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Chemiepark Knapsack investiert kräftig in die Logistik

Standortbetreiber steigert Budget in die Bahninfrastruktur erheblich

21.03.2023 - So wichtig der Schienenverkehr für Anlagenbetreiber in der Chemie- und Prozessindustrie ist, viele stellt er vor einige Herausforderungen. Das gilt sowohl für die eigenen als auch für öffentliche Strecken.

Europaweit an Nummer 5, weltweit auf Rang 11: Der Chemie-Standort NRW nimmt gemessen am Umsatz einen der vorderen Plätze ein. Grund hierfür ist u.a. seine Lage in der Mitte Europas und sein dichtes Verkehrsnetz auf Straßen, Schienen und Wasserwegen. Insbesondere der Bahn kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Denn viele chemische Güter dürfen nicht über die Straße transportiert werden. Auch die Politik unterstützt den Ausbau des Schienenverkehrs, denn nur mit ihm sind die geplanten CO2-Einsparungen bis 2035 machbar.

Investitionen in diese Infrastruktur sind daher nicht nur wünschenswert, sondern notwendig. Bei der Umsetzung ruckelt es jedoch häufig. Der Neubau des elektronischen Stellwerks (ESTW) „Linke Rheinseite“ führt seit Ende 2022 zu diversen Streckensperrungen – mit weitreichenden Folgen für viele Produzenten in der Region. Sie wurden kurzfristig oder zu spät informiert, es kam mehrfach zu Beschwerden bei der Bundesnetzagentur. „Wir befürworten und unterstützen Investitionen in unsere wichtige, öffentliche Verkehrsinfrastruktur. Denn nur so können wir sie erhalten und ausbauen“, sagt Marcel Schäfer. Er ist Eisenbahnbetriebsleiter und Teamleiter Transport/Support/Verkehrswege bei Standortbetreiber Yncoris im Chemiepark Knapsack sowie im VCI-Arbeitskreis Werkeisenbahnen aktiv. „Solche Baumaßnahmen gleichen im dichten Verkehrsnetz von NRW allerdings Operationen am offenen Herzen. Ein durchdachtes Baumanagement ist daher unabdingbar, damit die empfindlichen Versorgungsketten so wenig wie möglich gestört werden.“

Viele Anlagenbetreiber im Chemiepark Knapsack sind auf den regelmäßigen An- und Abtransport von Edukten und Produkten über die Schiene angewiesen. Alternativen über andere Verkehrswege sind entweder aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht möglich oder durch die hohe Auslastung bereits weitgehend ausgereizt. „Es gibt Bahnverkehre, die nicht einfach eingestellt oder auf Straße umgestellt werden können“, erklärt Schäfer. „Auch gefährliche Güter, wie gewisse Sprengstoffe, Propan und Flusssäure, dürfen nur auf Straßen befördert werden, wenn der Transport mit Eisenbahn oder Binnenschiffen nicht möglich ist.“ Der Unmut der Industrieunternehmen kam an. DB Netz stimmt sich nun regelmäßig mit den betroffenen Industrieunternehmen rund um Köln ab, damit die empfindlichen und teilweise essenziell nötigen Versorgungsketten nicht abreißen und Zugausfälle auf ein Minimum reduziert werden.

Interner Schienenverkehr: notwendig, aber kostenintensiv

Der Schienenverkehr bildet nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der Werksgrenzen einen bedeutenden Transportweg. Allerdings gehört die Instandhaltung der Infrastruktur und der Loks für viele Unternehmen nicht zum Kerngeschäft. Der Aufwand hierfür steht zudem häufig nicht im Verhältnis zum eigentlichen Rangieraufkommen. Hinzu kommt, dass es sich bei geringem Rangieraufkommen oft nicht lohnt, eigenes Personal auszubilden, bereitzustellen und permanent zu schulen. „Wir stellen einen steigenden Bedarf an eisenbahnlogistischen Dienstleistungen außerhalb unseres Chemieparks fest“, so Schäfer. Er stellt daher nicht nur den Eisenbahnbetriebsleiter für andere Unternehmen, sondern übernimmt mit seinem Team auch Lok-Wartungen und Reparaturen, Gleis- und Weichenpflege und den innerbetrieblichen Rangierbetrieb. Dazu hat der Standortbetreiber zwei spezielle Zwei-Wege-Fahrzeuge angeschafft, die sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene unterwegs sein können und so in einem Umkreis von rund 50 km beim Ausfall einer Lok, Personalengpässen oder als Ergänzung eigener Kapazitäten einschließlich erfahrenem Fachpersonal gebucht werden können.

Bert Nöhre, Eisenbahnbetriebsleiter bei Orion Engineered Carbons, ist einer der Kunden: „Vor rund drei Jahren hatten wir plötzlich ein Problem mit unserem Fahrzeug und haben nach einem Dienstleister gesucht, der uns rasch aushelfen kann. Prompt haben wir von Yncoris Unterstützung bekommen. Seitdem läuft es. Die Kollegen sind außerordentlich flexibel und hilfsbereit.“

Chemiepark Knapsack: Bahn als Basis

Im heimischen Chemiepark investiert der Standortmanager kräftig in die Logistik. So stieg das Reparatur- und Investitionsbudget in die Bahninfrastruktur in diesem Jahr um 40 %. Ein stolzer Betrag vor dem Hintergrund, dass das Unternehmen 2022 zwei neue Loks mit einem Investitionsvolumen von allein mehr als 3 Mio. EUR in Betrieb nahm. Insgesamt betreut das Team in Knapsack rund 20 km Schiene, 80 Weichen, sieben Schienenfahrzeuge und ein elektronisches Stellwerk. Auch personell verstärkte sich das Team mit einem Manager Bahnlogistik. Schäfer: „Wir können auf die Unterstützung unserer Geschäftsleitung zählen, die im Schienenverkehr eine wichtige Basis für die Produktion vor Ort sieht.“ Erst im letzten Jahr hat ein Standortpartner eine zusätzliche Bahnverladung im Chemiepark Knapsack mit Unterstützung der Betreibergeselllschaft in Betrieb genommen.

Bei ihren Investitionen haben die Experten im Chemiepark sowohl nachhaltige als auch digitale Trends im Blick. So stoßen die neuen Loks jeweils 35 % weniger CO2 aus als die bisherigen Modelle. Bei Investitionen in die Gleisinfrastruktur setzen sie nachhaltige, langlebige Werkstoffe ein, die teilweise mit Partnern aus der Chemie entwickelt wurden. So hat das Unternehmen ein Patent auf Kunststoffkleineisen für die Befestigung von Schienen entwickelt. In der weiteren Investitionsplanung ist u.a. ein digitales Dispositionstool. „Den Zustand unserer Infrastruktur und den unserer Kunden analysieren wir schon jetzt digital“, so Schäfer. „Doch die großen globalen Themen treiben auch uns um. Schließlich soll die Schiene auch in Zukunft attraktiv und wirtschaftlich bleiben – im Chemiepark Knapsack, aber auch außerhalb.“

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