OQ Chemicals: Volle Konzentration auf Oxo-Chemikalien
Monheimer Chemieunternehmen erweitert Führungsteam und fokussiert Wachstumsstrategie
OQ Chemicals ist mit eigenen, patentierten Produktionstechnologien einer der führenden Hersteller von Oxo-Chemikalien weltweit. Die bis 2020 als Oxea bekannte Chemietochter des omanischen Staatsunternehmens OQ beschäftigt rund 1.400 Mitarbeiter und betreibt Produktionsanlagen an sechs Standorten in Europa, den USA und Asien. Im September 2021 kamen kurzzeitig Spekulationen auf, wonach OQ erwäge, das deutsche Tochterunternehmen mit Sitz in Monheim am Rhein zu verkaufen. Nun erhielt OQ Chemicals im November 2021 mehr Eigenständigkeit und verändert mit einem neuen Führungsteam auch seine Organisationsstruktur und seine strategische Ausrichtung. Michael Reubold befragte OQ Chemicals-Geschäftsführer und CEO Oliver Borgmeier zu den Neuerungen und den zukünftigen Zielen.
CHEManager: Herr Borgmeier, seit der Integration in den OQ-Konzern war es relativ still um Ihr Unternehmen. Wie sieht die Zukunft von OQ Chemicals aus?
Oliver Borgmeier: OQ Chemicals hat großes Potenzial. Es ist richtig, dass mit der Zugehörigkeit zum OQ-Konzern seit 2019 vieles an Kommunikation über die Konzernmutter gelaufen ist. Im November 2021 erhielten wir als OQ Chemicals wieder mehr Eigenständigkeit und konnten uns auch dementsprechend organisatorisch neu aufstellen. Deswegen werden Sie in Zukunft wieder mehr über OQ Chemicals im Speziellen hören.
Zum Jahresende 2021 gab es einige Veränderungen, sowohl personell als auch organisatorisch.
O. Borgmeier: Ja, im neuen Leitungsteam von OQ Chemicals finden Sie einige bekannte, aber auch neue Gesichter. Alle verfügen über langjährige Erfahrung in der Chemieindustrie, die Mehrheit speziell im Oxo-Bereich. Dies macht uns stark, da sich hier Erfahrung mit neuen Ideen paaren kann. Mit David Faust und Kyle Hendrix haben zum Beispiel zwei neue Executive Vice Presidents die Verantwortung für die beiden Segmente Oxo Intermediates und Oxo Performance Chemicals übernommen, in die unser Produktportfolio jetzt eingeteilt ist.
Beim Aufbau der neuen Organisation haben wir sowohl aus den Erfahrungen unserer Zeiten bei Oxea als auch im OQ-Konzern geschöpft. Damit sehen wir uns bestens gerüstet, auch in Zukunft das zu tun, was wir am besten können: Oxo-Chemikalien herzustellen und diese weltweit zu vertreiben.
Die strategischen Eckpfeiler, auf die wir bauen werden, sind die Stärkung der Oxo Intermediates, das Wachstum der Oxo Performance Chemicals und das Voranbringen funktionaler Exzellenz. Unsere eigenständigen Investitionen und Projekte werden sich hierauf konzentrieren, um langfristig erfolgreich zu sein. Ein gesunder Cashflow steht ebenso im Fokus wie die Bereitschaft, selektiv zu investieren. Ich habe hier volles Vertrauen in OQ Chemicals, unsere Mitarbeiter und die Zukunft unseres Geschäfts: Wir sind bestens gewappnet.
Was bedeutet die Aufteilung Ihres Produktportfolios in Oxo Intermediates und Oxo Performance Chemicals für Ihre Kunden?
O. Borgmeier: Mit der Aufteilung können wir die Bedürfnisse unserer Kunden genauer erfassen und noch besser darauf eingehen. Diese können zum Teil sehr unterschiedlich sein. Während es sich bei den Oxo Intermediates mehrheitlich um Basischemikalien handelt, geht es bei Oxo Performance Chemicals, unseren früheren Oxo-Derivaten, eher um Spezialchemikalien mit einem unterschiedlichen Anwendungsprofil und anderen Märkten. Kunden der Oxo Intermediates und Oxo Performance Chemicals haben andere Anforderungen an uns, auf die wir uns so besser konzentrieren können.
Deswegen haben wir uns auch für eine Umbenennung des Bereichs Oxo-Derivate in Oxo Performance Chemicals entschlossen, denn hier wird unser Fokus stark auf Wachstum liegen, damit wir die Nachfrage unserer Kunden langfristig bedienen können. Im Bereich der Oxo Intermediates hingegen wird unser Fokus auf Stabilität und der guten Verfügbarkeit großvolumiger Produkte liegen.
Welche Produkte und Märkte dieser beiden Segmente haben sich besonders gut entwickelt?
