Digitalisierung in der Chemiebranche
Wie der Einkauf den Wandel beschleunigt
Industrial Internet of Things (IIOT) und Industrie 4.0 sind in der chemischen Industrie längst keine Fremdwörter mehr – die digitale Transformation hat in der Branche Fahrt aufgenommen. Dabei ist der Grad der Automatisierung in der Chemiebranche schon seit Jahren hoch, sie ist fokussiert auf Prozessoptimierung und Ressourceneffizienz. Eine Produktion ohne Rechnerunterstützung wäre dort nicht mehr denkbar. Strukturierte Daten bilden heute die Basis für das Zusammenspiel von IIOT und künstlicher Intelligenz. Das sichert eine hohe Produktivität und Verfügbarkeit in der Produktion und gewährt Sicherheit, Flexibilität und Nachhaltigkeit.
Das Implementieren neuer Systeme in Anlagen ist jedoch nur die eine Seite der digitalen Transformation in der chemischen Industrie. Auch die enge Verzahnung von Supply Chain, Vertrieb, Marketing und Kundenmanagement trägt entscheidend zum Erfolg eines Unternehmens bei. Dafür ist es wichtig, auch die Digitalisierung interner Prozesse voranzutreiben. Der Einkauf spielt dabei eine entscheidende Rolle – wie in vielen anderen Unternehmensbereichen lösen auch hier neue Ökosysteme veraltete Systeme und Prozesse ab.
Industrie 4.0 ist kein Selbstläufer
Damit die digitale Transformation jedoch allumfassend gelingt, ist es laut der Untersuchung „1.0-Welt aufräumen: Platz für Neues schaffen“ des Bundesverbands Materialwirtschaft und Logistik (BME) notwendig, dass alle Unternehmensbereiche zusammenarbeiten: „Die diesjährigen Umfrage-Ergebnisse zeigen deutlich, dass Industrie 4.0 kein Selbstläufer ist. Damit die digitale Transformation ganzer Wertschöpfungs- und Lieferketten gelingt, müssen Einkauf, Supply Chain Management und Logistik die damit verbundenen Innovationen gemeinsam vorantreiben“, sagt BME-Hauptgeschäftsführer Silvius Grobosch. Das gelte insbesondere für den Einsatz digitaler elektronischer Lösungen.
Kostentreiber in den Griff bekommen
Eine wichtige Rolle spielt dabei jedoch nicht nur die Beschaffung produktionsrelevante Güter, sondern auch der sog. Tail Spend – also der Einkauf von Produkten, die für die Aufrechterhaltung des Arbeitsalltags wichtig sind: Zum Beispiel IT-Zubehör wie Computermäuse und Laptop-Taschen, Papier und Heftklammern oder Produkte wie Kaffeebohnen, Reinigungsmittel und Küchenrollen. Tail-Spend-Einkäufe fallen bei allen Betrieben der Chemiebranche an, unabhängig davon, wie groß diese sind. Zwar entstehen hier oft nur 20 % der Ausgaben, diese werden aber auf 80 % der Lieferanten aufgeteilt. Denn durch eine Vielzahl an Bestellungen summieren sich schnell eine Reihe von Produkten sowie eine Vielzahl an Händlern, Abrechnungen, Zahlungskonditionen, -fristen und Reklamationen. Das alles zu managen kann sehr viel Zeit und wertvolle Ressourcen kosten.
Ein Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter im Unternehmen eine Computermaus kauft, betragen die Kosten nicht nur 5 EUR netto für das Produkt selbst, sondern die Gesamtkosten können sich auf bis zu 181 EUR belaufen, abhängig von der Größe des Unternehmens. Laut Karsten Machholz, Professor an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, können die zusätzlichen durchschnittlichen Nebenkosten, die zu den 5 EUR hinzukommen, bis zu 176 EUR ausmachen. Je nach Unternehmen enthalten diese Kosten die Zeit, die Mitarbeiter mit Produktrecherche, Angebotsvergleich, Lieferantenauswahl und -qualifizierung, Genehmigungs-Workflows, Bestellabwicklung sowie Buchhaltung und Rechnungsverbuchung verbringen. Dabei entfällt in vielen Betrieben die meiste Zeit auf die Produktrecherche, die Lieferantenauswahl und -qualifizierung sowie auf die Buchhaltung und Rechnungsverbuchung.
