Chemie & Life Sciences

Metallsalzkompetenz für industrielle Anwendungen

Dr. Paul Lohmann bereitet den Weg zur Optimierung und zum Ausbau der Geschäfte

15.09.2021 - Interview mit Jürgen Lohmann, dem Geschäftsführer von Dr. Paul Lohmann

Das Portfolio des mittelständischen, inhabergeführten Entwicklers und Herstellers von Mineral- und Metallsalzen, Dr. Paul Lohmann mit Hauptsitz in Emmerthal, umfasst über 400 verschiedene Salze in über 7.000 unterschiedlichen Spezifikationen. Die Anwendungsbereiche der Spezialsalze sind vielfältig und umfassen die Bereiche Pharma, Biopharma, Nahrungsergänzungsmittel, Tierernährung, Lebensmittel, Kosmetik und industrielle Anwendungen. Kürzlich wurde bei Dr. Paul Lohmann ein neuer Markenauftritt im Geschäftsbereich Industrielle Anwendungen eingeführt. Birgit Megges befragte hierzu Jürgen Lohmann, den Geschäftsführer des Unternehmens.

CHEManager: Herr Lohmann, in Ihrem Unternehmen stehen Neuerungen im Geschäftsbereich Industrielle Anwendungen an. Wie fügt sich dieser Bereich ins Gesamtunternehmen ein und welchen Anteil trägt er an ihrem Geschäft?

Jürgen Lohmann: Der Geschäftsbereich Industrielle Anwendungen ist einer von insgesamt drei Geschäftsbereichen von Dr. Paul Lohmann, neben Pharma, der auch Kosmetik und Biopharma umfasst, und Lebensmitteln, der Nahrungsergänzungsmittel und Tierernährung einschließt. Industrielle Anwendungen machen derzeit knapp 20 % unseres Gesamtumsatzes aus. Es ist weniger der interne Vergleich mit den anderen Geschäftsbereichen, als vielmehr das Wachstumspotenzial, das uns veranlasst, diesen Bereich gezielt auszubauen und mit dem Markennamen Lohtragon eine unverkennbare Identität zu geben. Unser Leitmotiv, gleichbleibend hohe Qualität der Mineral- und Metallsalze mit kontinuierlichen Innovationen und höchstmöglicher Kundenorientierung zu verknüpfen, bleibt die Basis für unsere weiteren Anstrengungen.

Wie sieht die Neuausrichtung aus und welche Gründe stecken dahinter?

J. Lohmann: Seit dem 1. September tritt unser Geschäftsbereich Industrielle Anwendungen für rund 60 Produkte unter dem Markennamen Lohtragon am Markt auf. Um es mit den Worten von Melissa Wlost zu sagen, die für die Markeneinführung innerhalb des Geschäftsbereichs verantwortlich ist, vereinen wir mit der Marke Lohtragon unser Know-how und die Kompetenzen in der Herstellung, Optimierung und Entwicklung von Metallsalzen mit dem Ziel, noch stärker auf die spezifischen Anforderungen unserer industriellen Kunden ausgerichtet zu sein. Im Grunde handelt es sich nicht um eine Neuausrichtung, sondern vielmehr um eine Fokussierung. Der Markenauftritt unterstreicht also unser Bestreben, diesen Geschäftsbereich im Rahmen der Value-Added-Strategie des Gesamtunternehmens aktiv zu gestalten.  

Wie werden sich die Änderungen auf Ihre Kunden auswirken?

J. Lohmann: Wir sind überzeugt, dass wir durch den Markenauftritt von Lohtragon noch gezielter auf die Anforderungen unserer Kunden eingehen und ihnen durch unsere Metallsalzkompetenz einzigartige Problemlösungen in ihrem Anwendungsbereich bieten können. Für unsere bestehenden Kunden bleiben deren bewährte Produktqualitäten selbstverständlich vollumfänglich weiter verfügbar. Insbesondere Interessenten profitieren von der klaren Ausrichtung auf ein bewährtes Standardportfolio und dem zielgerichteten Zugriff auf individuelle Produktoptimierungen. Mit diesem Portfoliomix unter dem Dach Lohtragon werden wir auch die Serviceleistungen für unsere Kunden weiter optimieren, zum Beispiel im Hinblick auf Reaktivität auf Kundenanfragen, eindeutige Produktempfehlungen und Produktverfügbarkeiten. Mit António Neto, der für den technischen Vertrieb zuständig ist, steht direkt ein Experte für die kompetente Beratung zur Verfügung.