O. Borgmeier: Das Geschäftsjahr 2021 haben wir sehr erfolgreich abgeschlossen – trotz erschwerter Bedingungen durch zum Beispiel die Coronapandemie und regionaler Herausforderungen bei Logistik und Verfügbarkeiten. Hier hat sich das Leistungsvermögen von OQ Chemicals gezeigt, auch in schwierigen Zeiten hervorragende Geschäftsergebnisse zu erzielen.
Der Erfolg wurde im Bereich der Oxo Intermediates unter anderem durch eine starke Nachfrage nach n-Butanol in den USA getragen. In Europa konnten wir auf die gute Vernetzung und Integration unserer eigenen Wertschöpfungskette aufbauen, um den insgesamt hohen Bedarf an Oxo Intermediates zu bedienen.
Im Bereich der Oxo Performance Chemicals war der Bedarf an Säuren in 2021 auf einem gleichbleibend hohen Level. Bei TCD Alkohol DM haben wir jüngst eine Kapazitätserweiterung abgeschlossen, so dass wir jetzt wieder voll durchstarten können.
Wie schätzen Sie die künftige Nachfrageentwicklung auf Ihren Absatzmärkten ein?
O. Borgmeier: Wir richten uns auf eine steigende Nachfrage speziell bei den Oxo Performance Chemicals ein und investieren hier auch verstärkt in Kapazitätserweiterungen. Bei Carbonsäuren sehen wir weltweit eine hohe Nachfrage für Basisöle im Schmierstoffbereich, aber auch andere Märkte entwickeln sich erfreulich. Die erste Stufe beim Ausbau unserer Kapazitäten für Carbonsäuren wird bis Ende 2023 abgeschlossen sein und wir planen mit Erweiterungen in den darauffolgenden Jahren.
Bei TCD Alkohol DM sehen wir sehr gute Entwicklungen, getrieben durch Anwendungen in neuen Technologien im Elektronikbereich, wie zum Beispiel Touchpanels.
Das Hauptgewicht Ihres künftigen Wachstums liegt bei den Oxo Performance Chemicals. Wie fördern Sie das Wachstumspotenzial?
O. Borgmeier: Wichtig sind hier die Carbonsäuren, für die wir ein weltweit führender Anbieter sind. Unsere Investitionen in Säurekapazitäten spiegeln dies wider. Unser Hauptaugenmerk liegt auf Investitionen in Produkte und Technologien, bei denen wir bereits führend sind. Wir werden aber auch den Blick auf andere Technologien haben, auf Basis derer wir unser Produktportfolio erweitern können.
Viele Entwicklungen werden in den nächsten Jahren durch neue Gesetzgebungen, wie der EU-Taxonomie und politischen Entscheidungen geprägt werden, speziell in Europa. Wir verfolgen diese Entwicklungen sehr genau und werden den Markt mit geeigneten Produkten bedienen. Auf dem Weg zur Klimaneutralität bieten wir unseren Kunden schon jetzt ISCC Plus-zertifizierte Produkte an, bei denen wir eine verstärkte Nachfrage feststellen.
Beinhaltet Ihre Strategie auch die Herstellung biobasierter Chemikalien?
O. Borgmeier: Wir können unseren Kunden bereits heute Produkte anbieten, die auf alternativen Rohstoffen basieren. Der globale Markt ist jedoch in diesem Bereich sehr preissensitiv und muss sich weiterentwickeln, auch durch die Nachfrage der Endverbraucher. Hier stehen unsere Lieferanten, Kunden und auch wir noch am Anfang des Weges.
Wir engagieren uns stark beim Thema Nachhaltigkeit und wollen aktiv unseren Beitrag dazu leisten. Unser Handeln heute wird langfristig unsere Erfolgschancen als Unternehmen bestimmen. So haben wir jüngst unsere deutschen Standorte in Oberhausen und Marl und das Hauptquartier in Monheim nach ISCC Plus zertifizieren lassen.
„Unser Handeln heute wird langfristig
unsere Erfolgschancen
als Unternehmen bestimmen.“
Generell ist das Thema Nachhaltigkeit ein essenzieller Bestandteil unserer Strategie. Im Bereich der Umweltthemen ist die Senkung der Treibhausgasemissionen ein wichtiges Thema, welches uns in den nächsten Jahren begleiten wird. Unser Ziel ist es, mittel- und langfristig klimaneutral zu werden. Dazu haben wir im Jahr 2021 ein konzernweites Projekt namens „Reduce“ initiiert; erste Maßnahmen hieraus werden in 2022 bereits umgesetzt.
Sie haben funktionale Exzellenz erwähnt – was verstehen Sie darunter?
