Neue Infrastruktur für die nachhaltige Transformation von Shell im Rheinland
Meilensteine werden sichtbar im Energy and Chemicals Park
Die Silhouette des Shell Energy and Chemicals Park Rheinland hat sich in den vergangenen Wochen signifikant verändert: Zwei neue Kolonnen ragen nun im südlichen Werkteil Wesseling in den Himmel. Deren Aufstellung, aber auch weitere logistische Großereignisse zeugen von erreichten Meilensteinen des Parks auf dem Weg zu einem Standort mit weniger CO2-Emissionen.
Wer Anfang Februar nahe des Energy- and Chemicals Park in Wesseling unterwegs war, durfte einige spektakuläre logistische Kraftanstrengungen beobachten. Den Auftakt machte die Lieferung eines neuen Transformators. Dieser, sowie weitere mit ähnlichen Abmessungen, die sukzessive geliefert werden, soll künftig das elektrische Hochspannungsnetz optimieren und stabilisieren. Der große graue Kasten hatte eine längere Reise hinter sich, bevor er im Rheinland eintraf: Die Weihnachtstage 2024 verbrachte der Transformator im Hafen Hamburg, wo er nach einer mehrwöchigen Seereise auf der „HMS Copenhagen“ aus Shanghai eintraf.
Tim Leyendecker, Project Manager bei Shell Rheinland: „Dank smarter Planung konnte die Zeit von der Beauftragung bis zur Lieferung der Transformatoren von ursprünglich 36 auf 18 Monate reduziert werden, ohne Kompromisse bei Qualität und Sicherheit einzugehen. Ich bin sehr zufrieden, dass nun auch der letzte große Schritt, die Anlieferung, reibungslos geklappt hat. Nun geht es an die Vervollständigung der Installation.“
Der Fertigung bei Siemens Energy voraus gingen intensive technische Beratungen und extensive Tests, insbesondere mit Blick auf die Ausfallsicherheit bei Blitzeinschlag – ein Thema, auf das Shell beim Projekt zur Verjüngung des Hochspannungsnetzes (Electrical Grid Rejuvenation, EGR) besonderen Wert legte. Schließlich entstehen in den kommenden Jahren mit den 2024 bekanntgegebenen Investitionen in einen neuen 100-MW-Elektrolyseur (REFHYNE II) sowie die neue, mit einem E-Heater betriebene Destillation für Grundöle der Gruppe R3 Anlagenteile, die besonders auf eine stabile Stromversorgung angewiesen sind.
„Wir nehmen es ernst
mit der Transformation."Jan-Peter Groot Wassink, General Manager, Shell Rheinland
Kolonnen für die Grundöl-Anlage
Die Anlieferung des Transformators war nur der Auftakt für weitere außergewöhnliche Transporte. Per Schwertransport wurde eine rund 38 t schwere Stripper-Kolonne angeliefert. Mit 37 m natürlich zu lang für einen üblichen Sattelauflieger, manövrierte das Gefährt mit zusätzlichem Anhänger ans und durchs Werk. Die Kolonne wurde in einer Nachtfahrt vom Sitz des Produzenten in Wilnsdorf im Siegerland nach Wesseling transportiert. Eine Woche später bahnte sich ein Ponton den Weg stromaufwärts. An Bord: Die neue Destillationskolonne, zerlegt in zwei Teile. Endmontiert wäre die Kolonne in einem Stück zu groß, um sie im Werksgelände noch manövrieren zu können. Der Fahrtbeginn war in Kleve, kurz vor der niederländischen Grenze. Vier Tage war der Transport unterwegs, bis er im Rheinland eintraf. Vom Wasser ging es ein kurzes Stück über Straßen bis ins Werk, dann waren die beiden mächtigen Elemente an ihrem Platz. 23 m misst der untere Teil bei einem Gewicht von rund 78 t, das Oberteil bringt sogar 95 t auf die Waage bei einer Länge von 31 m. Die beiden Teile wurden auf bereits vorbereitete Fundamente aufgerichtet und anschließend vor Ort mit einer speziellen Schweißnaht („Golden weld“) verbunden.
General Manager Jan-Peter Groot Wassink zeigte sich anschließend zufrieden: „Mit der erfolgreichen Errichtung setzen wir ein deutliches Zeichen: Wir beweisen einmal mehr, wie ernst wir es mit der Transformation meinen. Wir nehmen uns dabei Produkt für Produkt, Anlage für Anlage vor, um mehr Wert mit weniger Emissionen zu schaffen.“
Neue Silhouette für den Park
Mit Errichtung ragt die Kolonne nun 54 m in die Höhe und prägt die Silhouette des Parks. Beide Kolonnen sind Teil der neuen Grundölanlage, die bis 2028 fertiggestellt werden soll und Grundöle der Gruppe 3 produzieren wird – eine Kategorie besonders hochwertiger Grundöle, die u. a. als Schmierstoffe sowie in der Pharma- und der Kosmetikindustrie zum Einsatz kommen können. Die angestrebte Produktionskapazität an Basisölen der neuen Anlage liegt bei 300.000 t/a, bei einem geschätzten Bedarf an Basisölen von rund 700.000 t in Deutschland und über 3.000.000 t in Europa. Auf Grundlage dieser Annahmen ist die neue Anlage in der Lage, etwa 9 % des EU-Bedarfs oder rund 40 % des deutschen Bedarfs abzudecken. In Deutschland wird sie zum Zeitpunkt der Fertigstellung 2027 die größte Basisöl-Anlage sein, in Europa liegt sie in den Top-10.
Eine technische Besonderheit der neuen Base-Oil-Anlage ist ein innovativer Elektroheizer (E-Heater), der mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird. Diese Technologie, die bei Shell Rheinland erstmals in der petrochemischen Industrie eingesetzt wird, tritt an Stelle einer bis dato bei vergleichbaren Anlagen üblichen Erdgasbefeuerung. Damit verfügt die neue Anlage über einen deutlich besseren CO2-Fußabdruck als vergleichbare Einrichtungen. Zudem reduzieren sich die CO2-Emissionen des Standorts insgesamt durch die Einstellung der Rohölverarbeitung in Wesseling und die Umstellung auf die Produktion von Grundölen um jährlich rund 620.000 t.
Auf dem Weg zu Netto-Null
Die Aktivitäten im Rheinland sind Teil der Strategie, bis 2050 ein Netto-Null-Emissions-Energieunternehmen zu werden. Die Transformationsprojekte zeigen, welche Kraftanstrengungen notwendig sind, um eine traditionelle Industrieanlage mit langer Historie in moderne, nachhaltige Produktionsstätten umzuwandeln. Sie zeigen aber auch, wie dieses Unterfangen gelingen kann: Mit klarem Fokus auf Emissionsarmut und Nachhaltigkeit, sprich: erneuerbare Energien und Feedstocks, aber natürlich auch mit erheblichen Investitionen in innovative Technologien. Klar ist: Nur wenn ökologische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen, wird die Transformation gelingen. (op)
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