Wacker rechnet 2024 mit leicht rückläufigem Umsatz und Ergebnis
Der Gesamtumsatz des Chemiekonzerns belief sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 6,40 Mrd. EUR. Das sind 22% weniger als im Jahr 2022 (8,21 Mrd. EUR). Ausschlaggebend für den Rückgang waren vor allem niedrigere Preise und Absatzmengen.
Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des Geschäftsjahres 2023 belief sich auf 824 Mio. EUR (2022: 2,08 Mrd. EUR). Das ist ein Minus von 60%. Gründe für den Rückgang waren neben niedrigeren Preisen die weiterhin hohen Kosten für Energie in Deutschland sowie hohe Rohstoffkosten weltweit. In Folge des geringeren Umsatzvolumens sank zudem die Auslastung der Produktionsanlagen. Einsparungen aus den laufenden Effizienzprogrammen des Konzerns haben die Ergebnisentwicklung dagegen positiv beeinflusst.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ist aufgrund der oben beschriebenen Effekte um 76% auf 405 Mio. EUR gesunken (2022: 1,68 Mrd. EUR). Die Abschreibungen lagen mit 419 Mio. EUR leicht über Vorjahr (402 Mio. EUR). Das Jahresergebnis 2023 belief sich auf 327 Mio. EUR (2022: 1,28 Mrd. EUR).
Die Dividendenpolitik von Wacker sieht vor, rund 50% des Jahresergebnisses an die Aktionärinnen und Aktionäre auszuschütten. Entsprechend schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung eine Ausschüttung von 3,00 EUR je Aktie vor. Bezogen auf die am 31. Dezember 2023 dividendenberechtigten Aktien entspricht die Bardividende einer Ausschüttungssumme von 149 Mio. EUR.
„Im Jahr 2023 ist der Industriemotor weltweit ins Stottern geraten. Vor allem die chemische Industrie war mit heftigem Gegenwind konfrontiert. Dem konnten auch wir uns nicht entziehen“, bekräftigte Vorstandschef Christian Hartel am Dienstag in München. „Die zu Beginn des Jahres erhoffte Erholung der Nachfrage im zweiten Halbjahr hat nicht stattgefunden. Die Inflationsraten lagen weiterhin auf einem hohen Niveau. Der Preisdruck hat zugenommen. Im internationalen Vergleich waren die Energiepreise in Deutschland weiterhin hoch. Hohe Rohstoffkosten weltweit haben die Branche zusätzlich belastet. Wir konnten daher nicht an die Rekordwerte des Jahres 2022 anknüpfen.“
Mit Blick auf die Erwartungen für das laufende Jahr erläuterte Hartel: „In zahlreichen Anwendungsfeldern prägt die schwache Konjunktur weiterhin das Bestellverhalten unserer Kunden. Während die Nachfrage nach Siliconen in einigen Abnehmerbranchen zum Jahresbeginn gestiegen ist, herrscht vor allem im Baubereich weiterhin Zurückhaltung. Eine nachhaltige Trendwende auf der Nachfrageseite lässt sich daraus noch nicht ableiten.“
Der Umsatz lag in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres daher unter Vorjahr. Insgesamt wird Wacker im 1. Quartal voraussichtlich einen Konzernumsatz in der Größenordnung von 1,5 Mrd. EUR erwirtschaften. Beim EBITDA geht das Unternehmen für das 1. Quartal von einem Wert auf dem Niveau des Vorquartals aus.
Für das Gesamtjahr rechnet Wacker, dass sich das Geschäft im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig entwickeln wird. Der Umsatz wird voraussichtlich in der Bandbreite von 6 bis 6,5 Mrd. EUR liegen. Das EBITDA wird voraussichtlich bei 600 bis 800 Mio. EUR. Dabei geht das Unternehmen von steigenden Absatzmengen aus. „Sollte es im Jahresverlauf zu einer Erholung der Konjunktur kommen, gibt es weiteres Potential für höhere Absatzmengen“, kommentierte Hartel. Die Ergebnisentwicklung wird vor allem durch niedrigere Absatzpreise gebremst.
Wacker reagiert mit einer erhöhten Kostendisziplin auf das schwache Marktumfeld. „Wir verfolgen vorerst eine restriktive Personalpolitik, verschlanken Prozesse und sparen bei unseren Sachkosten“, erläuterte Hartel. „Mittel- und langfristig blicken wir optimistisch in die Zukunft“, bekräftigte der Vorstandschef. „Wacker ist strategisch und finanziell gut aufgestellt. An unseren Wachstumszielen bis zum Jahr 2030 halten wir unverändert fest."
Bis zum Jahr 2030 soll der Umsatz auf mehr als 10 Mrd. EUR steigen. Die EBITDA-Marge soll bei über 20% liegen. „Um unsere Ziele zu erreichen, haben wir drei Hebel“, so Hartel. „Erstens: Mit unserem Produktportfolio adressieren wir globale Megatrends. Ob erneuerbare Energien, Elektromobilität oder Digitalisierung: Mittel- und langfristig werden diese Trends unser Geschäft weitertreiben. Zweitens: Wir bauen unser Produktionsnetzwerk weltweit aus und investieren so konsequent in unser künftiges Wachstum. Drittens: Nachhaltigkeit ist für uns ein Geschäftsmodell. Den Anteil unseres nachhaltigen Produktportfolios bauen wir stetig aus.“ Entscheidend dabei seien das Know-how und Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Wacker, so Hartel weiter. „Sie sind es, die unsere Produkte stetig weiterentwickeln, den Ausbau unseres Produktionsnetzwerkes weltweit vorantreiben und an unserer Nachhaltigkeit arbeiten. Sie sind die Grundlage für unseren künftigen Erfolg.“
Ausblick
Wacker erwartet für das Jahr 2024 auf Grund des weiterhin schwachen Marktumfeldes, dass sich das Geschäft leicht rückläufig entwickeln wird. Das Unternehmen rechnet mit niedrigeren Absatzpreisen, aber steigenden Absatzmengen und positiven Produktmixeffekten in den Chemiebereichen. Währungseffekte werden sich vermutlich leicht negativ auf den Umsatz auswirken.
Insgesamt geht Wacker von einem leichten Umsatzrückgang in allen Regionen aus. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatz in der Bandbreite von 6 Mrd. EUR bis 6,5 Mrd. EUR. Das EBITDA wird zwischen 600 Mio. EUR und 800 Mio. EUR erwartet. Die EBITDA-Marge wird voraussichtlich deutlich unter dem Vorjahr liegen, die Investitionen leicht unter dem Wert des Vorjahres. Dabei werden die Investitionen die Abschreibungen, die sich 2024 voraussichtlich auf 450 Mio. EUR belaufen werden, deutlich übertreffen. Beim Jahresüberschuss rechnet das Unternehmen mit einem Wert deutlich unter Vorjahr. Die Nettofinanzschulden werden voraussichtlich steigen. Der Netto-Cashflow wird sich 2024 aller Voraussicht nach im negativen Bereich und deutlich unter dem Vorjahr bewegen.