Strategie & Management

100 Jahre Handel mit Chemikalien

Interview mit Peter Stockmeier über die Herausforderungen für ein Familienunternehmen

13.10.2020 - Gestartet als regionales Handelshaus, gehört Stockmeier heute europaweit zu den führenden Chemikalienhändlern.

Die Stockmeier-Gruppe ist ein Familienunternehmen in der dritten Generation, das sich in 100 Jahren von einem regionalen Handelshaus zu einer internationalen Unternehmensgruppe entwickelt hat. Heute umfasst die Gruppe Unternehmen, die in Distribution, Produktion und Dienstleistungen rund um die Chemie tätig sind. Um mehr zur Strategie und den Zukunftsplänen der wachsenden Unternehmensgruppe zu erfahren, befragte Birgit Megges Peter Stockmeier, den geschäftsführenden Gesellschafter der Stockmeier-Gruppe.


CHEManager: Herr Stockmeier, Sie führen in dritter Generation das Familienunternehmen. Was unterscheidet Ihrer Meinung nach Stockmeier von Ihren Mitbewerbern?

Peter Stockmeier: Die Antwort darauf ist in ihrer Frage enthalten. Wir stehen für 100 Jahre Familientradition. Unser Denken ist stets langfristig ausgerichtet. Auf Grund unserer flachen Struktur, sowohl auf Gesellschafterebene als auch innerhalb der Firmenorganisation, sind wir schnell in unseren Entscheidungen. Unsere Erträge werden thesauriert, Grundlage für eine gesunde Kapitalausstattung. 

Unsere Diversität unterscheidet uns ebenfalls vom Wettbewerb. Neben unserer größten Einheit, dem Chemikalienhandel, stellen wir unter anderem Klebstoffe, Reinigungsmittel, Textil- und Papierhilfsmittel sowie Aromen für die Lebensmittel­industrie her. Dadurch haben wir eine extreme Risikostreuung hinsichtlich der Produkte und Märkte und keine Klumpenrisiken.

„Die letzten zwei Jahrzehnte waren geprägt von Internationalisierung, schnelleren Prozessen und Dynamik in der Konsolidierung der Märkte.“


Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? Was ist Ihnen besonders wichtig im Umgang mit Ihren Mitarbeitenden?

P. Stockmeier: Nach meinem Führungsstil sollten Sie am besten meine Kolleginnen und Kollegen befragen. Auf jeden Fall gilt: Unsere Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital. Jeder einzelne leistet seinen Beitrag zum heutigen Unternehmenserfolg. Auf diesem Bewusstsein beruht mein Führungsstil. Vor einigen Jahren haben wir gemeinsam mit allen Führungskräften Leitlinien erarbeitet und auf die Werte Vertrauen, Mut, Leidenschaft, Respekt, Nachhaltigkeit und Verantwortung als Basis für unser tägliches Handeln definiert. Dass unsere Werte gemeinsam erarbeitet und nicht einseitig durch die Geschäftsleitung vorgegebenen wurden, war mir dabei besonders wichtig. Wichtig ist mir, zuzuhören und einen von Respekt und Vertrauen getragenen Führungsstil vorzuleben.

Sie haben erfolgreich die Internationalisierung von Stockmeier angestoßen. Welche Ziele haben Sie diesbezüglich bereits erreicht? Wo soll in den nächsten Jahren „die Reise“ hingehen?

P. Stockmeier: Im Chemiehandel haben wir eine nahezu flächendeckende Marktbearbeitung in Europa mit eigenen Betriebsstätten durch organisches Wachstum sowie Akquisitionen erreicht. 
Klebstoffe vertreiben wir weltweit mit Produktionsstätten unter anderem in Nordamerika. 
Textilhilfsmittel verkaufen wir in Asien, Aromen zum Beispiel im Nahen Osten oder durch unser erfolgreiches Vertriebsbüro in Moskau im russischen Markt. 

Im Handel wollen wir unsere weißen Flecken auf der europäischen Landkarte bearbeiten und werden dies primär durch Akquisitionen vorantreiben. In Deutschland versuchen wir, unsere führende Position durch gesundes organisches Wachstum zu untermauern. 

Kann man generell Internationalisierung und Wachstum als Ihre Strategie für den langfristigen Erfolg bezeichnen?

P. Stockmeier: Eine Firma, die nicht wächst, wird es langfristig schwer haben. Es gibt immer Produkte oder Marktsegmente, die unverschuldet wegbrechen. Wenn man dies nicht kompensieren kann, geht es in die falsche Richtung. Unser starkes internationales Wachstum der letzten Jahre hat auch zu Fragen innerhalb unserer deutschen Organisation geführt. Für mich gibt es keine Zweifel, dass wir unseren großen Prinzipalen und international tätigen Kunden Service aus einer Hand geben müssen. Dies stärkt dann auch unsere Wurzeln, nämlich das deutsche Geschäft.

„Eine Firma, die nicht wächst, wird es langfristig schwer haben.“


Wie stellen Sie sicher, dass Stockmeier gut für die Zukunft aufgestellt ist?

P. Stockmeier: Die kommende Generation wird in ihrem Arbeitsleben geprägt sein von Digitalisierung, neuen Kommunikationswegen und veränderten Arbeitswelten. Dies gilt es zu unterstützen und zu fördern. Dass unsere Nachwuchskräfte dabei eine zentrale Rolle spielen werden, versteht sich von selbst.

Jede Generation in der Unternehmensführung hatte mit zeitspezifischen Herausforderungen zu kämpfen? Was sind die größten Herausforderungen für Ihre Generation?

P. Stockmeier: Die letzten zwei Jahrzehnte waren geprägt von Internationalisierung, schnelleren Prozessen und Dynamik in der Konsolidierung der Märkte. Corona ist nun omnipräsent und wird unser Leben nachhaltig verändern. 

Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft Ihrer Unternehmensgruppe?

P. Stockmeier: Wir wollen unseren Mitarbeitern und ihren Familien auch in Zukunft eine sichere Lebensbasis bieten. Dafür ist der wirtschaftliche Erfolg natürlich eine Grundvoraussetzung. 
Wir sollten immer schön auf dem Teppich bleiben und unsere Kunden und Lieferanten in den Mittelpunkt aller Aktivitäten stellen. Dann brauchen wir uns keine Sorgen um eine erfolgreiche Zukunft machen. 
Ganz persönlich würde ich mich sehr freuen, wenn auch die vierte Generation meiner Familie aktiv in der Firma mitwirken würde. 

Kontakt

STOCKMEIER Holding GmbH

Am Stadtholz 37
33609 Bielefeld
Deutschland

+49 (0)521 3037-0
+49 (0)521 3037-159