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Wacker verzeichnet schwache Nachfrage im Chemiegeschäft

27.07.2023 - Die Wacker Chemie verzeichnet im 2. Quartal 2023 wegen des anhaltend schwierigen Marktumfelds einen Rückgang bei Umsatz und Ergebnis. Der Chemiekonzern erwirtschaftete im Berichtsquartal Umsatzerlöse in Höhe von 1,75 Mrd. EUR (Q2 2022: 2,17 Mrd. EUR). Das ist ein Minus von 19%. Ausschlaggebend für diesen Rückgang waren in erster Linie geringere Absatzpreise und -mengen. Währungseffekte haben den Umsatz ebenfalls gemindert. Gegenüber dem Vorquartal (1,74 Mrd. EUR) erhöhten sich die Erlöse dagegen um 1%.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) summierte sich im 2. Quartal 2023 auf 256 Mio. EUR. Es blieb damit um 59% unter dem Vorjahreswert (626 Mio. EUR). Maßgeblich für den Rückgang waren niedrigere Absatzmengen und Preise sowie eine teilweise geringere Auslastung der Produktionsanlagen. Negativ ausgewirkt haben sich zudem die nach wie vor hohen Preise für Energie und Rohstoffe. Für das Berichtsquartal ergibt sich im Wacker-Konzern eine EBITDA-Marge von 14,6% (Q2 2022: 28,8 Pro-zent). Im Vorquartal hatte sie 16,1% betragen.

Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich im Berichtsquartal auf 153 Mio. EUR. Das sind 71% weniger als vor einem Jahr (529 Mio. EUR) und entspricht einer EBIT-Marge von 8,7% (Q2 2022: 24,3%). Das Periodenergebnis des 2. Quartals 2023 summierte sich auf 119 Mio. EUR (Q2 2022: 391 Mio. EUR) und das Ergebnis je Aktie beträgt 2,40 EUR (Q2 2022: 7,67 EUR).

Mit Blick auf die anhaltend schwache Nachfrage in zahlreichen Anwenderbranchen, den andauernden Lagerabbau auf Kundenseite sowie die im Jahresvergleich niedrigeren Preise für viele Produktgruppen hat Wacker seine Erwartungen für das Geschäftsjahr 2023 am 18. Juli angepasst. Das Unternehmen rechnet nun mit einem Umsatz in der Bandbreite von 6,5 Mrd. EUR bis 6,8 Mrd. EUR (bisherige Prognose: 7 Mrd. EUR bis 7,5 Mrd. EUR). Das EBITDA wird im Gesamtjahr 2023 voraussichtlich zwischen 800 Mio. EUR und 1,0 Mrd. EUR liegen (bisherige Prognose: 1,1 Mrd. EUR bis 1,4 Mrd. EUR).

„Die Dynamik der Weltwirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten deutlich abgeschwächt. Dem konnte sich auch Wacker nicht entziehen. In der ersten Jahreshälfte haben wir unsere starken Vorjahreswerte sowohl im Konzernumsatz als auch beim EBITDA nicht erreicht“, sagte Konzernchef Christian Hartel am Donnerstag in München. Zahlreiche Marktexperten hätten für das zweite Halbjahr 2023 mit einer stärkeren Nachfrage gerechnet – eine Annahme, die auch Bestandteil der Prognose von Wacker war. Bislang sei, so wie bei zahlreichen anderen Chemieunternehmen auch, eine Erholung allerdings nicht erkennbar.

„Im Chemiegeschäft sieht sich der überwiegende Teil unserer Kunden weiterhin einer stagnierenden Nachfrage gegenüber. In unserem Solargeschäft haben sich die Absatzmengen nach einem schwachen Jahresstart im 2. Quartal zwar positiv entwickelt, gleichzeitig beobachten wir hier derzeit aber einen Preisrückgang bei Solarsilicium in China. Im Biotechnologiegeschäft wird die Ergebnisentwicklung in diesem Jahr einmal mehr durch hohe Investitionen in weiteres Wachstum belastet. Für alle Bereiche gilt: Hohe Energiepreise und Inflationsraten bremsen weiterhin die Entwicklung“, so Hartel weiter.

Mittel- und langfristig sei Wacker jedoch gut aufgestellt, betonte Hartel. „Mit unserer Strategie 2030 haben wir ein klares Ziel vor Augen: Mehr Tempo beim Wachstum, eine hohe Profitabilität und eine erhöhte Widerstandskraft in Zeiten des permanenten Wandels.“ Ein wichtiger Baustein, um diese Ziele zu erreichen, seien Investitionen in künftiges Wachstum. Hier halte das Unternehmen weiterhin einen klaren Kurs, hob der Konzernchef hervor. „Im abgelaufenen Quartal haben wir unsere Investitionen in den weltweiten Ausbau unserer Kapazitäten gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert“, sagte Hartel.

