Wissensvermittlung leicht gemacht
Industrie-LMS soll die Standardlösung für die deutsche Prozessindustrie werden
Der norwegische LMS-Anbieter Munio hat im April seinen ersten Standort in Deutschland in Betrieb genommen, um die Kunden auf dem deutschen Zielmarkt besser erreichen und betreuen zu können. Oliver Pruys sprach mit Munios CEO, Eddy Robertsen, und dem Vertriebsverantwortlichen für Deutschland, Detlef Klomfass, über die Pläne für den neuen Standort.
CHEManager: In Norwegen ist Munio in der Chemiebranche seit vielen Jahren für seine Software-Lösungen bekannt. Was macht Ihr Unternehmen genau?
E. Robertsen: Wir automatisieren unnötige manuelle Prozesse. Munio bietet SaaS-Lösungen für die Prozessindustrie. Unser Kernprodukt ist LMS, ein System, das Learning Management und Access Management so miteinander verbindet, dass Zugangs- und Freigabeprozesse automatisiert ablaufen. Es lassen sich individuelle Anforderungen – zum Beispiel im Hinblick auf Arbeitsschutzunterweisungen – mit Zonen, Unternehmen oder ganzen Industrieparks verknüpfen. Das Personal kann die Kurse online absolvieren und erhält erst dann die benötigten Freigaben. Und das Ganze ohne komplizierte, aufwändige IT-Projekte, denn wir implementieren das System in 100 Stunden vollständig remote.
Mit dem neuen TAR-Modul, das wir gerade gemeinsam mit Inovyn Norge – einem Unternehmen der Ineos-Gruppe – und Bilfinger Industrial Services entwickeln, lassen sich zukünftig noch einfacher auch sehr großes Workforces für Turnaround-Projekte problemlos verwalten.
Warum haben Sie sich für einen neuen Standort in Köln entschieden?
E. Robertsen: Seit mehr als 20 Jahren sind wir mit unseren Produkten in Norwegen erfolgreich und inzwischen Marktführer. Unser LMS haben wir dort über Jahre gemeinsam mit der Industrie für die Industrie entwickelt und ausgebaut. Die Verbindung zum deutschen Markt besteht schon länger, schließlich zählen auch einige deutsche Unternehmen mit Standort in Norwegen zu unseren langjährigen Kunden – wie Wacker Chemicals oder HeidelbergCement. Auch in Deutschland sind wir bereits aktiv, wollten jetzt aber die Möglichkeiten für einen persönlichen Kontakt ausbauen. In Norwegen sind wir Teil des landesweit größten Chemieclusters Herøya Industripark, deshalb haben wir uns beim deutschen Standort auch bewusst für die Chemieregion im Rheinland entschieden. Und wir freuen uns, dass wir mit Detlef Klomfass die richtige Person gefunden haben, um den deutschen Markt zu erschließen.
Natürlich steht unseren deutschen Kunden das gesamte Team zur Verfügung – das ist der große Vorteil von Software as a Service. Aber mit Detlef Klomfass und Patrick Ramberg Singler, unserem VP Sales Europe, können wir ihnen jetzt auch Ansprechpartner direkt vor Ort zur Seite stellen.
Daneben erhoffen wir uns vom deutschen Standort aber auch Möglichkeiten zur Kollaboration und zum Knowledge Sharing. Deshalb sind wir bereits seit Anfang des Jahres Mitglied der 4. OPMC und demnächst auch Mitglied von ChemCologne.
Als erfahrener Vertriebler haben Sie sicher ambitionierte Ziele für Munios Zukunft in Deutschland. Wie sehen die aus?
D. Klomfass: Wir sind davon überzeugt, dass unser Industrie-LMS deutschen Unternehmen einen echten Mehrwert bietet. Durch die Automatisierung der Prozesse vereinfacht es das Zugangsmanagement erheblich. Dadurch können wir die manuellen Schritte von der Meldung des Bedarfs an externem Personal bis zur Werksausweiserstellung um bis zu 80 % reduzieren. Und das funktioniert bei kleinen Fabriken genauso wie bei großen Chemieparks. Allerdings gilt: Je mehr mitmachen, desto besser. Wenn Munio LMS zum Branchenstandard wird, können Kontraktoren und Personal künftig problemlos zwischen verschiedenen Standorten wechseln – und das spart Zeit und Kosten bei allen Beteiligten.
Wir haben gerade für Inovyn Rheinberg eine spezielle Fahrerschulung umgesetzt, die nun für alle deren Standorte gilt. Jeder, der eine dortige Anlage befahren will, muss die Schulung vorher online absolviert haben. Die Implementierung des Moduls erfolgte parallel für alle 18 Standorte in 7 Ländern und lief vollständig remote ab.
In solchen Automatisierungslösungen steckt großes Potenzial auch für Unternehmen in Deutschland, und wir planen, in unserem Bereich Marktführer zu werden. Denn wir haben das LMS für die deutsche Prozessindustrie. In Norwegen ist Munio LMS bereits Branchenstandard, und in unserer Vision wird es das zukünftig auch in Deutschland sein. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen. Aber wir arbeiten mit vollem Einsatz auf dieses Ziel hin. Und wir werden weiter wachsen, denn unsere Kunden sind international aufgestellt, dem müssen wir Rechnung tragen.
Deutschland ist nicht gerade als Vorreiter in Sachen Digitalisierung und Automatisierung bekannt. Wieso glauben Sie, dass Ihre Lösungen sich hier durchsetzen lassen?
D. Klomfass: Die Entwicklungen – nicht nur – in der norwegischen Arbeitswelt im Hinblick auf den Fachkräftemangel haben gezeigt: Der Einsatz von Personalressourcen muss optimiert werden. Allein um den Status Quo zu halten, müssten wir die Arbeit bereits jetzt 40 % effizienter gestalten. Ganz zu schweigen davon, wie weit wir die Kapazitätsverluste reduzieren müssen, um den Status quo positiv zu verändern. Dafür muss die unproduktive Arbeitszeit der Workforce erheblich verringert werden. In Norwegen trägt unsere Software branchenweit zur Lösung dieses Problems bei. Und wir gehen davon aus, dass die Situation in Deutschland genauso aussieht und genauso gelöst werden kann.
Wir sind ein skandinavisches Unternehmen, und als solches mögen wir es unkompliziert. Munio LMS ist unkompliziert. New Work ist bei uns nicht nur eine Worthülse. Während andere noch über Digitalisierung reden, sind wir schon einen Schritt weiter. Und dieser Schritt ist unserer Ansicht nach auch für Deutschland essenziell, um die Prozessindustrie maßgeblich voranzubringen.