Image des Besten prägen." In der Praxis führt dies zu entgangenen Gewinnen in Höhe von Milliarden von Dollar. Das sind Milliarden von Dollar, die zur Reinvestition in viel versprechende Produkte fehlen. Produkte, die nicht auf den Markt gebracht werden können, weil entweder nicht genug Mittel zur Verfügung standen oder weil niemand bereit war, hier ein Risiko einzugehen.
Aber mit der raschen Internationalisierung unserer Branche, die wie die meisten anderen Industriezweige auch auf den schwierigen, aber ausgesprochen rentablen Markt der global orientierten Wirtschaft gezogen wurde, liegt es auf der Hand, dass die internationalen Branchenverbände inzwischen eine überragende Rolle spielen sollten. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren im International Council of Chemical Associations (ICCA) intensiv an der Umgestaltung des ICCA in eine global ausgerichtete Gruppe zur Vertretung unserer Interessen im Hinblick auf die größten Problemfelder, mit denen sich unsere Branche auseinandersetzen muss, gearbeitet.
Wir haben in diesem Zusammenhang die globale Charta für Responsible Care verabschiedet. Diese Charta stellt die Vorlage für die Verbreitung von Responsible Care in den nächsten Jahren dar; dabei soll der Schwerpunkt auf neuen Herausforderungen liegen, mit denen nicht nur unsere Branche, sondern die Gesellschaft insgesamt konfrontiert ist.
Wirtschaftsverbände und ihre Mitglieder in mehr als 50 Ländern, die 75% der globalen Produktionskapazität für chemische Produkte darstellen, sind in der ICCA Responsible Care Leadership Group zusammengeschlossen.
Dies ist ein großer Sieg für unsere Branche, aber damit haben wir keineswegs die letzte Schlacht endgültig gewonnen. Es gibt keine endgültigen Siege. In Anerkennung dieser unabänderlichen Tatsache freuen wir uns auf die Ausweitung dieser Initiative, wenn wir die Responsible Care-Programme in wichtigen Regionen zur Herstellung von chemischen Produkten, z.B. im Nahen Osten, aber auch in China und Russland umsetzen.
Viele Jahre lang stand Responsible Care für einen sicheren Anlagenbetrieb, sicheren Transport und einen gefahrlosen Einsatz unserer Produkte. Dies war zum Zeitpunkt seiner Formulierung ein durchaus ehrgeiziges Ziel; es ist uns aber doch gelungen, die hohe Messlatte, die wir uns gesetzt haben, zu erreichen, sie noch eine Stufe höher zu legen und wieder die Vorgaben einzuhalten.
Aber angesichts dieser Leistungen haben wir bald erkennen müssen, dass die Welt noch mehr von uns verlangt und dass sich ihre Forderungen mit unseren eigenen Forderungen deckten.
Zum Beispiel: Als Teil einer Branche, die in der Produktion den größten Energieverbrauch hat, haben wir bei Dow Mittel und Wege zu einer effizienteren Energienutzung gefunden (eine Senkung des Energieverbrauchs durch größere Energieeffizienz um 22% in den letzten 10 Jahren) mit einer Zusicherung über eine Senkung von weiteren 25% in den nächsten 10 Jahren, wenn wir unsere Forschung im Bereich erneuerbare Energien wie Solarenergie, Wind und Biomasse intensivieren. Im Zusammenhang mit dem Problem der Energieausbeute reduzieren wir auch unseren globalen Fußabdruck. Dies alles gehört zu einem großen Themenkomplex, über den unsere Branche die Öffentlichkeit über unsere regionalen und globalen Wirtschaftsverbände informieren muss, damit wir in die Entscheidungsprozesse von Regierungen und Behörden, die auch unsere Branche betreffen, einen Platz am Verhandlungstisch eingeräumt bekommen.
Wir halten den Klimawandel für eine erwiesene Tatsache und ich frage all diejenigen, die die bislang vorgelegten Beweise für nicht ausreichend halten: Lohnt sich das Risiko, weiter abzuwarten, wenn durch die von uns getroffenen Maßnahmen beim Verbrauch fossiler Brennstoffe deutliche Einsparungen realisiert werden können und gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung vorangebracht werden kann, wenn die Suche nach alternativen Energieträgern so geringe Investitionen erfordert und wirtschaftliche Möglichkeiten für uns alle schafft?
Ich könnte noch viele andere Bedürfnisse der heutigen Welt anführen, deren Erfüllung sich mit unseren Zielvorgaben in der Chemieindustrie deckt:
- eine nachhaltige Quelle für sauberes Trinkwasser
- Nahrungsmittelproduktion
- erschwinglicher Wohnraum
um nur einige zu nennen. All diese Bereiche zeigen: Die Welt braucht die Chemie nicht nur zum Erhalt des derzeitigen Lebensstandards, der noch lange nicht für alle 6,5 Mrd. Menschen das gleiche Niveau hat, sondern zur Steigerung des Lebensstandards für eine weit größere Zahl an Menschen.
Dafür müssen wir aber erreichen, dass die Schwierigkeiten, mit denen wir in unserer Branche konfrontiert sind, allgemein anerkannt werden. Noch wichtiger aber ist die Anerkennung der Lösungen, die von der Chemie, dieser wunderbaren Wissenschaft zum Nutzen der Welt aufgedeckt werden können. Dies mag beunruhigend wirken, aber wir sind sicherlich in der Lage, diese Ziele auch zu erreichen.
Der Artikel basiert auf einer Rede, die Andrew Liveris am 13. Dezember 2007 auf der GPCA Konferenz in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten hielt.