Abgeschlossen wurde im Berichtsquartal beispielsweise der Bau eines neuen Sprühtrockners und eines neuen Reaktors für Dispersionen am chinesischen Standort Nanjing. Die Produktionskapazitäten in Nanjing haben sich dadurch mehr als verdoppelt. Auch der Ausbau des Biotechnologiegeschäfts wurde weiter vorangetrieben. Im Mai hat Wacker das im spanischen León ansässige Unternehmens ADL BioPharma, einen Auftragshersteller für die Lebensmittel-, Pharma- und Konsumgüterindustrie, übernommen. „Mit dieser Akquisition kommen wir den Wachstumszielen für unsere Life-Science-Sparte einen entscheidenden Schritt näher“, sagte Hartel. “Auch im Polysiliciumgeschäft investieren wir. In Burghausen bauen wir eine neue Produktionslinie zur Reinigung von Polysilicium in Halbleiterqualität. Als einziger europäischer Hersteller von hochreinem Polysilicium sind wir stolz darauf, mit diesem Vorhaben einen wichtigen Betrag zu leisten, die europäische Wertschöpfungskette in der Mikroelektronik zu stärken“, erläuterte der Konzernchef.

Investitionen und Netto-Cashflow
Die Investitionen des Konzerns beliefen sich im 2. Quartal 2023 auf 145 Mio. EUR (Q2 2022: 100 Mio. EUR) und liegen somit um 45% über dem Vorjahreswert. Die Mittel gingen schwerpunktmäßig in den Kapazitätsausbau in den Chemiebereichen, weitere Investitionen flossen unter anderem in Erweiterungsmaßnahmen für Biopharmazeutika.

Der Netto-Cashflow des Berichtsquartals belief sich auf -99 Mio. EUR nach 96 Mio. EUR im 2. Quartal 2022. Hier wirkten sich in erster Linie die höheren Investitionen sowie die Akquisition des Unternehmens ADL BioPharma in León, Spanien aus.

Mitarbeiter
Die Zahl der bei Wacker weltweit Beschäftigten ist im Berichtsquartal gestiegen. Zum Stichtag 30. Juni 2023 waren im Konzern 16.358 (30. März 2023: 15.877) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. An den Wacker-Standorten in Deutschland arbeiteten zum Ende des Berichtsquartals 10.569 (31.März 2023: 10.490) Beschäftigte, an den in-ternationalen Standorten waren es 5.789 (31. März 2023: 5.387) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Ausblick
Wacker hat seine Einschätzungen zur voraussichtlichen Entwicklung des Unternehmens im laufenden Jahr im Prognosebericht des Geschäftsberichts 2022 ausführlich dargestellt. Mit Blick auf die anhaltend schwache Nachfrage seitens der Kunden in zahlreichen Anwenderbranchen, den anhaltenden Lagerabbau auf Kundenseite sowie die im Jahresvergleich niedrigeren Preise für viele Produkte hat Wacker am 18. Juli 2023 die Prognose für das laufende Geschäftsjahr angepasst.

Wie bereits gemeldet, geht das Unternehmen davon aus, dass wesentliche finanzielle Steuerungskennzahlen im Geschäftsjahr 2023 voraussichtlich schwächer ausfallen werden als bislang prognostiziert. Viele Marktexperten hatten für das zweite Halbjahr mit einer stärkeren Nachfrage gerechnet – eine Annahme, die auch Bestandteil bisheriger Prognosen war. Bislang ist eine Erholung jedoch nicht erkennbar.

Wacker geht nun davon aus, dass der Konzernumsatz des Geschäftsjahres 2023 voraussichtlich in der Bandbreite von 6,5 Mrd. EUR bis 6,8 Mrd. EUR liegen wird (bisherige Prognose: 7 Mrd. EUR bis 7,5 Mrd. EUR). Das EBITDA des Gesamtjahres wird nun zwischen 800 Mio. EUR und 1,0 Mrd. EUR erwartet (bisherige Prognose: 1,1 Mrd. EUR bis 1,4 Mrd. EUR). Die EBITDA-Marge erwartet der Konzern unverändert deutlich unter Vorjahr. Der ROCE wird nun voraussichtlich unter den Kapitalkosten liegen (bisherige Prognose: über den Kapitalkosten, aber deutlich geringer als im Vorjahr). Nicht geändert haben sich die Prognosen für die Investitionen, den Netto-Cashflow, die Netto-Finanzschulden und die Abschreibungen.

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