Gerade im industriellen Bereich sind die Einsatzgebiete sehr vielfältig. Können Sie die Hauptgeschäftsfelder benennen?

J. Lohmann: Die Vielfalt macht diesen Bereich ebenso spannend, wie herausfordernd. Wir beliefern Kunden aus den Industriebereichen Kunststoffe, Energie, Katalyse, Galvanik beziehungsweise Oberflächenbehandlung, Automobil, Hygieneprodukte, Pflanzenschutz und Düngemittel, Bauchemie, chemische Synthese, Glas, Keramik, Pigmente und vielen weiteren. Zudem bieten wir Produkte an, die für verschiedenste Segmente übergreifend interessant sind. Dazu gehören Rieselhilfen für die optimale Verarbeitung von pulv­rigen Produkten, wässrige Lösungen für eine optimierte Herstellung wässriger Endprodukte bei unseren Kunden sowie Metallsalze zur Einstellung des optimalen pH-Werts oder zur Optimierung des Aktivgehaltes, um auch hier einige Beispiele zu nennen.

Sie verkaufen nicht nur Produkte, sondern bieten Ihren Kunden Problemlösungen und gemeinsame Entwicklungsschritte an. Wie hat man sich eine solche Kooperation vorzustellen?

J. Lohmann: Bei unseren Entwicklungsprojekten, die über unsere Standardreihe hinausgehen, unterscheiden wir verschiedene Stufen. Dies fängt bei kundenspezifischen Modifikationen bestehender Produkte an, zum Beispiel bezüglich chemischer und physikalischer Parameter wie Anpassung der Partikelgröße, des Füllgewichts oder des Staubverhaltens. Und geht bis hin zu umfangreichen Kooperationsprojekten mit dem Ziel von Produktneuentwicklungen. In jedem Fall setzen wir auf einen partnerschaftlichen und zielorientierten Austausch, in den ebenfalls unsere Experten aus den Fachabteilungen eng einbezogen werden.

In welchen Absatzmärkten sehen Sie derzeit die größten Wachstumschancen?

J. Lohmann: Wir werden die Vielfalt an Anwendungen entsprechend unserer Kompetenzen ausbauen, wo immer wir die Bedarfe unserer Kunden treffen. Wir werden in diesem Punkt flexibel bleiben und sind offen für immer neue Herausforderungen.
Meine Kolleginnen und Kollegen rund um Olaf Kirschnick, dem Leiter des Geschäftsbereichs Industrielle Anwendungen, sehen weitere Wachstumspotenziale insbesondere durch den gezielten Fokus auf einige Kernsegmente, wie Energiespeichersysteme, also unter anderem Latentwärmespeicher oder wiederaufladbare Batterien, Medizinprodukte und Synergisten für Flammschutzmittelsysteme.
Zudem wollen wir uns zukünftig noch stärker in Bereichen engagieren, die uns alle betreffen. So werden wir zu den Themen Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Recycling, Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung – vor allem in Bezug auf Energie, Wasser und Rohstoffe – Wasserqualität und Pflanzenschutz konkrete Projekte mit Partnern ini­tiieren.

Inwieweit haben sich die relevanten Märkte im Zuge der Covid-19-Pandemie verändert?

J. Lohmann: Die Pandemie trifft uns alle vor allem auf persönlicher Ebene. Natürlich gibt es auch Einflüsse auf unsere Geschäftsentwicklung, wobei wir im Bereich Industrielle Anwendungen derzeit von mehreren Faktoren profitieren. Die Marktsegmente, die wir bedienen, sind derart vielfältig, dass neben teilweise sinkender Nachfrage, wie zum Beispiel in Teilen der Automobilindustrie, es auch Bereiche gibt, die sich für uns positiv entwickeln. Dabei kommt uns unser Fokus auf Spezialchemie zugute, wie auch die Erschließung immer neuer Marktsegmente.

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