Prozesse optimieren
Ein Onlineshop wie Amazon Business kann Unternehmen dabei helfen, das Problem zu lösen und Tail-Spend-Management effizient zu gestalten. Aus diesem Grund arbeitet die Flint Group, der weltweit zweitgrößte Druckfarbenhersteller, mit Amazon Business zusammen. „Mit Amazon Business haben wir unseren Tail-Spend einfacher und effizienter gestaltet. Der Dienst ließ sich problemlos in unsere bestehenden Systeme integrieren. Da viele Mitarbeiter auch privat Amazon nutzen, entfallen Zeit und Aufwand einer zusätzlichen Schulung. Das ist ein großes Plus für ein internationales Unternehmen wie unseres“, erklärt Göktürk Simsekol, Transformation Director bei der Flint Group. Einkäufer von verschiedenen Standorten und Abteilungen können hier mit eigenen Accounts auf Amazon agieren und selbständig Bestellungen aufgeben. Ein Einkaufsrahmen und vorher festgelegte automatisierte Freigaben regulieren die Bestellprozesse. Durch einen zentralen Account behält der Chefeinkäufer (Chief Procurement Officer, CPO) stets den Überblick über Bestellungen und die damit verbundenen Kosten. Zudem können Produkte wie Möbel, Dekoration oder Sicherheitsausrüstung vom Einkauf ausgeschlossen werden, wenn sie nicht in Einklang mit den Unternehmens- und Designrichtlinien stehen. Durch diesen schlanken, effizienten Prozess werden Einkaufsabteilungen entlastet – und gleichzeitig wird Wildwuchs bei den Bestellungen verhindert.
Der von Deloitte durchgeführte Global CPO Survey 2019 betätigt die Nutzung von Applikationen für die Automatisierung operativer und taktischer Prozesse: 68 % der befragten Einkaufsleiter nutzen bereits innovative Technologien. CPOs müssen aber ihre individuelle Strategie finden, um ihre Ziele mit digitalen Ansätzen beim Prozess, Lieferanten und Risikomanagement noch besser umzusetzen. Ein Onlineshop für Tail-Spend-Management kann hier unterstützend wirken.
Einkaufsabteilung zukunftsfähig ausrichten
Zudem kann eine digitale Beschaffungslösung dazu beitragen, eines der Hauptziele im Einkauf zu erreichen: die Reduktion von Kosten. Wie eine Untersuchung der Unternehmensberatung The Hackett Group 2019 ergeben hat, können typische Beschaffungsorganisationen durch den vollständigen Einsatz digitaler Tools ihre Betriebskosten um bis zu 45 % senken. Hier lassen sich große Effekte erzielen, zumal sich ein Onlineshop ohne aufwendige technische Implementierung und IT-Maintenance nutzen lässt.
So eröffnet die Digitalisierung auch Chefeinkäufern in der Chemiebranche die Chance, ihre Einkaufsabteilung zukunftsfähig auszurichten – mit dem Einsatz von B2B-Onlineshops zur Minimierung der Komplexität der Prozesse sowie zur Optimierung von internen und externen Kosten. Unternehmen sollten daher diese Möglichkeiten nutzen und sich mit digitalen Beschaffungslösungen fit für die Zukunft machen.
Literaturangaben können beim Autor angefordert werden.
Autor: Florian Böhme, Amazon Business
ZUR PERSON
Florian Böhme (43), verantwortet seit Dezember 2016 als Direktor den Geschäftskunden-Service Amazon Business in den Regionen DACH und CEE. Der studierte Kaufmann (Diplom-Betriebswirt) mit MBA-Abschluss an der Open University Business School kam im Jahr 2008 zu Amazon und hatte seither unterschiedliche Positionen u. a. in den Bereichen Elektrogeräte und Media inne. Seine berufliche Karriere begann Florian Böhme beim Handelsunternehmen Karstadt sowie in unterschiedlichen Vertriebs- und Marketingpositionen bei Bauknecht/Whirlpool.