O. Borgmeier: Mit funktionaler Exzellenz bezeichnen wir nicht nur unseren eigenen Anspruch auf hohe Qualität in der Produktion – wir beziehen das auf alle Unternehmensbereiche bei OQ Chemicals. Es geht darum, Chancen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. So kann es in der Produktion darum gehen, Prozesse zu digitalisieren, während es zum Beispiel im Bereich „People“ Potenzial geben kann, unsere Abläufe international zu verbessern. Die verschiedenen Zielrichtungen, Leistungsindikatoren und Maßnahmen haben wir bereits erarbeitet und werden sie sukzessive implementieren beziehungsweise umsetzen.
Wie beeinflusst das gegenwärtige Marktumfeld mit hohen Energiepreisen und Lieferengpässen bei manchen Rohstoffen Ihr Geschäft?
O. Borgmeier: Die aktuelle Situation ist ein Problem, das die gesamte Industrie weltweit betrifft. Durch vertragliche Absicherungen versuchen wir, die Auswirkungen auf unsere Kunden so gering wie möglich zu halten. Die Nachfrage nach unseren Produkten ist nach wie vor hoch. Wir arbeiten daran, entlang der Wertschöpfungskette Lösungen zu finden, um unsere Kunden auch 2022 bestmöglich zu versorgen.
Das Interview mit Oliver Borgmeier, Geschäftsführer und CEO von OQ Chemicals führte Michael Reubold, CHEManager
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ZUR PERSON
Oliver Borgmeier ist Geschäftsführer und CEO von OQ Chemicals (früher Oxea). Er studierte Chemie und promovierte 1998 an der RWTH Aachen. Borgmeier verfügt über umfangreiche Produktions-, Führungs- und Vertriebserfahrung in der chemischen Industrie aus früheren verantwortlichen Positionen u.a. bei EC Erdoelchemie (heute Ineos Köln), GE Bayer Silicones (heute Momentive) und Celanese.
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OQ Chemicals: Executive Vice Presidents erläutern Ihre Ziele
Mit David Faust und Kyle Hendrix verstärken seit November 2021 zwei neue Executive Vice Presidents das Führungsteam von OQ Chemicals. Faust ist als Executive Vice President für das neue Segment Performance Chemicals zuständig, während Hendrix in gleicher Position das Segment Oxo Intermediates verantwortet. Beide verfügen über umfangreiche Erfahrung in in Produkt- und Supply-Chain-Management, Geschäftsentwicklung sowie Marketing und Vertrieb. Faust hat einen Abschluss in internationaler Betriebswirtschaft von der University of Westminster, London, und war knapp 14 Jahre für Celanese und viereinhalb Jahre für Covestro tätig, bevor er Mitte 2020 zu OQ nach Monheim wechselte. Hendrix hat einen MBA von der University of Dallas, Texas, und kam Ende 2008 vom Chemiedistributor Brenntag zu Oxea, dem Vorgängerunternehmen von OQ Chemicals. Er hat sein Büro in Houston, nicht weit vom US-Standort Bay City entfernt.
Stabilität und Verfügbarkeit
Kyle Hendrix: Im Bereich der Oxo Intermediates wird unser Fokus auf Stabilität und der guten Verfügbarkeit großvolumiger Produkte liegen. Hier dreht sich vieles um effiziente Prozesse und Abläufe, um die Produkte für unsere Kunden bereit zu stellen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Marktentwicklung von zum Beispiel den Propyls, die in ihrem Anwendungscharakter eher dem Spezialgeschäft ähneln. Wir planen, unser Produktportfolio um sogenannte „low environmental footprint“-Produkte zu erweitern. Hierbei werden petrochemische Rohstoffe durch zum Beispiel biobasierte ersetzt. Das kann einen großen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck eines Produktes, den „product carbon footprint“, haben.
Wachstum und Nachhaltigkeit
David Faust: Bei den Oxo Performance Chemicals liegt unser Fokus auf Wachstum. Wichtige Bausteine sind Investitionen in unsere Produktionskapazitäten, damit wir die Nachfrage der internationalen Märkte auch zukünftig bestmöglich bedienen können. Dazu zählen zum Beispiel Maßnahmen wie der laufende Aufbau von Kapazitäten im Bereich der Carbonsäuren oder die Erweiterung bei TCD Alkohol DM.
Und wir werden in Zukunft auch bei den Oxo Performance Chemicals mehr Produkte im Portfolio haben, die eine Alternative zu herkömmlichen, auf fossilen Rohstoffen basierenden Produkten darstellen. So haben wir durch unsere ISCC Plus-Zertifizierung der Standorte in Monheim, Marl und Oberhausen schon jetzt die Voraussetzungen geschaffen, um in unserer Produktion Rohstoffe aus erneuerbaren Quellen zu verarbeiten.
Unsere Stärken liegen auf dem Gebiet der Oxo-Technologie. Bei all unseren Aktivitäten werden wir aber auch stets den Blick auf neue Technologien haben, die zu uns passen.